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Schrittweise Enteitelung.
Diesen Sommer höchstens Schuhe oder ein Handtäschlein.
Jeans für 29 Euro gekauft, die trage ich sogar.
Kleider in Schaufenstern als Abstractum, nichts von mir will da rein.
Verschiedene Strümpfe, kein eigenes Shampoo mehr (Bübchen Kindershampoo).

Vielleicht bin ich kurz davor, aufs Land zu ziehen und mir einen Einkaufskorb selber aus Weiden zu winden und mit dem Stallburschen von nebenan zu schäkern.

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Gestern mit Spielplatzfreundinnen unterhalten über die Folgen des Alleinerziehens: keine spontanen Entscheidungen? Ja, einerseits. Andererseits kann man einfach den Wirkungsgrad des Spontanen eingeschränken: Abends Netz, Buch, DVD, Stickerei oder lieber Nagelpflege? Ich mein, das sind doch Möglichkeiten.

Zu den Freunden führt man so etwas wie Fernbeziehungen, weil man längerfristiger planen muss, und dann immer was unternehmen möchte. Lustigerweise habe ich schlechtes Gewissen, wenn ich einfach mal auf dem Sofa hängen bleibe if kinderfrei. Carpe-Diem-Imperativ (imperativus carpenday)

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Das vergisst Du sowieso wieder

Kind, 5, dem ich gerade bis auf weiteres etwas nicht mehr erlauben wollte.

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etwas langweilig finden, weil es machbar erscheint

Das Leben der Anderen

"Es ist für mich."
Bester letzter Satz in a movie. Sensationeller Film, so gut, dass man es gar nicht glauben mag. Unglaublich gut, nicht eine einzige falsche Sekunde. Nicht eine.

Einsamkeit

Selbstgespräche endlich bemerkt: meistens Unmutsäußerungen über mich selber an mich selber. Beschlossen, mich nur noch auf italienisch selber zu beschimpfen, dann beginnt so ein fröhliches Summen im Hinterkopf. Dio cane.

Nachgedacht, ob ich vielleicht einsam bin, aber ich weiß gar nicht mehr genau, was das ist: Einsamkeit, sicher doch ein Mangel, oder? Aber am allermeisten fehlt ja doch Zeit, im kleinen als Minute, und im großen, als übrige Lebensplanzeit.

Einsamkeit funktioniert bei mir als so ein negativer Gegenentwurf, mit einzwei Argumenten kriegt man sie immer wieder weit genug weg vom eignen Alltag, sie ist heutzutage ein hässlicher Makel: Hey, was sind wir alle beliebt, an dem ein Rattenschwanz aus anderen Makeln hängt: Sozial erfolglos! Häßlich! Nicht witzig! Nicht unterhaltsam! Eigentlich nicht modern! Schon fast dumm! Auf jeden Fall selber, selber, selber schuld.

(Arm darf man ja sein inzwischen.)

Man müßte das mal ausprobieren, also in Gesprächen sagen: ich fühle mich einsam oder ich fühl mich allein, beim ersten hätte man betretenes Schweigen oder elegantes Überhören, beim zweiten die Aufforderung dann ruf doch mal an zur Antwort vermutlich.

Dabei hatte die Einsamkeit als Freiheit von Bezügen jeder Art auch mal was rauschhaft Verlockendes, die Eremitage mit Wein, Tisch und einem immer leeren Blatt Papier. Mitten in Umbrien, natürlich, mit Blick auf die Jahrhunderte Kultur und Zivilisation, die humanistische Landschaft, distanza intrinseca, ein Mensch der auf all das verzichtet, was ihn erschaffen hat.

Alleinsein, das trifft es besser. Das ist kleiner, transitorisch, oberflächlicher. Alleinsein ist das Ergebnis so einer logistischen Nachlässigkeit: öfters nicht zurückgerufen/ keinen angerufen, und auch das nächtliche Alleinsein ist eine Konsequenz. Allein ist man abends bei der Nagelpflege, der Netzlese, dem DVD-gucken und lesen.

Aber wäre es nicht nett, noch wen daneben zu haben, der seine eigenen Nägel poliert, so als Beispiel? Ja, wäre es. Nein, eher nicht. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was mir lieber wäre, find ich selber komisch. Das liegt daran, dass ich im Heut und Jetzt lebe, und der Weg dahin war ein steiniger, und, ja: auch ein einsamer Weg, und man kommt und kommt nicht an. Aber nicht die Alleinsein-Einsamkeit, die kommt und geht je nach Hormonstand, sondern die klassische, existentielle, nur Subjekt und Realität (Gewissen und Geschichte).

