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grad einen referrer von diesem post bekommen, sofort ja, aber... denken, als wäre es ein kommentar, so als ankommender text, unbhängig von intention und kommunikationswegen.

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Direkt vor mir am Hockeyfeld ruft der Mann seinen Sohn zu sich und zischelt ihn an, er habe irgendwas nicht gut genug gemacht. Der ganze Habitus, die öffentliche Schelte, wie er uns Müttern (bin Hockey-Mutter, bei Turnieren brülle ich Ro-Ro-Rotation!) dabei den Rücken zuwendet, wissen muss, dass er gehört wird, dass sein Kind vor Zeugen relativ grundlos zurechtgewiesen wird, wie er trotzdem meckert mit einem scharfen Unterton in seiner Stimme, der von nicht abzulegender Gewohnheit spricht, zu mir spricht, gleich immer den ganzen Genotypus sehen, die Beziehungen zwischen solchen Vätern und ihren Kindern haben ein eingebautes Gefälle, als Machtdifferenz oder als sonstige festgebaute Abhängigkeit, sie tritt in vielen feinen Formen ans Licht, aber sie ist immer hörbar und sichtbar in den dicken Nebenwegen der Sprachvermittlung, Tonfall, Gestik, Mimik und Stimmführung als eine von Alltag und Gegenwart losgelöste Kommunikationsform, die immer noch ein Bedürfnis mittransportiert, nach Genugtuung oder Rache oder was auch immer, eine vom Kind nicht gesprochene und nicht begriffene Sprache, ein klebriger Film.

Wie dann in derselbe Sekunde der Charme, die schicke Grauhaarigkeit, die schöne Männerklamottung, das Spiel mit Lächeln, Blicken und kleinen Bemerkungen, das großartige und von mir sehr geliebte davor eines Flirts mit einem Mal verpufft, eigentlich richtig altmodisch zerstoben ist durch den Lufthauch meines lauten Seufzers.

Aber in echt fühle ich mich nach sowas immer ein bisschen wie Calamity Jane, die den Pulverdampf vom Lauf pustet. Byebye.

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bei mir läuft zweimal täglich die waschmaschine, ich esse manchmal reste und ich habe immer ein eastpacktäschchen dabei mit dem nötigsten pflastermaterial, und einen anorak (stirntatoo).

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Dieses Jahr ein entgegenkommendes Astrid-Lindgren-Faschingsthema, trotzdem jede Menge Drachen, Prinzessinnen und Hexen im Kindergarten heute morgen. Obwohl die allererste Frage am Morgen "wann färbst du mir die Haare, Mama??" war, verweigern die Zwillinge dann doch das Haarefärben, obwohl es wieder abgehen soll mit Shampoo, "es ist mir zu peinlich", sagt David. Und ich dachte immer, das mit der Peinlichkeit beim Verkleiden beginne erst im hohen Alter, erinnere mich dann aber noch an die ersten Faschingskostüme des Größeren: Zuhause begeistert und so komplett wie möglich eingekleidet, auf dem Weg zum Kindergarten Stück für Stück alles wirklich auffällige wieder entfernt. Im Kindergarten kann ich ein Foto schiessen mit 5 Michels nebeneinander, im Hintergrund sausen Pippis und die anderen Zwillinge des Kindergartens mit rosa Kleidchen durcheinander.

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grad auf dem kollwitzmarkt einer schönen dame ausgewichen, die mit einem unglaublich genervten gesichtsausdruck im hier-komm-ich-modus mit designerkorb durch die massen stieß, kawumm. perfekte wahl von zeit und ort für öffentliches drama.

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Manchmal kann man den Synapsentanz noch beobachten, während er einen schon überrollt.

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Auf der Party ebenfalls meine Ausgehfrage gestellt: Eine Frau ging nur einmal aus pro Woche, die lebt mit Freund zusammen, alle anderen 3 bis 5 Mal pro Woche, wobei abends Essen gehen mit-, tagsüber kurz Kaffetrinken aber nicht mitgerechnet worden ist. Keiner der Befragten hat Kinder, keiner ist übermässig reich oder jung.

