Also ich war einmal mit Marthaler und seiner damaligen Liebsten, die auch eine Liebste von mir ist, bei Ana e Bruno in Berlin Charlottenburg. Ich war aufgeregt und hungrig und bestellte einen loup de mer (der kam dann mit einem kleinen Kuss von Thymian und Butter, auf denen er in einer Pfanne kurz gelegen hatte, sowas erinner ich dann noch years after), und dann ging es um den Wein, und le chef kam an unseren Tisch und fragte den anderen Chef nach seinen Wünschen, und der fragte ausgerechnet mich, weil ich nämlich nicht zu den Stillen gehöre. Nun liegt meine Weinkenntnis ausschließlich in den Bereichen Gegenwart und Zungengedächnis, null Sammelwissen, ich holte also tief Luft und beschrieb den Wein, den ich wollte: Der sollte oben im Gaumen wie ein kleiner Hügel beginnen, etwas zögerlich, dann auf der Zunge so ein verdichtetes Aroma entwickeln, einen Teppich, den man nicht auseinander haben will, mit paar Brombeeren, und das Echo sollte fest und weich und ein bisschen sauer sein, einfach so als Landschaft mehr Ligurien als Toskana. Der Chef guckte, strahlte mich an und sagte: Aber gerne, Signora.
(Lose with eloquence.)
 
- Montag, 22. Mai 2006, 22:12
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Hat nicht Manganelli mal einen Roman in Anmerkungen geschrieben, mit so einem Geister-Referenztext dadrüber, zu dem man nie kommt? Anyone?
 
- Sonntag, 21. Mai 2006, 14:33
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Spesso il male di vivere ho incontrato:
era il rivo strozzato che gorgoglia,
era l’incartocciarsi della foglia
riarsa, era il cavallo stramazzato.
Bene non seppi, fuori del prodigio
che schiude la divina Indifferenza:
era la statua nella sonnolenza
del meriggio, e la nuvola, e il falco alto levato.
Montale
(Mein Tschechow ist weg. Hätte fast nach den Schwestern im Zeno Cosini gesucht, da gibts nämlich auch drei, aber die sind eher länglich, und Montale passt einfach immer. Bei Marthaler gab es auch mal welche, bei den 10 Geboten glaub ich, in einem sehr schönen Kanon: E c'è la prima
ch'è piccolina
ch'è piccolina
per far l'amor!
C'è la seconda
ch'è bruna e bionda
ch'è bruna e bionda
per far l'amor!
ma per la terza
ci vuol la sferza
ci vuol la sferza
per far l'amor!
- passt auch irgendwie, obwohl es in dem Lied noch weitere Schwestern gibt, die den Zusammenhang gewiss über Gebühr ausgeleiert hätten.)