Ich bin dann demzufolge: manchmal einsam, häufig allein. Und schlimm ist das beides nicht, es gehört zum Sortiment, es sind halt so Teilaspekte.

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Das IMax in Berlin macht doch noch sprachlos, es liefert ein vollständiges, sichtkreisweites Panorama. Nur das in normalen Sichtkreisumfeldern nicht dauernd einer quatscht und die Musik leiser daherkommt, aber ich war in dieser pyroklastischen Wolke praktisch drin - und die Stühle wackeln. Meine Kinder waren allerdings total unbeeindruckt, der eine mag zwar Vulkane, aber eben keine Tornados (Weißt du doch, Mama) und brauchte dehalb meinen ganzen Arm zum festhalten, der andere hatte einen Film erwartet, mit Handlung und Schauspielern, und ist sofort nach den Vulkanen eingeschlafen. Hey, war ab 4, und das so ein Kind dann nicht immer über die ganzen Fremdwörter hinweghört, sondern alles, alles erklärt haben will, das stört ja auch keinen, weil es eh so laut ist in dem Ding.

Arkaden am Potsdamer Platz. Öfters mal machen: Menschen fließen da durch, international und anonym, klar touristisch (Betaschung und Trinkwasserversorgungslage) aber mit diesem Einkaufshöllen-Pragma im Gang und im Blick, das dann immer wieder wegbricht, wenn sie irgendwas fotografieren oder stehenbleiben. Zuhaus in der Fremde.

In der Tram strecken die Zwillinge jedem die Zunge raus, und das läßt mich einfach nicht ganz so cool, wie ichs gern hätte. Zum Glück kaum Berliner in der Tram, lustiger Bäh- Dialog mit Franzosen, Italienern und Amis.

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Meine Zeit mit Ihnen ist mehr als um. Nun haben wir doch eher über das Leben statt über den Tod gesprochen, oder?

Ja - wie schön! Und, wissen Sie, am Ende unseres Gesprächs möchte ich sagen: Es geht im Leben nicht um den Tod oder das Leiden. Sondern alleine um die Moral.

Um welche denn?

Nur um die eigene natürlich! Am Ende geht es nicht um Trauer oder Glück. Sondern um richtig oder falsch. Am Ende stehen wir alleine da vor unserem Gewissen. Auf der Leiter, die Jakob in der Bibel im Traum sieht, bin ich deshalb immer nur nach oben gegangen: Es gab Niederlagen, einige sogar. Aber ich habe - in guten wie in schlechten Zeiten - immer meiner eigenen Moral standgehalten. Das Leid vergeht. Das Gewissen? Bleibt.*
Immer, wenn man die Süddeutsche mal nicht kauft, sind solche Sachen drin. Jeanne Moreau im Interview, sehr bei sich.

5 Jahre!

Hier müssen die Kuchen, mit denen ein Zwillingsgeburtstag gewürdigt wird, einige Prüfungen durchlaufen, bevor sie auf die Geburtstagstische dürfen. Erste Hürde war die Abwesenheit der kleinen Backformen, die unter ihrer Staubschicht jedes Jahr schwerer zu finden sind. Dann krachte das Backblech bei der ersten Gelegenheit teilweise nach unten, also beim Schließen der Ofentür mit einem beherzten boleo. Weil ich das klonk (Ofenblech fällt) nicht sofort korrekt identifizieren konnte, musste ich den Teig teilweise neu machen, es war nämlich ein Rühr- und kein Knetteig, der wird in der Schräge schnell selbstständig. Und den Ofen entteigen. Die fertigen Kuchen standen dann, viel später, direkt nach dem Schokoguss, aber noch vor den Smarties, unter einem Hängeschrank. Es gibt in meiner Küche kaum Plätze, über denen kein Hängeschrank hängt, und man kann einfach nicht an jede Gefahr denken. Aus diesem Schrank sind dann Kuchenformen gefallen, auf die Kuchen, unbenutzte, verstaubte und sehr traurige Kuchenformen. Das haben sie vorher nie getan. Ich füllte die Löcher mit Schokolade und versteckte die fertigen Kuchen im Ofen, in den ich dann Stunden später die Bratpfannen mit Schwung wieder hineinstellte, die ich zum Kuchenbacken rausgenommen hatte. Ich füllte die Löcher wieder mit Schokolade, weil es den beiden Geburtstagskindern an nix fehlen soll morgen, schon gar nicht an Schokolade.