Ich selber bin mit 1 bis 2 Ausgängen vollkommen ausgelastet, zeitlich und finanziell, fühle mich aber auch etwas aus dem Stadtgeschehen herausgenommen, das geht so an mir vorbei, Berlinale grade total. Und früher! Alles, alles mitgenommen, jeden verkorksten ungarischen Untertitelfilm, das kutane Flattern der ganzen Halbpromis, das Herumgucken, diese Kulturtrunkenheit (sorry) genossen und für würklich, wirklich wichtig befunden. Jetzt würde ich da hingehen (aaber früher konnte man durch den verschneiten Tiergarten in die schwangere Auster stapfen zur Berlinale, mit ihrem großen Foyer voller Leute, oder sich ins Quasimodo am Delphi setzen, es war weniger international früher, das Festival war geprägt durch das abseitige Berlingefühl, jetzt scheint alles austauschbarer) – also dahingehen, nur um das Gefühl von früher zu reproduzieren, das Kribbeln und die sinnfreie Aufgeregtheit, au Jugend.

Nur knapp nicht "oh Jugend" geschrieben.

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Es ist so, dass man den Unterschied zwischen Landliebe- und Fabrikmilch tatsächlich deutlich schmecken kann, wie auch die paar Fettprozente mehr den inneren Blick öffnen für die ganze glückliche Kuh auf ihrer Bioweide.

Am 14.2. hat jetzt eine liebe Freundin immer Geburtstag, das bessert die Grundstimmung.

Auf ihrer Party ist mir aufgefallen, dass viele Frauen in meiner Umgebung plötzlich radikal dünner geworden sind. Ich hatte dann schon die Lätta im Einkaufswagen, und das Knäckebrot, und den Hüttenkäse, you know, bis mir das aufgefallen ist, dieser Rückgriff auf Repräsentanz, der Schutz der Schönheit, zumindest vor dem Blick rettet sie einen. Weniger Körper haben. Die Konkurrenz ist entspannt, wir stehen da ja drüber, aber es bleibt mehr als nur ein Accessoire.

Überhaupt schön, wenn die in Auszügen bekannten Lebensituationen, also berufliche oder private Entwicklungen, Siege oder Niederlagen als somewhat wärmender Bodensatz immer unter den Gesprächen liegt, Vertrauen schafft, kleines Lächeln bringt, für ein Wiedererkennen sorgt, für Wohlwollen. Auch ein Gefühl, dass ich lange nicht mehr hatte, etwas souveränes.

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Übrigens ist Rainald Goetz wieder im Netz unterwegs, und er hat nur eine Subscriberin bei Bloglines! Erste!

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Doing this will destroy all data on the disk (über tagesschau)

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reizend von hermes: er bringt das langersehnte weihnachts/oster/etc-geschenk am geburtstag des exgatten, der zufällig auch der geburtstag eines anderen uralt-exes (1985ff) ist. datum wird jetzt neuformatiert.

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oh by the by
has anybody seen
little you-i
who stood on a green
hill and threw
his wish at blue

(71, cummings)

noch am nachmittag hat das kind sehr froh gefragt, ob es denn immer noch der gummibandkönig sei? ja! natürlich, sagt mutter, sowas bleibt man. dann ist ihm seine weingummischlange in den dreck gefallen, um 16.03, und er begann ein seehundheulen, das bis eigentlich jetzt gerade (20.00) nicht mehr wirklich einzudämmen war. weil er eine neue schlange wolle, weil er etwas wolle, was sein bruder nicht bekommen dürfe, als ausgleich, dann ist die mutter mit erhobenen händen in die unbedingt zu vermeidende kette von kompromissen geraten, die natürlich immernu zum nächsten kompromiss führt, da ist es sofort wieder laut. dann verkündete der ältere bruder, er dürfe morgen alleine zu den großeltern fahren, und dann war bei gregor gleich wieder weltunter, bis eben jetzt, und ist nur ruhiger geworden, weil ich die tür zum kinderzimmer geschlossen hatte. im allgemeinen pegelschreien hat dann der große noch eine basiskrise bekommen, er wolle nämlich keinen schreienden bruder, er würde jetzt auch da bleiben und nicht alleine zu den großeltern, und überhaupt wolle er nicht mehr so eine kaputte familie, er wolle eine nor-ma-le familie und nicht immer hin und her fahren, er fände unsere familie schrecklich, er will alles wieder wie früher! das sei gemein!