3 Schwestern, Schauspiel Hannover, Gosch: Tschechow ist wunderbar, vergesse ich immer dazwischen, komisch, pointiert, leichtfüßig tragisch und feingenau. In Deutschland wird immer gebrüllt bei Tschechow, sagt A., es sind eben keine Stücke mit körperlicher Gewalt, da muss das taube hiesige Ohr anders geweckt werden. Weil die Schauspieler alle so klein und jung scheinen auf der großen Kastenbühne, hat das Gebrüll etwas kindliches: Alles wird bestimmt anders, wenn ich laut genug bin, es muss aber noch philosophische Gründe haben, sagt der Regisseur, darum so ein nuanciertes Geschrei. Hier nun der überraschende Endruck, dass die Inszenierung besser ist als die Schauspieler, owohl das ewige Brüllen ja auch Dimensionen frisst, ein riesiger tiefer Bühnenraum ohne Möbel, ohne irgendwas, eine graue tiefe leere Schachtel mit nur einem Scheinwerfer ganz vorne darauf, die Schauspieler in einem sehr langen
fortwährendem (ein klassisches Wort in der Tschechowrezeption:"Im fortwährendem Niedergang begriffen", wunderschön) Abendschatten an die Wände geworfen. Sehr beeindruckend, schön klar, sogar anmutig, wobei ich Grau sowieso bestechend finde: mein Wohnzimmer ist so gestrichen, ich habe immer volles Verständnis für Grau. Und 3 Stunden Texttheater! Das hätte sogar Matussek verstanden. Ich gleichzeitig im Schlafentzug- und Theaterrausch drin, sehr zufrieden immer wieder einnickend in den unbequemen Stühlchen. Nach Moskau!
In der Pause auf dem feuchten Rasen (schmack-schmack machen die Absätze, wenn sie durch das Gras in die Erde darunter einsacken und man unwillkürlich leicht nach hinten kippt, brr, deutscher Mai) sehe ich eine große Frau, schlank, langes dichtes Mädchenhaar mit perfektem stumpfen Schnitt, hohe rosa Bluse, Blazerchen. Sie trägt Reithosen und Reitstiefel, hat aber ihr Pferd nicht dabei, und sie hat ihre
beiden Hände im Stirnhaar ihres Mannes, der seine ganzen Juristenkollegen nicht dabeihat. Sie verscheucht offensichtlich Fliegen aus diesem Haar. Ich gucke ihnen lange Sekunden zu, dann schlägt der Mann die Hände der Frau genervt weg, und sie gucken aneinander vorbei Löcher in die dunkle Abendluft, leuchturmartig, man merkt, was ihnen noch alles fehlt grade: Ihre Villa am heiligen See, ein Kiesweg im Rasen, ein Tischchen mit Gläsern, Bedienung. Sie verpassen leider den gesamten sehen-Teil vom sehen- und- gesehenwerden-Event der Pausen beim Theatertreffen, geben dabei aber immerhin ein feines Bild für die Götter ab.
Eine andere ist eine perfekte Bilderbuchschönheit, mit unglaublichem arschlangem kupferrotem Haar, feingliedrig, doll umarmt gehalten von einem alter-Knacker-Typ mit übertrieben glänzendem Sakko, dem sie alle Naslang (feingerümpftes schmales Näschen lang) irre zickige Blicke zuwirft, so empört zickig, man weiß: Der hat nichts zu lachen, der Typ, aber er braucht sie trotzdem. Die Welt dreht sich, dass es eine Freude hat.
 
