(beloved love)

...

man weiß es ja nicht. das leben mit ohne herz klingt hohl, wenn man singt, und das lachen hat ein echo, das man zuerst nicht erkennen kann, später lacht man ein bisschen lauter und länger. dann, hopefully, vergisst man einfach. alles, was war, ist und sein wird. sublimierung ist schließlich auch eine königsdisziplin.

(vigilien und frau berg)

...

abends um halb elf der anruf vom gregorzwilling: "mama, ich liebe dich sehr. tschüss!". dann hat er wieder aufgelegt.

...

der mann, sechziger, der eine lange beziehung schrittweise beendet hat, weil sie zu keiner richtigen lebenspartnerschaft geworden ist, zu einer frau, die nicht mit ihm und nicht ohne ihn leben will, eine sich ziehende getrennt-aber-trennung, und der seit ein paar wochen mit klarheit und neugierde bei parship sucht, dieser mann erkennt bei seinem ersten parshipdate die frau, mit der er leben wird, ebenfalls sechzigerin. die beiden stehen um 22uhr knutschend auf dem s-bahnsteig, am tag ihres ersten dates, da steht plötzlich seine exfreundin vor ihnen, auf dem gleichen bahnsteig, zur gleichen uhrzeit, und sieht den kuss.

(it gets better)

option 1

in letzter zeit ein paar mal anderen und über diesen umweg auch mir meinen merkwürdigen status versucht zu erklären: in einer affäre, aber trotzdem noch operativer single. mir selber scheinen ganz pragmatisch die lebensumstände von größerer relevanz als die gefühlslage, die genauer zu ergründen kaum lohnt bei dieser abmachung, ja aber ist es denn eine abmachung, das bis-hier-und-nicht-weiter, oder doch einfach die erkenntnis, dass diese art liebe nicht reicht für diese art leben, eine ins faktische versteckte einsicht? oder wächst liebe erst gar nicht, wenn die überzeugung so fest ist, es gäbe keinen platz für sie?

– es glatt auslaufen lassen, keine widerhaken ausfahren, den herzenshunger auf die beziehung unberührt lassen, der ist nicht gemeint hier, und trotzdem schmeckt es großartig. aber die gefühle! sagen die freunde, ich könnte das nicht, wie soll das gehen, du wirst dich verlieben! nein, sage ich, oder ja, warum auch nicht, es gibt seit dem aufkommen der liebesheirat so eine romantische vergötterung der liebe als einer himmelsmacht, vor der man sich immer gleich platt auf den boden werfen muss, dabei hat sie doch ohne die elemente dauer, alltag und gegenseitigkeit kaum verankerungen im realen. sie geht wieder weg.

das herz schwankt kurz und man schließt die augen, weil das gesicht des anderen plötzlich präsent scheint, mit der wärme und der nähe und mit diesem blick, ja, es wird blaue flecken geben, vielleicht auch größere. ich habe sowieso klarere erinnerungen an den umgang mit liebeskummer als an den mit der liebe, sie sind abrufbarer und haben einen rezeptregister eingebaut, whisky, schokolade, freundinnen, neue männer.

und dann sagt der teil von mir, den ich als schöner und stärker imaginiere: ja, aber es hat funktioniert! die maschine ist aus, die immer die projektionen macht, der mann ist bald weg und du glaubst ihm, dass er das will. es könnte klappen. über die keimende melancholie total erleichtert sein, sonst wäre diese effizienz doch erschreckend. (neulich eine alleinerziehende mutter auf dem schulweg, als ich ihre organisation bewundere: "ja aber will ich das später sagen von meinem leben: es war gut organisiert?")

verdacht: mit traumwandlerischer sicherheit von eigenen bedürfnissen absehen, weil sie einem so unrealisierbar scheinen, aufgegeben haben, erleichtert sein darüber, dass das kämpfen nicht lohnt. ich kenne diesen blinkenden funken auf der rückseite der logistik genau: die angst, das es doch nur darum gehen könnte, nicht genug geliebt zu werden. die unruhe, ob man selber noch so richtig lieben kann, ob man nicht doch wie früher sich werfen sollte in die unvernunft, ohne seil und notfalls ohne den anderen. ob man liebe noch übersetzen kann in den alltag. mit dem blinken prima leben können, es für menschlich und nicht für neurotisch halten. überhaupt eigentlich ein prima leben haben.

aber.

...

hochzeiten! die braut wunderschön, drei wochen oder so vor der geburt, aber was ein bisschen an einem rüttelt, wenn man in letzter minute und ungekämmt auf so einer trauung punktlandet, das ist dieser blick auf das ergebnis wochenlanger planungen, logistischer kunstgriffe, von gängen zur schneiderei und überlegungen über haartrachten und blumenauswahl, die nassen augen, das herzklopfen der brautleute, während man selber mühe hat, die von der standesbeamtin geforderte sammlung hinzukriegen. der gegensatz! man könnte sagen, dass diese hochzeit nicht in ganzer pracht bei mir angekommen ist, aber letztendlich macht ja der pool an gegensätzen solche parties spannend.

...

it is so long since my heart has been with yours

shut by our mingling arms through
a darkness where new lights begin and
increase,
since your mind has walked into
my kiss as a stranger
into the streets and colours of a town --

that i have perhaps forgotten
how, always(from
these hurrying crudities
of blood and flesh)Love
coins his most gradual gesture,

and whittles life to eternity

-- after which our separating selves become museums
filled with skillfully stuffed memories

(ee cummings)

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