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Rügen ist Osten auf Landschaft, grau auf grün, also jetzt noch: braun, weil wegen Winterlänge noch keine Knospe zu ahnen ist. In einem Hotel unter Berliner-Kurier und Bild-Lesern, lauter klassische Kleinfamilien an den Tischen. Sie sprechen kein einziges Wort miteinander und nützen die gewonnene Zeit, um das bezahlte Essen ausgiebig zu genießen, und sie leben so schon jahrzehntelang, immer essen, immer schweigen, schon die kleinen stillen Kinder sind fett und rotgesichtig. Aber zufrieden, jedenfalls ruhig. Menschen, die nicht zurücklächeln, sondern einen mit eingewachsener Audrucksvermeidung anstarren, wenn man in einem gefühlten ungeheuren Chaos mit drei sehr lebhaften Kindern und einer schwerhörigen Oma sein Frühstück verzehrt.

(Mein Fehler: Sybille Berg/Ende gut. Habe einen Tag gebraucht, um das Buch wieder zuzumachen und am Strand zu vergraben, ganz vorne, wo das Wasser mit Sicherheit hinkommt. Eine so schlecht gelaunte und typisch deutsche verbohrte Zicke, mon dieu! Dieses kleinmädchenhaft beleidigte Genöle, ich-hab-was-besseres-verdient, ich-ich-ich habe ein Bett aus Rosen gewollt, und dann bringt sie alle um und sonnt sich in ihrer Rache und badet in Geifer und will doch nur liebgehabt werden. Figur = Autorin, bestimmt. Seelenverschmutzung ist das.)

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CIMG2601

Paar Tage Sendepause: Rügen.
(Und ich muss noch packen.) (Alles) (Kein Mensch macht sich klar, was Kinder alles brauchen, der Shirt- Durchgang liegt bei 3 pro Tag statt wie bei den Männern später dann 2 pro Woche, sie benötigen Hosen wie andere Leute Auswahlschuhe, nein, nicht mal, kein Mensch braucht soviel Hosen wie ein Kind in den Ferien. Auf den kleinen Jeanshosen blühen Flecken, Löcher und geheimnisvolle Materialsspuren schon vor dem Frühstück, mit Sicherheit aber danach. Dann haben die Kinder Lieblingsbücher, die mitmüssen, und zwar alle, die der Bruder eventuell auch aussuchen könnte, also muss man so als Kind ganz schnell zum Regal - peng, da fliegt das Buch durch den Raum an den Kopf und dann genauso schnell zurück. Mama fängt ab und packt ein. Der Große hat schon einen Geschmack, was die Sache sehr erschwert, weil man dann noch schnell passende Gürtel finden muss, um die Schritt-am-Knie-Hosen über der Unterhose zu halten, wenn das Kind losläuft. Nein, das Lego nehmen wir nicht mit, nein, ich hab keinen extra Koffer mehr für die Stofftiere. Gregor hat an Proviant gedach und an die Platznot und die Kekse gleich klein gemacht, bevor er sie auf den frisch gewaschenen Wäscheberg gepackt hat. Ach, ich fahr später morgen.)

touché

Über einen wichtigen Geschäftsabschluss, zu meiner Mutter: Ich hab eigentlich ein gutes Gefühl bei den Leuten.
Sie: Ja, das hattest du bei deinem letzten Mann ja auch.

Bitte schreiben Sie uns

Sehr geehrte Frau,
Sie haben Ihre diesjährige Reiseplanung noch nicht abgeschlossen? Gern möchten wir von Ihnen den Grund erfahren. Bitte schreiben Sie uns, warum wir noch keine Buchung von Ihnen erhalten haben.*

Privatprovinz

In blue, blue Jeans und Camper und mit rotem alten Anorak und Pferdeschwanz. Wie sich das selber herumgetragene Frauenbild verändert, auf so einem hübschen Schieberegler von Szene zu Rama. Seit diesem Psychotest (via) plötzlich all die täglichen Schiebereglerentscheidungen besser verstehen können, z.B. die allmorgendliche in den Kinderköpfen: zwischen Toast und Müsli, Weinen oder mitmachen, ganz allgemein flüchten oder standhalten (plink! Gelbes Buch, von Jörg Willi -nee- von einem Herrn Richter! Von Muttern geschenkt bekommen, als man sowas noch entscheiden konnte.).

restmoderne!