- Sonntag, 21. Mai 2006, 12:58
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- Samstag, 20. Mai 2006, 10:51
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Er hat 10 Sekunden gedauert, dieser Unfall, der wie alle dramatischen Unfälle aus dem Nichts kam, unerwartet und mitten in der Nacht. Diese langen Sekunden habe ich noch im Kopf wie zehn runde Glasmurmeln, klar und unzerkratzbar. Davor war lange nichts, oder etwas vollkommen anderes, eine intensive Stunde allein voller Wünschen und Fragen. Ist der Mann richtig? Ist ers nicht, kriegt man das noch hin, was da schiefläuft, wie kann man das steuern, das wilde Leben? Ich lag schon eine Weile in meinem Bett und war, das stimmt, voller Zweifel. Er grub mir durch den Magen und schraubte am Solar Plexus herum, der Zweifel, das kennt man ja vielleicht: Nächtliches Grübeln.
Der Mann, mit dem ich seit anderthalb Jahren was hatte, schmiss in einem anderen Raum noch ein paar Bier und kam dann schließlich zu mir ins Zimmer. Er legte sich neben mich aufs Bett, es war unsere letzte Nacht, bevor sein Urlaub enden würde. Die Stimmung war nicht gut, ich wollte nicht reden mit ihm und stellte mich schlafend, weil es nichts zu sagen gab, und es erstaunt mich selber, dass ich das rechtfertigen möchte, meine Verstellung, aber das hab ich auch gelernt inzwischen: Es gibt Lügen und Lügen, und es gibt die Wahrheit. Der Mann stellte sich aufs Bett, in ganzer Größe, das fand ich irgendwie rührend, so kindlich. Er hob die Decke an die Brust und legte sich mitsamt Decke vorsichtig hin. Nach 5 Minuten schlug er langsam die Decke wieder zurück, hob leise die Beine aus dem Bett und stand leise wieder auf. Er ging zu Tür. Ich guckte und wunderte mich, was tut er da? Er ging nicht auf die Toilette, er ging ins Nachbarzimmer, in dem meine drei Söhne schliefen, er ging ganz leise, er stieß an kein Möbel, in der absoluten Stille dieser Augustnacht. Sekunden später hörte ich 3 laute, kräftige klatschende Schläge, tack-tack-tack, nichtmal eine Sekunde dazwischen, und mein größerer Sohn, damals 5, began laut und angstvoll zu schreien. Ich war in Sekunden im Kinderzimmer, in dem eine Lampe brannte, damit die Kinder keine Angst haben in der Nacht. Der Mann stand keuchend und von meinem schnellen Auftauchen vollkommen überrascht vorm Bett des Sohnes, er kam mir riesig vor, ich schrie ihn an: Hör auf, hör sofort auf! Er, atemlos und mit einem schnellen Keuchen, wie nach einem Dauerlauf, das ich wie den Klang der Schläge niemals vergessen werde: Hey, hey, was soll das, was redest du da?
Ich habe mein Kind getröstet, er hat noch eine Weile geschrien, so ein stumpfes gepresstes Schreien ohne Vokale, er ist nicht richtig wach geworden, und wenn er richtig wach geworden wäre, und wenn er sich erinnert hätte, dann hätte ich den Mann anzeigen können. Was tust du hier, hab ich gefragt. Noch immer keuchend kam die Lüge, nach einem kurzen Stottern, aber ohne Zögern, er muss das schon oft so gemacht haben:
Er habe Weinen gehört, er habe mich nicht wecken wollen, er sei rüber gegangen, um nachzusehen.
Das waren meine 10 Sekunden, mehr ist nicht passiert, aber das ist passiert. Drei Schläge, eine Lüge. Es gibt ja Beziehungen, die mit mehr Ballast überleben, oder nicht? Ich brauchte drei volle Tage, um die absolute Unrettbarkeit dieser Liebe zu aktzeptieren, das mag lang erscheinen, es scheint mir jetzt selber lang. Alles andere waren die Kreise auf dem Wasser mit dem Stein drin.
Auch das er mir solche Angst gemacht hat, dieser Mann. In der Nacht nach den Sekunden dachte ich, der ist gefährlich, du must Zeit gewinnen bis zur Klärung, der ist schon am Rand. Ich habe mich dann ganz kurz wieder neben ihn gelegt, aber ich habe mich so gefürchtet, ich dachte in meinem pechschwarzen Schock tatsächlich: Der bringt uns vielleicht um, der ist ein Unbekannter, verhalte dich ganz ruhig. Dann bin ich zurück ins Kinderzimmer, habe mich zu meinem Sohn ins Bett gelegt, ich wollte wach bleiben, aufpassen, ich war verzweifelt, weil ich keinen Schlüssel finden konnte für die Kinderzimmertür, ich hatte echte Angst. Die längste Nacht war das.
Wie ich dem immer geglaubt habe, wenn er mit großer Lässigkeit auf die Kinderklagen Mama, der tut uns weh reagiert hat, jaja, das hätten die Kinder seiner Exxen auch immer gesagt, das sei halt so bei neuen Männern. Und ich habe ihm geglaubt, und damit muss man jetzt halt leben, überhaupt ist ja nur mir und meinen Kindern dieser Unfall passiert, dem Mann ist nichts passiert, gar nichts, vielleicht eine Ziernarbe, ein Strich auf seinem Bierdeckel. Wir waren mal Opfer, meine Kinder und ich, und weil es eine so kurze Opferzeit war, und solche Sachen eben einfach passieren, sind wir still geblieben, und nur weil ich diese Geschichte nicht ganz vergessen kann, habe ich sie hier aufgeschrieben.
 