das erstaunliche am nachmittag war der andere zwilling, der vollkommen zufrieden mit sich selbst beschäftigt war und mich ab und zu mit einem kumpelhaften wir-heulen-aber-nicht-lächeln angeguckt hat, während seine brüder mit dem pandemonium beschäftigt waren. pointe ist die, dass eben der weinende zwilling, gregor, mich an sein bett schluchzte, und als ich vor ihm stand, mich anguckte, mit dem weinen aufhörte und sagte: so mama, alles geheul hat mal ein ende.

(der verstreute indirekte-rede-modus soll nur mein existentielles unwohlsein an diesem nachmittag verdeutlichen. er liest sich im allgemeinen wie eine prätentiöse, aber irgendwie schuldlose empörtheit, das subjekt der rede als opfer mit zeigefinger, und diese umlautdichte immer! man muss beim vorlesen so einen hühnerarschmund machen. neenee. stil als therapie.)

Lesezone

(Auf der Treppe zum roten Salon der Moment, indem ich bemerke, dass der Jochen Schmidt, den ich immmer lese, identisch ist mit dem, der gleich auch lesen wird - und Freundin Aureliana mir dabei erzählt, dass sie ihr allererstes Autorenporträt über jemanden geschrieben hat, der mit ihr ebenfalls sein erstes Autorenportrait hatte, nämlich über den Herrn Schmidt, und ach nee, Proust? na dann wird sie mich mal vorstellen, wie: nein, doch nicht?....weia, zum Glück wars zu laut für ganze Sätze im Salon. So ein blonder ist das! Beim nächsten Mal betrink ich mich rechtzeitig und nicht erst lastminute). Wenzel und Muh waren auch ganz schön.

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überraschende Brücken. Gestern das kleine Nachtgespenst (Preussler) gehört, jetzt gerade dem im Nachtgespenst besiegten General Torstenson als deus-ex-cielum-Sieger über das Schicksal zweier Ritterstöchter wiederbegegnet, bei Stifter, "Im Hochwald", einem schönen Büchlein für einen solchen Abend. Stifter als Nachwehe wegen Powys' Naturbeschreibungen, die bei Stifter so viel mehr Trotz und Behauptung enthält, so viel mehr Gegenbildhaftes, man denkt immer, des is schon a Großstädter, der Stifter, trotz der ganzen Böhmerwaldromantik. Jetzt wegen dem bisschen funktionalisierten 30jährigem Krieg im Hochwald könnte ich als nächstes "Q" wieder lesen, vom Autorenkollektiv Luther Blisset, ein italienischer irgendwie doch recherchierter Kitschroman mit den Bauernkriegen, an dem ich beim letzten Versuch wegen den studentischen Sexszenen gescheitert bin, die Art von Jungs, die Ornella Muti als Schönheit und nicht als Vorstadtschönheit begreifen, und zwar immer noch, obwohl die Muti schon Jahre her ist, danach vielleicht den Wallenstein? Den ich peinlicherweise nur als Erstausgabe besitze, soweit zum Handapparat von ex-Germanistinnen. Bei Stifter/Schiller die Freude an überhundertjährigen Büchern, die überdreihundertjährige Geschichte zum Anlass nehmen, um zeitloses zu schildern, bei den Luther Jungs die heitere Anmassung, denn who cares for modern italy? (Ich meine jetzt die echte, altmodische Freude, die in den Knochen herumkollert und einen kribbelig macht, natur- und lyrikaffin, eine Ablenkerin erster Güte.)

