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b.?., 1990

b. habe ich nicht verstanden. alles an ihm war immer kurz davor, vorm reden, initiativ werden, aufstehen und gehen, er war behende mit seinen sätzen und seinem wissen, ein fähiger student, germanistik. da war was, bisschen lust, bisschen respekt, meine faszination über sein österreichisch, das ist eine schöne warme sprache, wenn sie von einem schönen warmen mann kommt, so ein abwartender humor, und sehr schwarze augen. in die ersten treffen sind wir so gestolpert, dann gab es ein essen bei mir, dann bei ihm, immer in so einer fiebrigen noch nicht! aber gleich-stimmung. ich bin dann mit eingetaucht in diese atmosphäre totaler hemmnis, weil alles gegenwärtige so ins leere lief bei dem mann, dann habe ich im bett auch angefagen zu reden statt zu tun, und habe ihn irgendwann gefragt, ob er meinen mund will. am p_mmel? schrie er auf, wie ein kleines kind, begeistert und aufgeregt, ich war erschrocken, wollte lachen, blieb aber still und habe nichts mehr machen können, weil der mann plötzlich weg war, und dieser junge hier nahm mir das selbstbewusstsein, nein, das selbstvergessene nahm er mir, das war es. b. hat dann nach einer weile des gemeinsamen schweigens gesagt, er müsse mal telefonieren, und ist aufgestanden. nach einigen minuten kam er wieder rein und bat mich, mich anzuziehen, wir waren in neukölln, in einem november glaube ich, ich weiß noch wie ich die kleiderschichten wahrnahm, die sich über diesen moment davor legten, eine nach der anderen. dann klingelte es, und ein anderer mann erschien, nachts, mit einem großen altmodischen schlüssel an einem bindfaden in der hand, in einer sehr fleckigen hose, mit einem mantel ohne knöpfe, er sah mich nicht an, sondern redetet nur mit b. und wirkte nicht gefährlich, das dachte ich, gefährlich wird das hier jetzt nicht, what ever. wir verließen die wohnung und gingen ein paar meter, an einer friedhofsmauer entlang, bis zu einer kirchentüre, die der mann aufschloss. kommt, sagte er, er war betrunken, ich darf das eigentlich nicht, machte ein notlicht an, und wir stiegen in der kirche auf die empore. setz dich, sagte b., und der mann setzte sich ebenfalls, an die orgel, dann ging es schnell alles, er legte einen schalter um, ein leises rauschen ertönte, und holte notenblätter aus seinem mantel, und dann schmetterte mir in voller schönheit die toccata um die ohren, morgens um 2, die ganze leere dunkle kirche ein klangkörper. ich weiß noch, ich wollte nicht, dass das überhaupt wieder aufhörte, es hätte die ganze nacht weitergehen können.

danach weiß ich nicht mehr, aber wir haben nie wieder zusammen geschlafen.

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(ich habe im ernst manche namen vergessen. und zeiten. aber nicht die gesichter.)

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w.l., 1996?

dann, doch noch, dieser mann. unser flirt über jahre, immer auf der unentschiedensten ebene, verborgen durch sprache und in ihr zuhause, manchmal in blicken, dort dem zweifel ausgesetzt und den fakten, in die mein verstand sich kleidet. ich habe sein begehren gesehen und es für meins gehalten, einen zuverlässigen spiegel, den ich mit mühe ignoriert habe. blabla worte. er hält mich in der nacht, aber ich bin nicht auf der höhe der zeit. es ist eben eine erste nacht mit einem mann, den ich wollte, aber alles in mir schafft es nicht in den augenblick, und er bleibt ironisch, neben sich, helm control, nichts kommt ihm unter die haut. trotzdem hebt mein herz ab am nächsten tag, und ich bleibe verschwiegen und widerspreche nicht, als er ein paar tage oder wochen später, wieder in einer nacht, mir sagt, wir seien nicht verliebt und sollten freunde bleiben, das müsse ich ihm versprechen, mehrfach musste ich das. mir weichen bei manchen seiner blicke herz und m_se auf, und ich muss mich festhalten an meiner so selbstläuferischen souveranität, alles lüge, alles falsch. oh fakten oh umstände

und dann beim erleben der dinge, nacheinander, in der reihenfolge, ist es eigentlich erschröcklich, wie erstaunlich sicher die sicherheit kommt, langsam, genau, beobachtend und verletzbar, die bilder nicht mehr nötig, der weg wird ja frei, wenn die lust aus dem weg ist: aber selbstverständlich will ich ihn nicht, er ist nicht großzügig mit seinem herz und seiner wärme, was soll ich denn mit so einem? es ist sogar irrelevant, dass er mich gar nicht will. und diese blicke sind eine unbemerkte kleine schwachstelle, er wird sie noch schließen, sein verstand rattert herum und läßt das leben, das unglück nicht zu, oder es war diese erste nacht: um jahre zu spät.

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?

du trägst jil sander und ein t-shirt
mein hals ist die sahara
kein saft zum küssen da
die lust, so es sie gab, liegt ersoffen im tequila
soweit die nacht.
dein arm ist fest und glatt
halb wärmt er mich, halb schützt er dich
nichts und niemand hilft mir jetzt
weg hier, raus aus diesem bett
andrerseits ein hübscher ort für eine niederlage
mein hirn zieht in die endlosschleife, du zuckst
und schläfst und schnarchst.
ich will das nicht, ich wollte dich
das weite land in deinem blick
oder wars nur der stoff, mit dem auch götter sich besaufen,
tequila sunrise und nüscht dahinter.