- Freitag, 19. Mai 2006, 15:04
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Bei uns war's immer ichnich
 
- Samstag, 13. Mai 2006, 11:08
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Kindlicher Spass an Alltags- Ritualistik, zb Körperpflege: man sollte ja immer mindestens 3 produktintensive Pflegeschritte absolvieren abends ("säubern-säuern-salzen"), um den gepflegten Zustand von einem sehr passegerem Aber Hallo! (abends Sekunden nach dem Spiegel und vorm Hausverlassen, bis zum ersten Windstoß) zu einem ständigen zu machen. Diese Euphorie, so eine Freude an der Pflicht, hält aber regelmässig nur 3 bis 5 Tage an, dann werden die Sachen plötzlich wieder unwichtig. Es gibt ja Leute, die können das immer, die sehen auf jedem Bild gepflegt aus, wobei dieser Ausdruck vielleicht auch ein genetisch bedingter und damit schuldloser Zustand ist, aber genau versteh ich das nicht. Die Haut, die Augenbrauen, die Haarfarbe, jedes Detail ein Ort der Hingabe.
Geht genauso beim Kochen: Biozeug, Tofu und/oder kleine Körnerchen, die zwingend den gesamten Körper verbessern, inwändig, wenn, ja wenn man diese Pflege einige Wochen, also immer, betreiben würde. In Bad oder Küche dann immer kleine neue wichtige Ordnungssysteme einrichten: Tiegel, Töpfe und Wattebäuschchen. Oder in der Küche: Sojamilch, Weizenkeime und eine gläserne Apfelreibe.
 
- Samstag, 13. Mai 2006, 08:45
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Gestern beim Kita-Frühlingsfest erfahren, dass die ganzen Geschwister
nicht an die Schule ihrer Geschwister dürfen, die stattdessen zuständigen Schulen wurden den Eltern noch nicht einmal mitgeteilt. Gerüchte gehen um, dass der Wohnkreis der erwählten Kinder sehr, sehr eng geworden ist, dass praktisch alle Einzuschulenden direkt in der Strasse der Schule gemeldet sind. Nach diesen paar Jahren mit Angebot < Nachfrage leben in dieser kurzen, kleinen Berliner Kopfsteinpflasterstrasse geschätzte 500 Kinder. Die Dame im Senat, die für die Zuweisung der Kinder an Schulen zuständig ist, muss diese Strasse für eine fette wunderbare Schneise durch den Kindermangel in D halten.
Wir Geschwisterkinder-Eltern wollen uns der Einfachheit halber direkt in der Schule anmelden, und dazu in einer schönen Sommernacht 120 Briefkästen außen an den Wänden anbringen und den Dachboden besetzen,
nach der WM, denn zur WM wird dem Lieblingskindergarten sozusagen von der Kirche (evangelischer Kindergarten, rules voll) ein Beamer zur Verfügung gestellt, und wir Eltern werden dann unter einer wunderschönen Kastanie im Sand liegen und WM gucken. Die Kitachefin will demnächst Karten verlosen dafür.
 
- Freitag, 12. Mai 2006, 20:41
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Sonnenstill hier im Haus. Lauter Erde umgeschichtet gestern, dabei den Winterjasmin beneidet: Der schlägt Wurzel in was auch immer ihm begegenet. Gewisse sehr wohltuende Langeweile, so ein biblisches Plagen- Nichtstun, weil eigentlich so enorm viel ansteht. Deshalb wahrscheinlich nie Karriere gemacht, weil ich Langeweile so liebe.
 
