gerüstet in den sommer

knoeterclematis-

balkone leer, bis auf den riesigen 6jährigen knöterich, der eine unentwirrbare liaison mit einer zartroséfarbigen clematis eingegangen ist, dass man nicht mehr weiß, wer für wen blüht. es wäre ja nicht leicht, zwei balkone komplett zu räumen, wenn man keinen dritten hätte, auf den fast alles passt, bis auf den knöterich-wolpertinger, der die ganze wand und das halbe fenster unter sich gebracht hat. alles andere schafft fülle und auf dem abstellbalkon einen kräuterduft, der sich nach überdosis anriecht. jetzt blick auf die leeren rostigen blumenhalter, überhaupt blick ins grüne maigrün nach vorne, ja worauf soll ich denn gucken in den nächsten 12 wochen? auf schöne bauarbeiter, hoffe ich. leichte kribbelige panik beim gedanken an meine zeit im dunkeln. "Nehmen Sie die Verklebungen an den Fenstern nicht ab", warnt der baubetrieb im treppenhaus, wie: verklebungen?, aber egal, es wird auf jeden fall schrecklich, man weiß nur noch nicht, wie schrecklich.

...

viel lärm um nichts. neuer schwarm: herr meyerhoff, very handsome, spielt den benedikt so leicht von der leber weg, erinnert dabei sehr an den frühen otto, mit souveräner kinnlade und dieser vergeblichen selbstbehauptung. publikum gackert und freut sich, 5 vorhänge, vor uns peymann, das alte ledersofa, mit lächeln.

...

"Hast du auch weiche Knie?"
nein. hatte ich nicht. aber danke der nachfrage.

(verdammt. immer die falschen. bewege mich in den komplett falschen kreisen. ab jetzt nur noch charlottenburg)

...

hey! my first ever nomination. das genieß ich, solang es anhält. danke!

geboren am 19.12.1909

an einem tag, der an allen ecken und minuten auseinanderbröckelt, noch einen brief geöffnet, vom amtsgericht neustadt. ich wurde enterbt. meine großmutter ist wohl schon vor einem jahr gestorben, sie wohnte bei ihrem sohn aus 2. ehe, und sie war dort nicht mehr zu erreichen für uns, wir haben das akzeptiert und den AB besprochen, jeder mit dem seinen beschäftigt.

sie hat uns nur selten besucht, aber mein vater fuhr durch die ganzen siebziger und achtziger oft mit uns hin, in die berge, er war ein treuer sohn, oder einfach nur von pflicht beseelt, sie war eine selbstbewußte schöne und starke frau, eine sentimentale alte nazidame, das wissen meine schwester und ich heute, an den wänden ihrer wohnungen, alle mit aussicht auf den luganer see, hingen immer diese schwarzweißbilder aus den 30ern, von unten fotografiert, die brüste in die welt und das kinn gereckt, graues kleid.

sie hat ihren ersten mann, einen autoritären und herzwunden bergwerksdirektor und ihren ersten sohn wegen einem eloquenten und erfolgshungrigen nazi verlassen, und der wiederum seine frau mit fünf kindern, und alle diese kinder klagen seit jahren um ein vermeintliches vermögen, von dem keiner weiß, ob es tatsächlich existiert oder ob es nur ein notwendiger mythos ist, der die vergangenheit noch lebendig und die familie zusammen hält, eine brücke in die zeit davor, nachprüfbar vorhanden ist nur noch ein vergilbter teil davon, alte bücher und ein paar schöne vasi-stiche, von der sonne gebleicht, denn das neue paar hat in rom gelebt und später in der schweiz, nach dem krieg, in einer abgeschlossenen welt voller geschäfte und alter freunde, das war geschichte damals für uns, unsichtbare freunde, oder ist das meine vorstellung? so dachten wir uns das damals, in einer kulturellen selbstsprechanlage, meine großmutter immer randvoll mit geschichten, die sie als jugendliche in worpswede bei den künstlern erlebt hat, ihre abenteuer, sie hat als eine der ersten frauen an der tu in berlin ingenieur studiert und danach in ihrem beruf gearbeitet, wir dachten als kinder, sie könnte vielleicht fliegen, sie hatte geist und charisma, bis sie dem falschen mann begegnete, sie war immer zweierlei, die dame der späten zwanziger, die mackensen geküßt hatte, und die frau mit dem merkwürdigen ehemann, der ein mussolinifoto mit signatur ganz oben im schatten auf dem schrank stehen hatte, das wir uns bei unsren besuchen immer heimlich anzugucken versuchten, in der zeit vor den diskussionen und vor dem bewußtsein.

