Donnerstag, 22. Februar 2007

...

Direkt vor mir am Hockeyfeld ruft der Mann seinen Sohn zu sich und zischelt ihn an, er habe irgendwas nicht gut genug gemacht. Der ganze Habitus, die öffentliche Schelte, wie er uns Müttern (bin Hockey-Mutter, bei Turnieren brülle ich Ro-Ro-Rotation!) dabei den Rücken zuwendet, wissen muss, dass er gehört wird, dass sein Kind vor Zeugen relativ grundlos zurechtgewiesen wird, wie er trotzdem meckert mit einem scharfen Unterton in seiner Stimme, der von nicht abzulegender Gewohnheit spricht, zu mir spricht, gleich immer den ganzen Genotypus sehen, die Beziehungen zwischen solchen Vätern und ihren Kindern haben ein eingebautes Gefälle, als Machtdifferenz oder als sonstige festgebaute Abhängigkeit, sie tritt in vielen feinen Formen ans Licht, aber sie ist immer hörbar und sichtbar in den dicken Nebenwegen der Sprachvermittlung, Tonfall, Gestik, Mimik und Stimmführung als eine von Alltag und Gegenwart losgelöste Kommunikationsform, die immer noch ein Bedürfnis mittransportiert, nach Genugtuung oder Rache oder was auch immer, eine vom Kind nicht gesprochene und nicht begriffene Sprache, ein klebriger Film.

Wie dann in derselbe Sekunde der Charme, die schicke Grauhaarigkeit, die schöne Männerklamottung, das Spiel mit Lächeln, Blicken und kleinen Bemerkungen, das großartige und von mir sehr geliebte davor eines Flirts mit einem Mal verpufft, eigentlich richtig altmodisch zerstoben ist durch den Lufthauch meines lauten Seufzers.

Aber in echt fühle ich mich nach sowas immer ein bisschen wie Calamity Jane, die den Pulverdampf vom Lauf pustet. Byebye.

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Jens (Gast) - 23. Februar, 17:01

Schwieirg

Ich weiß nicht recht, das kenne ich auch, das Fordern der Kinder, mache ich auch... muss wohl in unserem biologischen Job liegen, gut läuft´s, wenn die Kinder Spaß an der Forderung haben und die Aufforderung annehmen: Papa, na warte, jetzt zeig ich dir´s!

kid37 - 23. Februar, 22:37

Ohne Ironie jetzt?
Jens (Gast) - 25. Februar, 20:15

Ja

Ich kenne den Mann vom Hockeyfeld nicht, aber ich müsste lügen, wenn ich lammfromm sagen würde, dass ich nicht ähnliche Tendenzen kenne... Männer fordern Kinder, immer wieder. Ganz schlimm jetzt?

yo (Gast) - 25. Februar, 21:12

nein,

nicht ganz schlimm. aber auch nicht kritiklos gut.
der ton macht die musik. und wer als vater nicht die grenze zwischen motivation und subtiler demütigung sehen kann, hat ein problem. so einfach ist das.
Casino - 26. Februar, 09:09

Jens, fordern als fördern ist sogar dringend nötig, glaube ich, auch herausforderungen sind noch im rahmen, aber schon ein heikleres terrain. es ging mir nur um die musik, wie yo das gut getroffen hat, um die väterliche genervtheit, mit so einem du-kannst-das-ja-eh-nicht-unterton, da fällt die klappe bei mir. bei dir hab ich da unbesehen größtes vertrauen ins fordern!
lmd78 (Gast) - 26. Februar, 09:59

ganz schlimm

finde ich "biologischer job"... uuh... rückgriff auf fröhliche biologistische argumente, das klappt immer, wenn man vermeiden will, über machtgefälle nachzudenken.

Jens (Gast) - 26. Februar, 11:59

die gene

Ich weiß, das mit dem "biologischen Job" darf man so nicht sagen. Ist ein absolutes "no go" und wird in der Diskussion sofort abgestraft. Trotzdem ist das da, wir sind nur aus Fleisch und Blut. Und wenn Papa Orientierung gibt, hat das bei vielen Vätern mit einem freundlichen Puffen in die Rippen zu tun.
Mütter und Väter sind einfach unterschiedlich zu den Kindern. Mich soll der Affe lausen, wenn das nicht auch in den Genen steckt. Das ist doch zunächst einmal eine gute Sache, oder?

lmd78 (Gast) - 26. Februar, 12:25

meiner meinung nach sind wir eben gerade nicht nur aus fleisch und blut, sondern vor allem aus einem bündel an einflüssen und beziehungen, die von uns ausgehen, denen wir ausgesetzt sind, zu denen wir uns positionieren (müssen). nenn es kultur, nenn es sozial, nenn es gesellschaft... aber dieses netz, dieses system an werten, vorstellungen, handlungsanweisungen und interaktionen ist es, woraus der mensch ist. nicht fleisch und blut und gene.

natürlich behandeln mütter und väter kinder unterschiedlich. aber ich denke, dass gerade diese unterschiedlichkeit in der festlegung der mutter- bzw. vaterrolle begründet liegt, die auf der rolle von mann und frau basiert. die sich wieder durch ein ausüben von macht auszeichnet. oder unterdrückung, andersrum formuliert. und dieses system hinzunehmen und zu bekräftigen, ist keine gute sache, finde ich.
Jens (Gast) - 26. Februar, 17:11