- Donnerstag, 11. Mai 2006, 12:55
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Schnell Fahrradfahren, so schnell es irgend geht, bis die Lungen nicht mehr mitkommen und das Herz so richtig Vollast schlägt und alle anderen sich in Zeitlupe zu bewegen scheinen: Strasse des 17.Juni, sehr zu empfehlen.
Sehr nett neulich eine Podiumsdiskussion beim Theatertreffen mit lauter Theaterprofis und: Herrn Matussek, vom Spiegel. Der ist so sehr Profilneurotiker, dass er das Thema der Diskussion nicht mal bemerkt und alle anderen unbedingt die ganze Zeit beleidigen muss, Das sind doch nur Phrasen, wie wichtig er sich und seine Zeitung nimmt, wie echt ihm seine kleine redaktionelle Vollmacht vorkommt, wie toll er sich findet. In seinen Büroräumen bestimmt umgeben von jungen Praktikantinnen, die ihn reden lassen und die er für sehr begabt hält.
Dann auf dem frühsommmerlichen Rasen im Hof des Festspielhauses gesessen, umgeben von Leuten mit Namen, ein alte Dame in einer der Hollywoodschaukeln bewundert: Kurzer Rock, enges Oberteil mit Leopardenmuster, Boleo-Jäckchen, hochtoupiertes strandblodes Haar, die Augen weit aufgerissen hinter einer großen 80zigerjahre-Brille, lange altersdünne Beine in sehr hohen teuren Schuhen, leise schaukelnd. In der Melancholieausstellung hing ein großartiges Goyabild mit zwei alten Schachteln, die die Vanitas ignorieren und sich aufhübschen wie die Teenies, derselbe fremde Blick aus Kajalaugen: Wo seid ihr alle, was ist denn bloss passiert?
Über Trittin gefreut, der immer aufs Theatertreffen kommt, ein Promi, den ich mag. Den hab ich mal auf so einem Drittkanal auf einer Diskussion erlebt, er sprach die ganze Zeit in Rätseln, ultralange höhepunktlose Sätze mit verworrenem Politiklabyrinthen, sehr souverän, sehr unverständlich. Ich hatte den schonmal soweit, dass er mich angelächelt hat. Hach, Großstädte.
Wir drei Freundinnen ganz aufgeregt, als sich ein wunderschöner junger Mann zu uns gesellt und uns dreien der Reihe nach Komplimente gemacht hat: Über unseren Schmuck. Herrje.
Übrigens ein Buchtipp mit einigen Abstrichen für Frauen, äh, meines Alters: Tanja Langer, "Kleine Geschichte von der Frau, die nicht treu sein konnte", dtv. Sie verliert etwas den Faden ab und zu und hat auch so paar Probleme mit dem Pathos, aber sie beschreibt das Frauenleben sehr genau. Man hätte das Buch noch zusammenstreichen müssen, aber es macht einen weich auf angenehme Art.
So. Raus, Frühling.
 
- Dienstag, 9. Mai 2006, 15:15
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Sehr schön die ganzen knutschenden Gothics in der Melancholie- Ausstellung. Blutjung, schneeweiß und rosenrot, völlig weltvergessen.
 
- Samstag, 6. Mai 2006, 10:43
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- Donnerstag, 4. Mai 2006, 20:56
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Ich wollte zum Sport, ich wollte ins Kino, und nicht allein ins Kino, ich hatte die Kinder 16 Tage ununterbrochen weil Kindsvater, poor boy, eine längere Geschäftsreise nach Paris absolvieren musste. Jetzt bricht eins der Kinder, und ich komme ja gegen alles an, aber nicht gegen Argumente (zu krank fürs Auto, zu krank fürs Kind der Freundin, zu krank für alles außer Mutti) und immer. Nein. Das ist nämlich so in Patchworkfamilien, also in teilweisen PFs, ich bin ja nur eine stino - Restfamilie (Immer sind die Männer nach kürzester Zeit neu vergeben, während wir alleinerziehenden Mehrfachmütter immer älter ....ahbäh): Man selber muss Rücksicht nehmen auch noch auf die Gören der neuen Frauen, und man behält die eigenen Kinder bei sich, wenn das andere Gör Läuse, Grippe oder ein Schnüpfchen hat, man verzichtet dann vernünftigerweise auf die dringend, dringend nötigen Verschnaufpausen, sogar auf die Ferienplanung der alten Männer der neuen Frauen nimmt man Rücksicht, wenn die zufällig irgendeinen superwichtig- Job innehaben, man ist sozusagen das Schmierpapier für andrer Leute Lebensplanung.
Und was sagt der Ex am Telefon, mit diesem wunderschönen kleinen Lächeln, an das man sich irgendwann einmal lieber erinnern wird als heute: Aber ich kann doch nichts dafür. (Wenn irgendeiner Fragen bez. dem Leben mit Konsequenzen hat, just ask me.)
Hey, was solls, ich werde den ersten Campari auf meinem Balkon trinken. Paar Gläser runterwerfen.
 
