Montag, 7. Mai 2007

nope.

nach begeisterter lektüre des von bov verlinkten textes jetzt sehr sehr schockiert über den link im impressum von hor.de, der einem den blognamen brutal um die ohren schlägt. mich macht dieser autorenkunstgriff so dermassen wütend, dass ich das blog nicht mehr lesen werde. mich vorm erneuten lesen erst mal wieder beruhigen musste. (file under: irrationales)

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https://hotelmama.twoday.net/stories/3700532/modTrackback

bov - 7. Mai, 23:07

ich verstehe nicht. wut worauf?

alex63 - 8. Mai, 00:05

schätz mal es ist folgendes

unter dem animierten bild ist ein link, das zu einem eingescannten spiegelartikel führt. von dem hat der weblogautor anscheinend den untertitel seines weblogs. der sich eigentlich ganz gut anhört im zusammenhang mit dem artikelinhalt allerdings ziemlich pervers/widerwärtig/geschmacklos erscheint. der autor hätte die quelle des untertitels besser für sich behalten.
bov - 8. Mai, 00:27

Das mit dem Link zum Spiegel-Artikel habe ich verstanden.
Zu Ihrer Vermutung, alex63: "eigentlich ganz gut anhört" ist eine hübsche Formulierung. "Buchenwald" zum Beispiel, das hört sich doch eigentlich ganz gut an, nicht? Pervers/widerwärtig/geschmacklos ist, wer auf die andere Bedeutung hinweist? Und hätte das besser für sich behalten?
Sie kennen den Autor nicht, und Sie kennen seine Arbeit nicht. Sonst wüssten Sie, dass der Untertitel des Weblogs, der so harmlos daherkommt, nur eine Funktion haben kann: Gedenken. Vielleicht sogar: Einem anderen Schreiber zu gedenken.
alex63 - 8. Mai, 13:35

on second thoughts ist das einleuchtend. aber ich finde, man hätte den leser besser darauf vorbereiten können. der sprung von dem scheinbar harmlosen untertitel zu der grauslichen erklärung trifft den erstmaligen leser, für den das impressum ja eine erste anlaufstelle ist, unvorbereitet. der klatschende junge in dem animierten bild hift da auch nicht gerade. das hat mich auch schon irritiert. lässt sich der autor da beklatschen? war mein erster unwillkürlicher gedanke. das kann doch nicht sein mein zweiter. gedenken hat auch was mit angemessenheit zu tun. da weblogleser weblogautoren oft nicht kennen, sollten blogschreiber auch etwas rücksicht auf ihre leser nehmen. wenn sie verstanden werden wollen.
Casino - 8. Mai, 21:35

ja, angemessenheit, das trifft es. mir war der schock zu groß, ich brauch den nicht bei kindesmisshandlungen, die sind auch so entsetzlich.
dirk.schroeder - 8. Mai, 00:27

Du unterstellst mir Zynismus. Du irrst dich. Ich empfinde unsere Menschenwelt als entsetzlich und begreife kaum, wie wir in ihr und über sie sprechen und schreiben. Wie die Sprache uns eine ganz andere Welt macht. Ich werde an dieser Sprache irre, wie man aus meinen Notizen sieht.

"Nachts stehe ich nicht auf, um heimlich zu trinken", ist nicht der Name des Blogs, sondern ein darunter gestelltes Zitat. Ich widme dieses Blog dem toten Nicolas, einem Opfer des Schreibens, um ihn nicht zu vergessen. Die Kopie des Artikels habe ich nur darum dazugestellt, weil viele Leser meinten, mit dem Satz zeigte ich mich als 'trockener Alkoholiker', was mir Sympathien einbrachte, die ich nicht verdiente. Ein Kunstgriff ist das nicht.

Schade, dass es nun so wahrgenommen wird. Ich sehe ein, dass das meine Schuld ist. Ich will ja verstanden werden. Sorry.