Andererseits habe ich in den letzten Wochen bemerkt, dass diese Freude einen auch eher entspannt im Umgang mit Schokolade. Ich werde enden wie mein liebster Freund Marc mich sieht, als fette italienische Mama in einer warmen Küche.

Übrigens ist der äußerst nützliche Cucchiaio d'argento ins deutsche* übersetzt worden, wie ich gehört habe, schafft Platz auf dem Kochbuchregal, weil man die anderen Kochbücher dann entsorgen kann.

*link will nicht, schaut bei amazon nach "Silberlöffel"

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überhaupt februar, februar. ich habe alle meine kinder im februar gezeugt, außer zweien.

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Twoday hat einen "meistgelesener Beitrag"-Counter, und hier im Hotel wird mit ungeheurem Abstand eine Art Filmkritik meistgelesen, die mir jetzt bis auf den schönen Satz Zynismus ist was für Hypochonder bisschen pathetisch erscheint, voll mit letztendlichen Erkenntnissen und ähnlichem Feierabendgerede.

Wie häufig geht ihr eigentich aus pro Woche?

"L'oiseau et l'arbre sont conjoints en nous. L'un va et vient, l'autre maugrée et pousse."*

So. Mein Herd klingelt, ich habe neuerdings einen klingelnden Herd, der mein Leben sehr bereichert, das Glück ist käuflich.


*Char, Einer harschen Heiterkeit, in: Die Bibliothek in Flammen, Fischer 92. "Das Miteinander von Vogel und Baum in unserem Innern. Kommen und Gehen des einen, Unwillen und Wachstum des anderen." Übersetztung von Handke, glaube ich.

Unwillen und Wachstum.

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Das Ende der Italiener.

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der ego-moment, wenn man um halb acht mit kaffee im bett liegen kann, weil das schulkind krank ist, ich kann jetzt, also in der kleinen zeitblase vorm befrühstücken der anderen beiden, total vergesssen, dass ich tagsüber wenig werde tun können außer freundlich betütteln.

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und im januar ist der januar schon vorbei, zackpeng, eine husche voller regen und kleiner begleitumstände auf den ganzen spinnenbeinchen. jetzt ausgerechnet den februar bitte länger! ich jedenfalls nehme noch zwei maschinen januarwäsche mit in die woche. januar und februar sind ja ganz offensichtlich mehr als reine kalendermonate, große bepackte container mit bröckelnd lackierten blechwänden, klonk, wenn man mal wieder gegen die wand donnert. ich ja immer, aber ich mag die beiden trotzdem, wegen ihrer selbstbehauptung.

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rituale! großartig. das souveräne im glauben.

richtige fragen stellen, antworten aushalten, diskret bleiben dabei
und die schwäche für rätsel, für sinnzusammenhänge die sich grundlegend ändern, wenn man sich woanders identifizieren möchte in diesen biblischen geschichten, die sich beim lesen entblättern müssen und sich dafür beliebig hergeben, bis man zufrieden ist, das ist es, im restweltwissen über die willkür einer solchen auswahl, aber dann wirds dunkel und die nachdenkzeit ist schon wieder um. (hab spass mit deiner predigt)

versehrt sein, ist ja keiner definitiv, immer nur vorübergehendes und also änderbar bedingtes, und den kleinen kern, den interpretieren wir weg. es gibt lieber kein jetzt.

die großartigkeit von entscheidungen, ja–nein, wie frei das macht.


ein feiner mann, sagte heute jemand über den pfarrer. ich dachte, dass ich gern mal einen tango mit ihm, natürlich nur, weil männer mit dieser speziellen lebensklugheit und mit geschichten im allgemeinen gute tangotänzer wären, bloss dass sie leider fast nie tango tanzen, sondern lieber spazieren gehen. ein fehler des universums.

am abend eines familienfesttages den großen wunsch, den kopf einfach auf die tischplatte knallen zu lassen, die schreibtischlampe auf dem hinterkopf, nur zur entspannung.

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übrigens ist, wer will, herzlich eingeladen am sonntag bei der taufe meiner drei söhne, inclusive schöner pianistin. mail.

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