Dienstag, 30. Mai 2006

sunday afternoon

Die Biennale endlich knapp geschafft, mit sonem Küstenwetter in der Luft, und es gibt viel Luft auf der Biennale, nee, weil man eine Strasse entlanglaufen muss dabei. Fast alles schon wieder vergessen inzwischen, bis auf eine perfekte gelbe Treppe in einem alten Stall von Michael Beutler, und den 387 großartigen Häusern des Herrn Fritz. Und in der Mädchenschule bei einem Herr Ballen mit schönen Fotos, einem lebensgroßen und angenehm absurdem Pappwagon von Kusmirowski und einer fast echten und hinreißenden Biographie in Bildern gerne stehengeblieben, von Marcel van Eeden, der netterweise jeden Tag ein Bild zeichnet und es ins Netz stellt.
Die beiden Puppenfilme fand ich eher beunruhigend, in dieser Verbindung zwischen Animation und echten Sachen nehmen die merkwürdige Abkürzungen in die tieferen Schichten, und da will ich die gar nich haben (Herr Kid, Sie müssen das noch mal erklären alles, das ist doch ihr Fachgebiet!)

Überhaupt diese Filme allüberall, ich kann da meinen Kinoblick nicht abstellen vorher und suche in den dunklen Videokammern nach filmischen Entscheidungen, und das führt dann beim Gucken immer in eine große, sofort in Langeweile übergehende Leere. Und alt das alles! Holger Czukay, seines Zeichens früher mal Bassist von Can, hat zusammen mit Jaki Liebezeit, dem Can- Drummer? schon in den 80zigern Videos gedreht, wo er sich vor dem Hintergrund einer Aufnahme der chinesischen Staatsoper dramatisch die Haare kämmt. Das war ziemlich gut, ich sehe den noch heute da stehen mit seinem Kamm, ach, Erinnerung. Ich hätte den vielleicht sogar ohne die chinesische Staatsoper behalten, weil er Holger Czukay ist und ein Held, aber wenn sich Unbekannte minutenlang kaum bewegen oder komische Sachen machen, dann werde ich einfach nur müde.

Bei mir funktionieren solche Filmsachen, wenn mindestens ein kompletter Gedanke verfilmt wird, eine Metapher, ein Haiku, whatever. In den KW war das burn von einem Herrn Reynold Reynolds, und ein Film über eine Art Derwischtänzerin in einem U-Bahnwagen, der war wild und lustig, aber Künstlername ist weg leider, wegen dem Sieb in meinem Kopf. Und die ziemlich blöde Seite der biennale liefert nicht eine halbe Info über die ausgestellten Künstler, kein Titelverzeichnis, nur einen Berg Geschwätz, durch den ich nicht wirklich durch möchte.

Alles in allem doch so, dass man hingehen sollte, noch bis Pfingsten, glaub ich, unbedingt bei schönem Wetter, und nicht über das Motto nachdenken: Von Mäusen und Menschen.

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kid37 - 31. Mai, 23:18

Ich habe den ersten Anlauf zur Biennale vor ein paar Wochen entmutigt wieder abgebrochen. Das war so... erklärungsbedürftig. Sperrig und sperrmüllig auch, auf die Gefahr hin, jetzt gemein zu klingen.

Die Modellhäuser von Peter Fritz sind jedoch großartig. Über den wurde ja der für mich berühmte Satz geäußert: "Nicht alle Bastler sind harmlos", ein Satz, den man bei vielen Gelegenheiten so en passant zitieren kann und gleich schick aussieht.

"Puppenfilme" klingt gleich wieder interessant. Jetzt sagen Sie nur, ich habe was verpaßt. Vielleicht mache ich am Wochenende schnell einen Schlußspurt...

Casino - 1. Juni, 10:58

...erklärungsbedürftig, schön kurz gesagt. Es gab zwei Puppenfilme, einen von Nathalie Djurberg mit kleinen Mädchen, einem Baseballschläger und einem Mann, den Tigerfilm von ihr hab ich aber nicht gesehen, und einen anderen sehr dunklen mit irgendsoeinem schon ausgenommenem Fledermaustier, das sich noch räkelt und einen langen schön gerollten Schwanz hat, ich weiß den/die Macher natürlich nicht mehr, aber bei beiden hilft die beeindruckende Technik nicht über die Filme hinweg (bis auf den gerollten Vampirschwanz, den fand ich sehr rührend). Brauchen Sie nicht hin.
Oliver Elser (Gast) - 6. August, 15:46

"Nicht jeder Bastler ..."

Das freut uns, nicht nur die Rsonanz auf "unsere" Sondermodelle, sondern auch, dass der Satz "nicht alle Bastler sind harmlos" hängengeblieben ist. Er stammt aus einem wunderbaren Text des Kunsthistorikers Walter Grasskamp (»Sentimentale Modelle«, in: Kunstforum International, Nr. 38, 1980, S. 55), wo er beschreibt, zu welchen Zwecken Modelle angefertigt werden. Keineswegs harmlos ist z.B. der Bau eines Knast-Modells durch die Insassen. In diesem Zusammenhang fällt das schöne Zitat, dass wir uns für den Bastler Peter Fritz ausgeborgt haben.
kid37 - 7. August, 13:10

Vielen Dank für den Hinweis. Ohne mich wirklich ausführlich mit der Person Peter Fritz' beschäftigt zu haben, fand ich den gewissen subversiven Zungenschlag dieses Zitats im Hinblick auf die vordergründige Harmlosisgkeit seiner Modelle (und seines Berufs) sehr vergnüglich. Eine Freundin von mir besitzt das Buch/Katalog, in dem ich manchmal blättere. Eine sehr beeindruckende Sammlung.

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