bov - 8. Mai, 00:28

Ja, Scheiße, da haben wir uns überschnitten.
Casino - 8. Mai, 21:49

na, immerhin hast du mich wirklich erschreckt mit der nicolas-geschichte, die ich jetzt nie mehr vergessen werde, aber dieses kind ist kein opfer des schreibens, sondern opfer einer brutalen sadistischen person gewesen. deinen gedanken verstehe ich vollkommen, aber ich würde diesem jungen nicht mit einem satz gedenken, der zeichen für seine totale niederlage gewesen sein muss, denn du willst doch dem jungen ein blog widmen, und nicht dem schreiben als aussichtslosem versuch, oder nicht?
Casino - 8. Mai, 08:31

mich hat dieser link aus dem nichts voll erwischt gestern, ich sah nur den lichtjährigen unterschied zwischen dem los des kindes und dem zweck eines weblogs, der erschien mir nicht tragbar. das kind war ein schreibender nur im sinne, dass er schrieb, der sadistische zwang dahinter überdeckt den akt des schreibens imo. und bov, nein, das benennen ist selbstredend notwendig und nicht zynisch, d'accord, aber hier wird es benutzt für einen zweck, der über dem schock das gedenken vergessen lässt, vielleicht bin ich da aber auch nur überempfindlich. buchenwald ist anders, weil es jeder kennt, dein vergleich humpelt da etwas. ich denke bei hor.de über die mögliche bedeutung des sätzchens nach, hierhin und dahin, entspannt, dann bekommt der satz durch diesen schrecklichen zusammenhang eine bedeutung, die im satz selber keinster weise intendiert oder auch nur abzuschätzen ist, sodass mein nachdenken oder rätseln mit einer ohrfeige endet, in einer art scham. das aber habe ich als lesende nicht verdient, da wird mit meiner unvoreingenommenheit, die der sprache dummerweise inhärent ist, auf doch zynische weise umgegangen. das meinte ich, das hat mich wütend gemacht. muss jetzt los, logopädie mit kindern und ikea, denke das heut abend nochmal auseinander alles, und, dirk schroeder: ja schade, ich glaub dir ja, das es nicht so gemeint war, vielleicht mein fehler.

bov - 8. Mai, 11:23

hm, ich versteh die empörung immer noch nicht so ganz.
aber vielleicht gibt es da auch große unterschiede in der auffassung davon, was der zweck eines weblogs sei.
Casino - 8. Mai, 21:29

(10 zeilen gelöscht, weil die hab ich schonmal gesagt)

ja nee, gedenken ist ein guter zweck, aber mit den mitteln habe ich schwierigkeiten. ein blog kann bestimmt auch mahnmal sein, es gibt ja auch gedenktafeln in anderen kulturellen begegnungstätten, erinnern ist notwendig, das wird ja fast nur nebenbei erledigt.

aber dass dirk schroeder das riesige gefälle zwischen text und kontext ausnutzt, um mich richtig blutig auf die nase fallen zu lassen, das hat mich geärgert, und ich hab geweint, ohne scheiss, ich kann da schlecht umgehen mit diesen geschichten.
blogger.de:kittykoma - 8. Mai, 11:00

ok., jetzt habe ich es endlich verstanden. toleranz beiseite, ich finde es geschmackslos. littérature cruelle ist in zentraleuropa im 21. jahrhundert nichts als eine pose, ein etikett. was haben wir denn erlebt außer den meist sorgfältig therapierten kleinen höllen in uns und dem zusammenbruch des neuen markts? wir lesen spiegel online.
und: ich entschuldige mich im voraus für diese scharfe stellungnahme, das mache ich ungern in fremden blogs, aber hier war sie nötig.

etcpp (Gast) - 8. Mai, 11:39

Ich habe die ganze Nacht beinahe durchgearbeitet, bin erschöpft und viel zu weit geöffnet, habe vorhin gelesen und jetzt dreht sich die ganze Zeit diese eine Frage in meinem Kopf, ein irres Mantra, ob es denn tatsächlich so ist, dass allein schon das Überleben entrechtet.

bov - 8. Mai, 13:28

lektüre welches verlinkten textes eigentlich? (sind ja zwei verlinkt.)

Casino - 8. Mai, 21:31

beider, der zitatesammlung wie dem benjamin-netzgedanken, ich kannte schroeders blog noch nicht und finds gut, mit fettem abstrich.
kid37 - 9. Mai, 15:05

Hm. Ist es "Gedenken" oder ist es eigentlich eine "Aneignung"? Man denkt ja, es sei ein Satz des Autors, aber es ist doch der Satz des kleinen Jungen. Wird ihm der auch noch genommen? Um das hinkende Beispiel mit Buchenwald kurz aufzugreifen: Darf ich mir einen gelben Stern annähen, in der Absicht, auf grausames Unrecht hinzuweisen?

Auf mich wirkt die kommentarlose Verlinkung/Zusammenstellung von Satz, Link und Animation unglücklich. Andererseits war ich durch die Diskussion hier vorbeeinflußt.


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