Samstag, 26. Juli 2008

...

b.?., 1990

b. habe ich nicht verstanden. alles an ihm war immer kurz davor, vorm reden, initiativ werden, aufstehen und gehen, er war behende mit seinen sätzen und seinem wissen, ein fähiger student, germanistik. da war was, bisschen lust, bisschen respekt, meine faszination über sein österreichisch, das ist eine schöne warme sprache, wenn sie von einem schönen warmen mann kommt, so ein abwartender humor, und sehr schwarze augen. in die ersten treffen sind wir so gestolpert, dann gab es ein essen bei mir, dann bei ihm, immer in so einer fiebrigen noch nicht! aber gleich-stimmung. ich bin dann mit eingetaucht in diese atmosphäre totaler hemmnis, weil alles gegenwärtige so ins leere lief bei dem mann, dann habe ich im bett auch angefagen zu reden statt zu tun, und habe ihn irgendwann gefragt, ob er meinen mund will. am p_mmel? schrie er auf, wie ein kleines kind, begeistert und aufgeregt, ich war erschrocken, wollte lachen, blieb aber still und habe nichts mehr machen können, weil der mann plötzlich weg war, und dieser junge hier nahm mir das selbstbewusstsein, nein, das selbstvergessene nahm er mir, das war es. b. hat dann nach einer weile des gemeinsamen schweigens gesagt, er müsse mal telefonieren, und ist aufgestanden. nach einigen minuten kam er wieder rein und bat mich, mich anzuziehen, wir waren in neukölln, in einem november glaube ich, ich weiß noch wie ich die kleiderschichten wahrnahm, die sich über diesen moment davor legten, eine nach der anderen. dann klingelte es, und ein anderer mann erschien, nachts, mit einem großen altmodischen schlüssel an einem bindfaden in der hand, in einer sehr fleckigen hose, mit einem mantel ohne knöpfe, er sah mich nicht an, sondern redetet nur mit b. und wirkte nicht gefährlich, das dachte ich, gefährlich wird das hier jetzt nicht, what ever. wir verließen die wohnung und gingen ein paar meter, an einer friedhofsmauer entlang, bis zu einer kirchentüre, die der mann aufschloss. kommt, sagte er, er war betrunken, ich darf das eigentlich nicht, machte ein notlicht an, und wir stiegen in der kirche auf die empore. setz dich, sagte b., und der mann setzte sich ebenfalls, an die orgel, dann ging es schnell alles, er legte einen schalter um, ein leises rauschen ertönte, und holte notenblätter aus seinem mantel, und dann schmetterte mir in voller schönheit die toccata um die ohren, morgens um 2, die ganze leere dunkle kirche ein klangkörper. ich weiß noch, ich wollte nicht, dass das überhaupt wieder aufhörte, es hätte die ganze nacht weitergehen können.

danach weiß ich nicht mehr, aber wir haben nie wieder zusammen geschlafen.

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Renate (Gast) - 28. Juli, 20:17

he did it for you

Mein Gott (sic!), das ist großes Kino.

Und wie sie das alles alles alles irgendwie gar nicht auf sich beziehen. Das ist schön und anmutig. Und sehr sympathisch.

Casino - 2. August, 10:25

wissen sie, das ist so lange her, das bin ich noch gar nicht, oder bin ich gar nicht mehr. (danke)

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