Die Berliner Restmoderne wird festgehalten, bevor sie verschwindet. Sie ist sicherlich umfangreicher als die Moderne und soll in einem dicken Fotoband veröffentlicht werden, wenn sich ein paar Subskribenten finden für das Buch. Und schon das erste Foto auf der Seite mit den "Handel"- Bildern zeigt den ex- Edeka, ex-Billigirgendwas, über dem viele Jahre lang jemand mir sehr liebes gewohnt hat, in dem Hinterhaus links neben der oberen Ampel. Muss ich haben, das Buch. Dank an smal und Parka.
(Ich hab von den beiden Machern des Projekts natürlich noch nie was gehört. well never too late)

il Berlusca

La_Grande_Riforma
(Karikatur aus der repubblica von 2003, "die große Reform", vgl. wikipedia)

Am 9. April wird in Italien gewählt, eine schicksalshafte Wahl. Erstaunlicherweise ist Berlusconis Niederlage keineswegs ausgemachte Sache. Ich habe die beiden neueren TV-Duelle Berlusconis, eines gegen Romano Prodi, eines mit der Journalistin Lucia Annunziata, auf DVD ansehen können, und die in ihnen vorgeführte Gesprächskultur ist so skurril und absurd, dass man die ganze Zeit zwischen Fassunglsosigkeit und Entsetzen schwankt. Wie Freundin Aureliana es ausdrückte: Er hört sich die Frage an, dann stellt er sich selbst eine neue und beantwortet die.
F.C. Delius hat in der Zeit eine unbedingt lesenswerte kurze Zusammenfassung von Berlusconis Regentschaft und dem Ist- Zustand dieses so schönen Landes veröffentlicht.

oh boy

Ich will vermeiden, dass andere über mich denken, was ich über die denke. Raab im SZ-Magazin.

22:53

eine Mail schreiben wollen, an meine Ärztin, weil sie so in Sekunden einen Kokon geschaffen hat, in dem ich mich zuhause gefühlt hab, da in ihrem kleinen Zimmerchen. Arztfreundschaften sind mir immer wichtiger geworden, so als Basis, dieses spezielle Wissen, das dein Arzt von dir hat, dieser Alltagsgleichmut und das Weltkennertum, aus dem heraus man dann mit der Zeit immer persönlicher wird miteinand, weil, weil die Zeit so kostbar ist. (Dochdoch, All you need is love ist einer meiner Beatles-lovliest, gewesen, und fool on the hill, und eleanor dingens, heute wo gelesen)

Nachts nochmal die Kinder angucken, da sind sie.

Die Müdigkeit so eklatant, dass ich die Luft einzische und die Hand schüttele, wie beim oddio-sagen

Dieser riesige Zeughaufen von Tagwerk, der immer auf dem Abend lastet und den Moment kaputtmacht, in dem Gregor müde ist und mich geduldig braucht und ich wütend werde, weil man so deadend kaputt ist, und wie ich es schaffe, die Wut nicht auszulassen, und das Kind ruhig wird und sagt: Gute Nacht Mama, gute Nacht Mama, gute Nacht Mama, immer wieder, noch wenn ich schon wieder in der Küche bin um die Gnocchireste vom Boden zu holen.

Angst, das es gar nicht gut zu schaffen ist alles. Dann heute zwischen A, B, C und D bei Mr. Vuong gewesen, so über die coolen Leute gefreut, mit den richtigen Klamotten, diesem ganzen Erscheinungswuschel, den die um sich haben, mit ihrem Lächeln, ihren Blicken, ihren Brillen, wie sie den Kopf halten, entspann deinen Kopf und jetzt dreh ihn so zwei Centimeter weiter in die Schräge, diese Coolheitszentimeter beim Wantansuppe löffeln, alles Musik.

Vorher eine Kindesmutter zu Besuch zur Kindesabholung, die so schnell berlinert hat, dass ich auf rhythmisches Hören umgeschaltet hab, Sub-jekt, Sub-jekt, und ganz still sitzen musste, wegen der Peilung.

Später mit Storchenschritt durch die Wohnung auf der Suche nach einem Stift, hier keiner, da keiner, alles hat Eigenleben und wendet sich ab, Migrationzeiten, der Moment nach Unordnung und vor Chaos. Ich hätte auch lieber, dass es Magie ist, oder der Frühling, aber it's just fucking Alltagsdynamik.

Die Kinder bauen sich immer Höhlen.

Ich schreib immer vorher und später, aber das macht grad keinen Sinn mehr. Ist immer jetzt.

Sondern das Wollen.

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