eine fremde art, bei der wir fragen stellen konnten, weil der weltkrieg noch gar nicht vorbei war, also als wir teenager waren, oder verschönere ich da jetzt etwas, sassen wir vielleicht doch immer nur um die geschichte der großmutter herum und redeten über ihre bilder und die gedichte und den lieben gott, na, es war beides, aber diese giftige sentimentalität mit ihren vielen staubteilchen im sonnenlicht, das vollkommen weltabgewandte, das hab ich noch sofort abrufbar behalten. eine sehr deutsche biografie.

der sohn mit dem zweiten mann, mein halbonkel, wurde als lehrer ein opfer des radikalenerlasses, danach erfolglos, der ist auch nicht ganz kosher, er hat als ersatz für alles eine nicht zu bändigende geldgier entwickelt und hat die schon demente und nicht mehr allein lebensfähige frau zu sich geholt, und dort ist sie gestorben, nach nur anderthalb jahren, was wir alle nicht wussten, wir haben angerufen und karten geschickt und wollten vorbeikommen, aber der zweite sohn hat sie für sich behalten.

es war meine großmutter, und ich bin traurig, dass sie so sterben musste, was jetzt bleiben wird von ihr, nicht viel.

(20. jahrhundert, eine pest)

...

schreiben vs. schreiben über

(irgendwo bei benjamin)

nope.

nach begeisterter lektüre des von bov verlinkten textes jetzt sehr sehr schockiert über den link im impressum von hor.de, der einem den blognamen brutal um die ohren schlägt. mich macht dieser autorenkunstgriff so dermassen wütend, dass ich das blog nicht mehr lesen werde. mich vorm erneuten lesen erst mal wieder beruhigen musste. (file under: irrationales)

...

das wochenende ohne löcher, nur gesellschaften, nur kuchen, am samstag die väter mit basekappen auf dem rasen sitzend, während die kinder hockey spielen, vollkommen selbstvergessen hin- und hersausend, der große kassiert tore und weint bitterlich, geh weg mama! zeitqualitäten, sonnenmilch, die vielen gespräche mit fastkaumgarnicht bekannten, wie detailliert man anspielen kann unter eltern, ohne das grüne gras der gemeinplätze je verlassen zu müssen. beim reden über das schulthema, elterngespräch nr. 1 zur zeit dann plötzliches schwimmen, du redest nur platituden, du bewegst dich auf sicherem rhetorischen gelände, wo ist denn die wut, die idee, der revolutionäre ansatz hin, kann man diese bürgerform noch verlassen, das sich fügen, das müde geplänkel über möglichkeiten, die abgepackten gefühle, ja, das macht mich total wütend sag ich und creme mir die stirn ein mit einer hand, während die andere die sonnenbrille etwas höher schiebt, und der andere betroffene vater mich mit einem auge ansieht. mal wieder das herz ausschütten, aber wie, und wem, und wo zum teufel ist denn das herz. jetzt gleich anwältin, dann alltagsterror, der terror der kleinen dosen, bis zum horizont also nur kleine dosen, das tupperleben, und wann zum teufel soll ich den rest erledigen, und mein kopf kann nichts nur nebenbei, die vollzeitprognose ist eher negativ.

...

Still your hands
Still your heart
Still your face comes shining through
And all the morning glows anew
Still your mind
Still your soul
Still, the fire of a love is true
I am breathless without you

breathless

Direktvertrieb

Nochmal was in eigener Sache, mein Opa lebt auf dem Land und macht einen sehr guten Honig, alles bio, cremig, in zwei Geschmacksrichtungen, wollen Sie mal sehen? - Einmal Obst/Raps, einmal Kornblume - 2,80 das Glas, plus 30 Cent Pfand, wenn ich mal wieder herkomme, dann nehme ich das Glas mit - Danke, schönen Tag noch.

(Der *großer Versand*-Postbote eben an der Tür)

...