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v.c.

untouchable. durchs sprechen, gekleidet und gewandet, eine einfachere geschichte. vc neben mir im bett
machts sich selber und atmet ganz leise schneller
du blödmann denke ich erleichtert wahrscheinlich (der wahre schein des körpers)
ein paar worte fallen auf nebenschauplätzen
als nebenschauplatz und sickern davon, ein kurzes ist
auf dem weg zurück
es ist ein geschichtchen meines körpers,
mann liest sie ab von mir oder hält das seine dagegen. dafür. kleines jetzt auf dem rücken von zeit, plänen, wissen, ideen. wer weiß, warum ich das erinnere

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f.w.

du bist ein sehr schöner mann, sicher auch für andere, aber deine schönheit wirkt anders auf mich, sie geht mir in die knie und es löst einen ganz direkten schauer aus, dich anzusehen, ich genieße jeden einzelnen blick, obwohl es mir schwerfällt, den mund wieder zuzukriegen, wenn du mich ansiehst. du setzt dich neben mich und schaust mich von der seite an, unterm tisch berühren sich mein bestrumpftes bein und deines und ich vergesse den kontakt keine minute, ich sage, nimms nicht persönlich, der tisch ist zu eng, du siehst mich viele sekunden an und müßtest wissen, das ich lüge. deine schönheit macht mich müde, es reicht nicht, ich kann den blick nicht still kriegen, ich habe die fassung verloren für diesen mann.

wochen später liegen wir zusammen in deinem bett, ein märz, so ein hundsfott von einem tag, du hältst mich im arm und schweigst, und meine neugierde atmet nicht, sie ist blöde und fragt und fragt, da liegst du nun bei deinen geschichten, und schläfst, nichts weiß ich. erst am nächsten morgen sagst du: nein.

bin wieder versammelt, die lust wieder zerstückelt, endlich zerstreut, nicht mehr gebannt, mit mäusezähnchen ans leben verbissen, bald, irgendwann, ich laufe in den morgen, ziellos, jede richtung nur ein weg-von-dir.

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k.p., ca 1993

bei dir ist es der blick, der von weit kommt, diese entfernungen zum anderen, ich versuche mir klarzuwerden darüber, an was ich mich so gern erinnere, ich glaube: die mischung aus nachdenken, aus ernsthaftem sich entscheiden wollen, immer wieder, und diese kraft im körper, das weite ausholen und hinwegfegen von trennendem, in der woche eures aufenthaltes. du hast erzählt und mit dem freund go gespielt, wir haben uns kennengelernt, ohne viel miteinander zu reden. mich hat deine zärtlichkeit sehr überrascht. ich weiß gar nicht mehr genau, warum ich mit dir geschlafen habe, wegen deinem starken rücken oder deiner so klaren und offenen sentimentalität an diesem sternenabend, es war so ein plötzliches jetzt-oder-nie gefühl am letzten abend. als ich dir dann beim gutenacht-sagen über den rücken fahre, hast du mich sehr überrascht und plötzlich ganz hellwach angesehen, und es war alles klar, als ich nachts in euer zimmer gekommen bin, dann ist alles weggegangen außer dir und mir ineinander, ein klarer moment, jetzt habe ich ein bisschen gefühle bei irgendwelchen bruchstücke, deiner stimme in den momenten, wenn du dich ertappst und etwas berichtigst, deine vorsicht, die art, wie du energie tankst in der sonne. du bist ein runder mensch, mit etwas bauch und wenig haaren, mit blauen augen, immer bisschen zugekniffen, verliebt in deine energie. später am telefon sagst du zu mir: du wirst auch noch in meine bugwelle geraten, und das will ich eigentlich gar nicht, andrerseits liegt darin die faszination, dieses mächtige vorwärts, workaholic mit großen plänen und einer freundin, die du zumindest einmal betrogen hast. ich habe dich überrannt im august, aber was ist eine schöne nacht für einen augenblicksmenschen wie dich? das reizt mich, dein hier und jetzt, vielleicht kommst du mich mal besuchen, ich werde keinen einfluss darauf nehmen, aber ich erinnere mich genau an diese nacht.

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j.b., ca. 1992

auf den strecken im sendewagen bist du wie ein welpe immer wieder eingeschlafen, von einer sekunde auf die andere, während wir plaudern und led zeppelin hören, und hast danach im satz weitergemacht, auf eine jungenhafte weise zuhause in dir. deine stimme ist rauh in den ecken und wenn du luft holst, ich kann dich sehen, wie du am telefon sitzt und rauchst, die hand im haar, ich bin die katze vorm aquarium. du erzählst von sicheren dingen, deiner freundin, eurer neuen wohnung, deine stimme tanzt, du bewegst deinen körper beim sprechen, nur dein kopf beibt still und zugewandt. ich provoziere missverständnisse, und kanns nicht lassen, von deinem alter zu sprechen und von meinem, in dem paternoster im rundfunkhaus. du gehst in die knie, weil dir die tasche runtergefallen ist, ich lege dir die hand auf den kopf, dein haar ist hart, wie mit seife gewaschen, in dicken hellen strähnen um deinen kopf, alles an dir ist sauber, dann hast du mich runtergezogen zu dir und wir haben uns angeschaut, bis das nächste stockwerk vorbeigekommen ist.

[er war 23 und ich 27, das war ein unterschied damals.]

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