- Mittwoch, 3. Mai 2006, 18:52
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Mein älterer Sohn besucht eine relativ gute
Grundschule. Lehrerin ist prima, Direktorin ist wunderbar, man kümmert sich um die Kinder, um Räume und Angebote in der Hortzeit, die Schule sucht Kontakt zur zuständigen Senatsverwaltung und kämpft engagiert gegen die allfälligen Kürzungen. Unglücklicherweise hat sich das herumgesprochen hier im Kiez, und als im letzten Schuljahr plötzlich fast doppelt so viele Kinder schulfähig wurden (die Altergrenze ist herabgesetzt woden, so dass 5 1/2 jährige Kinder schulpflichtig werden), gab es ein Problem: Viel mehr Anmeldungen als Plätze. In Berlin entscheidet der Wohnsitz des Kindes über die Schule, an die es kommt, wünschen die Eltern eine andere Schule, so müssen sie rechtzeitig einen Umschulungsantrag stellen. Wir hatten zunächst Glück, da wir noch so gerade im Umfeld unserer Wahlschule leben, aber meine italienische Vergangenheit machte mich vorsichtig, und ich wartete mit der Schulanmeldung bis zur letzten Woche und fragte vorher im Sekretariat nochmal nach:
Viele Anmeldungen?
Sehr, sehr viele, man würde womöglich die Zuständigkeitsbereiche verändern müsen, um die Schülerzahl zu reduzieren.
Wie, nach der Anmeldung wird die Zuordnung der Strassen noch mal verändert? Und dann ist man als Elternteil völlig ahnungslos davon überzeugt, das Kind an der Wunschschule angemeldet zu haben, und dann werden die Regeln nachträglich noch mal geändert?
Ja, wir wissen ja auch nicht, was wir machen sollen.
Ich also meinen Sohn beim Vater angemeldet, der in der Stargarder Strasse wohnte und somit noch im richtigen Kiez. Hat geklappt, ganz knapp, weil der Ring sehr, sehr eng gezogen worden ist um die Schule, lange nach der Anmeldung im September/Oktober, sogar erst kurz vor den Somerferien, damit die Eltern erst ganz kurz vor Schulbeginn erfahren, ob ihr Kind womöglich an die bekanntermassen schreckliche Schule im Ernst-Thälmann-Park kommen wird, zu spät, um noch etwas tun zu können.
Jetzt bin ich wieder kurz vor dieser nervigen Affäre: Früher gab es eine sogenannte Geschwisterregelung, die den Geschwisterkindern einen Platz an derselben Grundschule ermöglichen sollte. Auch das hat Berlin abgeschafft, wir wohnen nicht mehr im Zuständigkeitsfeld meiner Wahlschule, ich muss also einen Umschulungsantrag stellen, der
nach den Kindern innerhalb des Meldebereichs abgehandelt wird = aussichtslos. Es sei denn, es werden wieder weniger Kinder, weil ja theoretisch nur einmal doppelt so viele eingeschult werden müssen. Dann wird der Meldekreis wieder geändert, aber sagen tut einem das keiner. Deutschland hat keine freie Schulwahl, und es kümmert selbstverständlich niemanden, ob man als Alleinerziehender sein Kinder dann auf verschiedene Schulen bringen muss, oder dass die Kinder gerne in derselben Schule gehen würden, wen interessieren hier schon die Kinder.
Und die Direktorin? Der tut es leid. Die Behörde entscheidet darüber, wo welche Kinder eingeschult werden, die Schulen selber haben da überhaupt keine Stimme.
Das heißt, ich suche für meine Zwillinge einen Wohnsitz in unmittelbarer Nachbarschaft der Schule. Wenn das alle tun, haben die Kinder, die tatsächlich dort wohnen, natürlich auch geringere Chancen, und die mit dem rechtmäßigen Umschulungszirkus auch. Ich könnte auch schnell eine Rechtschutzversicherung abschließen und meine Kinder dort nach erwartbarer Absage einklagen, es gibt schon einen Anwalt, der die Marktlücke erkannt hat. Der soll fies und teuer, aber erfolgreich sein.
Und wie einfach war der Umgang mit der italienischen Bürokratie: Entweder man kennt jemanden, der jemanden kennt. Oder man
tut einen Gefallen. Man war nicht so machtlos. Übertrieben ausdifferenzierte Bürokratien verschleiern immer nur Machtverhältnisse, und inzwischen sehe ich die Bestechlichkeit Italiens als angemessene Antwort auf eine solche Regulierungswut, die ja in diesem Fall ausschließlich den Staat schützt und nicht seine Bürger. (Hey, ich
muss was übersehen haben.)
Es wäre also fein, wenn man zumindest den genauen Meldebereich vor der Anmeldung kennen würde, und der nicht danach noch nach Belieben geändert wird. Ein Blick ins Melderegister dürfte der Schulbehörde eigentlich genügen, um die erwartbare Schülerzahl herauszubekommen. Wäre auch fein, wenn die Direktorin mitreden dürfte bei der Schülerauswahl.
Wäre überhaupt fein, wenn die Gelder für die Hortangebote nicht wie angekündigt gleich wieder gestrichen werden, nachdem irgendein Amt mit ihrer Bewilligung angeben konnte, wenn endlich die fehlenden Lehrer
eingestellt würden, und es
nicht noch weniger werden nach einem neuen Personalschlüssel, wenn die 1-€-Jobs für Computerraum und Bibliothek
nicht gestrichen worden wären. Wäre schön, wenn Herr Böger mal antworten würde auf die Forderungen der Schule nach "Aufstockung des Lehrpersonals, Entsendung eines Erziehers sowie Teilzeitstationierung eines Sozialarbeiters bzw. Kinderpsychologen an der Schule, um die zunehmenden Sozialprobleme zu bearbeiten". Und wenn nicht mehrere Elternbesuche und -Anrufe nötig sind, um bei zweimonatiger Krankschreibung einer Lehrerin eine Ersatzkraft einzustellen.*
Aber schönschwätzen übers Kinderkriegen, man könnte kotzen, Regierung.
*aus dem Infobrief der Elternvertretung Th.-M.-Grundschule
 