(aus dem letzten posting gestrichene sachen:
kinderlose berufsjugendliche
herren
keine geschichten, keine figuren, nichts welthaltiges
ausgehsachen doch immer nur ein kleines schmales handtuch
der existentielle alltag
kein sex
der zertretene rest
personal quark
schweigt immer weiter
oh holy mirror!
das prinzip Aussage ist ja gefährlich und eigentlich nix für mich, aber es birgt möglichkeiten der lesbarkeit und der contentführung, die man auch mal beachten sollte, hier öfters kurz davor, alles ganz anders zu machen, zu gestalten, man muss doch irgendwann mit dem gestalten anfangen, das geht doch nur hier, andrerseits kotzt mich ja gerade die aussagedichte immer so an.)

goetz/lottmann 1:0

morgends schon ganz dabei sein beim pagehopping zwischen lottmann und goetz, ein ganzer kontinent out there, ein kompliziertes netz aus beziehungen, geschichten und jahrzehntelang gehäufelten weltbildern, totally fascinating. aber ist es denn setzung? oder gibt es das alles wirklich?

neue art von zynismus, ein reflektierter und anspielungsreicher, der all das schöne aus der grundschulzeit hinübergerettet hat, diese fixstern-qualität des erlebenden ichs, ich mag das, aber es ist ein bisschen schräg.

jaja, sind richtige weblogs, alle beide, und sie bringen diese kunst/geld/medien-szene eben mit, forever thirtynine, lottmann kann sogar direkt mit dem szenebloggen einsteigen, weil er ist ja schon bekannt und muss nicht erst noch was interessantes schreiben, goetz ist ein anderes kaliber, brilliant, gehört aber natürlich sowieso total dazu, endlich wieder der echte society-trash, makes me happy

danach sitze ich zufrieden im bett und fühle mich erwachsen, beim blick auf den wäscheständer, und verlasse dieses herzlose phantasia, mit einem richtigen hunger auf die wirklichkeit. die vielzahl der welten ist atemberaubend.

...

Werbezukunft: be a Bio-Star, und wir zahlen das Shooting für dich, und das Hotel.

...

rimini1

Rimini, sagt jemand, es ist soviel los, dass die gespräche mühelos fragmentieren und unter den vielen gästen hin-und herrutschen. man spricht über schuhe, über weiße hemden, es gibt eine große hemdendichte nachts in mitte, über die ausstellung im pferdestall, von der nur christine de la garenne einen feinen bleibenden eindruck hinterlassen hat, oberstufe, sagt freund n. über die anderen tja-nun-naja-künstler, man steht dann so in diesen okayen räumen und kriegt partout keinen ausdruck ins gesicht.

nachher im innenraum der bar sehe ich zum ersten mal seit langem richtige partygirls, busen gekauft, sagt s., ja, bei h&m, meint i. hauteng alles, wunderschöne mädchen, mit diesem statuarischen schuhwerk, dass sozusagen zum verweilen einlädt, mit kippen im mundwinkel, küsschen für dj und barbesitzer. mein lächeln, ein verfehltes lächeln, ihr ganzes insiderglück.

eine am tresen ist es, so eine mögliche traumfrau für männer in den besten jahren, nicht zu vergessen, mit einer vollkommen zeitlosen präsenz, die sie fraglos auch in 20 jahren noch haben wird, sie teilt den raum und macht kleine wellen ins kosmische zeitgefüge, und im gegensatz zu den anderen hier!-ich!-mädeln hat sie eine altmodische sicherheit über sich und ihre wirkung, sie hat uns nämlich wahrgenommen, als wir an ihr vorbei nach hinten liefen, ganz ruhig und so nebenbei, in ihr gespräch vertieft.

...

jedes jahr um diese zeit werden die probeabos billiger, im moment führt die taz mit 5 wochen für 10 euro, und man muss diese zeitung lesen, um den preis zu begreifen, die zielgruppe hat offensichtlich nur das taschengeld zur verfügung.

...

Er hatte sich noch weiter zugezogen, der Ring um die Grundschule meiner Wahl. Die Greifenhagener Strasse hat einen interessanten längeren Teil und einen unklaren kurzen Zwickel, der sie auf den wunderschönen Gethsemaneplatz führt. Kurz nach Ende der Anmeldefrist lagen Gerüchte vor, dass schon die Nordseite des Platzes nicht mehr gehalten werden konnte, aber die vielen frisch im interessanten Stück polizeilich gemeldeten Familien wähnten sich auf der sicheren Seite, ihre Dreistigkeit schön verpackt in Pragmatismus. Im weiteren Umfeld der Schule ging die Sicherheit dann aber schnell verloren. Wir wussten, dass der Gegner die inneren Grenzen jederzeit spontan verschieben kann und darüber keinerlei Rechenschaft ablegen muss, und keiner von uns hatte mehr als eine Ahnung über den Verlauf der Linie. Wir aber gehörten in dieser Phase noch zu den Altvorderen, hatten bereits ein Kind auf der Schule untergebracht und setzten all unsere Hoffnung in das Prinzip Geschwisterregelung, dass uns und unseren Kindern den Kampf ersparen sollte.