Die Gene, II

Eigentlich spielt es an dieser Stelle keine Rolle, woher es kommt, das spezifische Umgehen der Eltern mit den Kindern. Die Diskussion kann und will ich nicht so nebenbei führen - zu komplex.
Mir fiel auf, dass Mama im Blog eine Art Vater-zu-sein negativ aufgefallen ist, die ich bei mir als positiv erlebe: das Fordern der Kinder. Ihr könnt mich reaktionär schimpfen, aber ich glaube, dass Väter in Ihrer Vaterrolle eine wirkliche Chance haben, den Kindern Durchhaltevermögen/Zähnezusammenbeißen zu vermitteln. Dass das viele negative Erlebnisse mitschwingen (auch bei meinem Vater: "Ein Indianer kennt keinen Schmerz"), weiß ich auch.

yo (Gast) - 26. Februar, 22:13

wie gesagt ist das nicht ganz falsch. es trägt aber risiken.

solange dein kind sich sagt: "hmja, der alte glaubt wohl ich kann das nicht, das werden wir ja sehen" - alles ok.
wenn es sich sagt: "cool, er traut mir ja ne menge zu - ich zeig ihm daß er richtig liegt" ebenfalls ok.
wenn es sich sagt: "ohje, ich muß jetzt echt zusehen daß ich keinen mist baue, denn sonst wird er wütend/enttäuscht/sonstwie negativ reagieren", ist es nicht mehr ok. dann ist es höchste zeit für eine kursänderung.

deine aufgabe als vater ist es dann v.a., dir darüber klar zu sein, ob du diese grenze überschritten hast oder nicht. du merkst es spätestens an reservierterem verhalten, das dein sohn (es geht in dieser debatte wohl v.a. um söhne, hm?) dir gegenüber an den tag legt. die dann nötige kurskorrektur sollte u.a. darin bestehen, mit dem betroffenen sohn offen darüber zu sprechen, daß du in deinen motivationskünsten etwas vom ziel abgewichen bist... oder wie siehst du das?
alex63 - 26. Februar, 22:51

als ich den text gelesen habe, wollte ich zuerst sagen, dass ich der vater hätte sein können, hab es aber gelassen. weil es sowieso eher imaginär wäre. mir gefällt der schluss nicht. erst denkst du an einen flirt, dann redet der vater tacheles mit seinem söhnchen und dann ist er weg vom fenster. kenne ihn nicht, aber da ziehst du zu schnell schlüsse, scheint mir. vielleicht war das ja nur so eine art ausrutscher von ihm. was weiß ich. das ist ein schwieriges thema. hättest ihn vielleicht danach erst recht ansprechen sollen.

Jens (Gast) - 27. Februar, 08:19

ein Beispiel vom WE

@yo: Ich gehe in Deiner Grundaussage d´accord.
Vielleicht noch ein Beispiel vom Wochenede für Vaterfordern. Wir wollten neue Bücher ausleihen. Mama sagte: "Dann geht doch hier schnell um die Ecke zur Biblio, das ist nicht so weit. Es ist frisch, auf dem Fahrrad hält sie das nicht durch." Ich wollte aber mit Leonie zur Kibi, etwas weiter weg. Dort wo die tollen Kinderbücher sind.
Das habe ich auch durchgesetzt. Der Hinweg war mit viel Gegenwind durchsetzt und das Kind hat immer wieder gemault. Bei den starken Böhen habe ich es von hinten mit etwas Schwung versorgt. nsonsten habe ich angefeuert. In der Kibi gab´s dann eine Runde Vorlesen mit Fruchtsaft und Brötchen.
Das ist ein Beispiel für eine bestimmte Art von Vaterfordern, denke ich. Mama hätte das nie gemacht. Ich schon... Oder anders gesagt: Wir stehen das zusammen durch, Leonie und ich, auch wenn der Wind mal stark von vorne bläst.

yo (Gast) - 27. Februar, 19:45

ich denke, du und leonie, ihr habt ein prima verhältnis :-)
"zusammen" ist das stichwort. bei dem typen am hockeyfeld und seinem sohn scheint es eher ein "gegeneinander" zu sein. das kann durchaus für kurze zwischenzeiten vorkommen und gehört auch zur "emanzipation" eines kindes gegenüber seinen eltern. es sollte nur kein dauerzustand sein. schon gar nicht, wenn das "gegeneinander" vom elternteil ausgeht und nicht vom kind.
Casino - 27. Februar, 21:04

Das Geheimnis der Kindererziehung besteht darin zu wissen, wann man seine Geduld verlieren muss*

yo hat die unterschiedlichen forderarten schön aus der kinderperspektive beschrieben, und gegen das fordern als anreiz zum weiterkommen habe ich natürlich nicht das geringste. was jens beschrieben hat ist ein schönes beispiel von einer gemeinsam angegangenen herausforderung. das am feld war ein schnellschuss von mir, alex, da is was dran, aber der wortwechsel da am feld hatte zuviel tacheles mit söhnchen und zuwenig wir stehen das gemeinsam durch. der mann da hatte eine tonlage drauf, die mir überhaupt nicht passt im umgang mit kindern, eine die meiner meinung nach auch die adressaten vom inhalt der rede ablenkt und dominant nur noch von macht und dieser speziellen art von genervtheit spricht, dieses "du machst mir arbeit, du machst mir mühe, du bist ein stress, du bist falsch" – und zwar egal, was gesagt wird. diese tonlage hat mich abgeschreckt, gar nicht die forderung, darüber weiß ich ja auch nüscht, was vater und sohn da für eine geschichte haben, die geht mich nichtmal was an.

ob das fordern männersache ist - fände ich interessant, die überlegung. ja! das blöde testosteron immer. vielleicht eher charaktersache? bei biologismen teile ich schon sozialisationsmäßig (-eigne) eher laurins meinung, obwohl in meinem jungenhaushalt die puppen auch verschmäht wurden, seufz, meine schönen alten puppen.

(*liz taylor, heute im perlenspiegel)


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