- Mittwoch, 3. Mai 2006, 09:51
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Radiotipps:
Der Dichter und die Stadt, RBB Kulturradio heut um 9.04
Die Versteherin, RBB Kulturradio morgen um 19.04
beide von Aureliana Sorrento, friend of mine. Beim Salomé - Beitrag durfte ich beim Vortrag üben mitlesen, ein besonderes Vergnügen, wenn sonst Jim Knopf das höchste der Gefühle ist.
 
- Montag, 1. Mai 2006, 07:47
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(...)
Used to tell my ma sometimes
When I see them ridin' blind
Gonna make me a home out in the wind
In the wind, lord in the wind
Make me a home out in the wind.
I don't like it in the wind
I go back home again
But i can't go home this a-way
This a-way, lord, lord, lord
An' i can't go home this a-way.
I was young when i left home
An' I been out a-ramblin' round
An' I never wrote a letter to my home
To my home, lord, to my home
An' I never wrote a letter to my home.
(Bob Dylan)
 
- Sonntag, 30. April 2006, 23:06
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We lying by seasand, watching yellow
And the grave sea, mock who deride
Who follow the red rivers, hollow
Alcove of words out of cicada shade,
For in this yellow grave of sand and sea
A calling for colour calls with the wind
That's grave and gay as grave and sea
Sleeping on either hand.
The lunar silences, the silent tide
Lapping the still canals, the dry tide-master
Ribbed between desert and water storm,
Should cure our ills of the water
With a one-coloured calm;
The heavenly music over the sand
Sounds with the grains as they hurry
Hiding the golden mountains and mansions
Of the grave, gay, seaside land.
Bound by a sovereign strip, we lie,
Watch yellow, wish for wind to blow away
The strata of the shore and drown red rock;
But wishes breed not, neither
We can fend off rock arrival,
Lie watching yellow until the golden weather
Breaks, O my heart's blood, like a heart and hill.
(Dylan Thomas)
Morgen ist der 1.Mai? Nee, schon wieder. Meine Kreuzberger Tage (Wrangelkiez) sind so lang her, da kann man ungehindert sentimental werden: Ein sommerheißer 1.Mai im Görlitzer Park auf einem Germanistenpicknick oder so, und drum rum tobte es, und wir blinzelten in die Sonne. Mein Fahrrad wurde zertrampelt an dem einen ersten Mai, von
Bullen oder Autonomen den einen oder den anderen, wer weiß das schon noch, ich war mit Freunden in einen Hauseingang auf dem Görlitzer Platz geflüchtet, die Bewohner baten uns auf ihren Balkon und wir hatten prima Aussicht. Ich weiß nimmer, obs der 1987er (Bolle) oder ein späterer war. Vielleicht eher nach dem Unistreik, vorher kannte man ja kaum Germanisten persönlich, weil es zu viele davon gab. Einspeichen habe ich damals gelernt, als ich mit dem sehr geliebten riesigen sexy Herrenrad (
ohne Schutzbleche) zur Reparaturwerkstatt im Mehringhof gepilgert bin. Inzwischen schaue ich mir den Demoverlauf immernoch genau an, und parke mein Auto woanders hin notfalls. Daran denkend habe ich mal gegoogelt, was die
KPD/RZ denn so treibt zur Zeit (gar nichts), und bin dabei schon wieder auf das Nasenflötenorchester
gestoßen, das Kathleen schon sehr anschaulich
geschildert hatte.
Der DGB kämpft nur noch um die
Würde, der Rest ist wohl schon verloren, und in Kreuzberg findet ein bestimmt lustiges
WM-Testfeld statt. Nee, die haben keine anderen Sorgen. Der Erstemai ist hier übrigens zum Erwachsenwerden ein wichtiger Termin. Ein Übergangsritual mit Mutproben, Kampf und Auseinandersetzung bei Jungen zwischen 15 und 17, und so gesehen stört es auch mich schon wieder weniger als in den letzten Jahren, obwohl das Revolutionsgerede arg schräg rüberkommt, immerhin gibts keine Toten. Die verlebten 45zig- +jährigen auf diesen Demos, immer eher vorne laufend und
nicht fröhlich guckend, die möchte ich am liebsten so wie sie sind auf eine Dinnerparty in einem Bobo-Haushalt mit lauter schönen Frauen beamen, nur um sie mal so richtig ans Leben zu erinnern.
 
- Sonntag, 30. April 2006, 13:30
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Es müßte eigentlich noch etwas möglich sein, etwas hat nicht mal als Wunsch ne Form, es müßte unbedingt mit so einer sehr kleinen konzisen Eleganz daherkommen (hey, babe, so viel, um den Lauf der Dinge noch zu verändern, man ist ja nicht mehr Wasser), auch weil ich etwas diffuses gar nicht mehr bemerken würde, so mit den Zähnen fest im Alltag. Eine Wendung. Etwas unmissverständliches!
Das sind so kleine Löcher im System, aus denen die Luft zischt, ich geh dann immer sofort schlafen. Das alles liegt nur daran, dass man nicht mehr erwachsen wird heutzutage, nur noch älter, wie Herr Schätzing mal geschrieben hat. Man gibts einfach nicht auf.
 
- Samstag, 29. April 2006, 22:49
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Beim nachgucken eines Google- Referrers bin ich auf einen schönen alten
Pappenstrang zur Frau Berg gestoßen, von 2001. Die war schon immer so.
 
- Samstag, 29. April 2006, 13:32
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