...

bei mir unten ins haus zieht eine obdachlosentagesstätte. bin nicht so begeistert, wie ich es sein sollte.

...

frühling. brr. augen zu und durch.

...

Catweazle hält eine der in den siebzigern noch weit verbreiteten schwarzen Scheiben hoch und sagt: "Oh! Schwarze Scheiben." Kind lacht und sagt: "Haa! Das sind doch ... sind äh ... na das sind ... wie heißen die noch?"

...

Alles super. Schnell gesendet, 1A Ware, netter Kontakt. Gerne wieder

6

023

der bauch an diesem apriltag, aber ich hatte mich total daran gewöhnt, nur so im nächtlichen gefühl waren es schon zwei, wenn ich beim umdrehen mit den händen nachhelfen musste und die kinder sich dabei unter der haut verschoben, das kleine bisschen platz, was zum schieben noch übrig war in der 38. woche.

(heute vormittag der notar beim unterzeichnen des trennungvertrages, „es sind ja drei kinder? ach, das ist bei uns auch so, wir haben drei mädchen, aber machen wir erst mal hier weiter". nach den unterschriften frage ich ihn, wie das war so mit seinen zwillingen, er lächelt, faltet seine schönen finger und schiebt seinen kopf etwas in den nacken, „ja wissen sie, wir als altachtundsechziger hatten sehr entschiedene vorstellungen vom einfluss der gesellschaft auf die erziehung, und wir haben dann bei unseren kindern vor allem gelernt, dass die kinder vom ersten moment an eigene persönlichkeiten waren, und dass es vor allem den zwillingen sehr gut getan hat, diese persönlichkeit wahrzunehmen. man lernt soviel von seinen kindern, wenn man es kann.‟ er formuliert langsam, entspannt, lässt sich zeit, ein guter notar)

heute nachmittag im flur bei schwitzkowski den wegen morgen sehr aufgeregten beiden jungen von ihrer geburt erzählt, ich hatte diesen arztbesuch des großen bis kurz davor vergessen, und musste deshalb mit allen kindern hin. schwitzi hat eine neue brille, die ihm bestimmt seine frau gekauft hat, ich war da so oft, das ist fast zuhause.

ich erinnere mich noch an den ruck, als der chirurg gregor aus dem bauch geholt hatte, es fühlte sich an wie ein großer fisch, der schnell aus einer plastiktüte rutscht, danach wieder etwas geziehe und gedrücke, dann kam der zweite glatte fisch und ich spürte die plötzliche abwesenheit der spannung, und der chirurg kam mit meinen beiden neugeborenen um das grüne tuch herumgelaufen und zeigte sie mir strahlend, und sie waren ganz! und komplett und rosa, die arme weit offen. das war ein sehr schöner moment. kaiserschnittchen.

die beiden im flur bei schwitzkowski: „ja aber, war das dann dein zweitschönster moment als wir auf die welt gekommen sind, weil doch das mit elias dein erstschönster moment war, und wenn du wieder ein kind kriegst, dann hast du drei schönste momente, oder kommst du dann durcheinander, mama.‟

heute abend entspanntes backen, liegt aber auch daran, dass ich in meinem superherd 3 kuchen und ein blech brownies gleichzeitig machen kann, ohne, ohne was, ich weiß gar nicht mehr, ohne dass es auch nur ein klitzekleines hügelchen anstrengung dabei gegeben hätte.

(glücklich)

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Status

Online seit 7431 Tagen

Archiv

Juli 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 
 

Kontakt

h.mama(at)web.de

Wo, was, wer?

 

Credits

RSS Box

   

(beloved love)
(missing tug)
angelweide
beliebigkeitsbloggen
blogger in der welt
dog alert
first date speeches
futilità
glück
herbst!
i need a hug
keine theorie
kleine geschenke
kosmische Ballistik
last date speeches
Pastawartezeit
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren