tagebuch

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ich werde jetzt alle sentimentalität abduschen gehen, dann amarige und ein sommerkleid drüber, dann einen plan aus der luft greifen und mich hineinbegeben, als wäre das wirklich wichtig.

die stille in der wohnung, wenn die kinder für eine woche verreist sind, man spürt die erwartete ruhe im raum wie ein kleines summen im körper, wissen verändert wahrnehmung verändert wissen

aber das irrste: es bleibt alles aufgeräumt.

(die älteren um ihre erfahrung beneiden, die jüngeren beneiden, weil sie erfahrungen noch nicht gemacht haben, oder wie war das noch? vergessen.)

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dialoge des grauens. man lauscht ja der choreografie einer profilneurose inzwischen nur noch mit so einer art perverser neugierde, was sagt er jetzt? was fehlt noch? schafft er es, ein paar minuten zu warten, bis er auftrumpft, oder muss es gleich sein, ist er immer noch atemlos, mit mitte vierzig, oder ist die ganze angeberei nicht mehr so nötig, weil er ja wirklich gut ist inzwischen, er hat es ja geschafft, er könnte ganz lässig auch etwas später weitermachen mit dem aufblasen, er weiß ja, man wird ihn nicht vergessen, dafür sorgt er ja, und er behält immer den faden, seinen faden. bei frauen mit dieser störung hab ich dann noch eine neugierde dabei, es macht zwar auch bisschen müde, aber es ist nicht so ennervierend, da gibt es bruchstellen, was steckt dahinter, was hat sie verletzt, warum ist das jetzt so wichtig alles, da bekommt dieses schräge serielle mehr-besser-toller einen musikalischen unterton, ein thema, bei dem ich schon aus geschlechtszugehörigkeit automatisch mitspiele, bis ich nichts mehr habe, wie immer, das sind ja so menschen, die haben immer viel. bei männern wie dem gerade kriege ich nur einen unbedingten harndrang, sie fragen nicht nach, sie haben eine laute stimme, sie wollen nichts wissen, ihnen kann man gar nichts tun, sie sind jenseits. was erzählt so einer seiner frau, wenn er nach den anderen gästen gefragt wird nach so einem geburtstag, ach, ich weiß nicht, keiner dagewesen, ich war toller.

beim zuhören immer wieder fast "donnerlüttchen" sagen, rechtzeitig gehen.

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gerade dem großen sohn meine armbanduhr kurz geliehen. sie passt ganz knapp, und zwar ist sie fast zu klein für ihn. das ist ein komisches gefühl, weil er sie noch nicht verlässlich lesen kann ("sei um acht zuhause" - jetzt 20:19) - aber schon kleine männerhandgelenke hat.

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handy-vertragsverlängerung steht an. bin mit meinem nur-telefon eigentlich zufrieden, kämpfe aber innerlich gegen die verlockung der möglichkeiten. aber es gibt soweit ich weiß kein gerät, das sowohl mit der roller-software als auch mit dem total nervig mac-unfreundlichen lotus-mailsystem (der softwaremensch der firma sagt sehr candid: nehmen sie doch einfach den internet explorer) kompatibel ist, sodass man einen job auch von unterwegs erledigen könnte, ferienzeit naht. mein traumgerät kann alles und macht alles andere überflüssig, sieht außerdem gut aus und kann singen. hat jemand einen tip? das iphone ist mir zu teuer und kann ja sowieso nix ernstes, oder? gibt es handys mit firefox?

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mein hirn ist gerade unglaublich entspannt. gleichzeitig hat es nicht eine einzige bewegung im plan, nichtmal die notwendigen, und spart bei der rezeption von allen sinnlichen eindrücken. ist ein warmer tag heute, isn't it? aulin, novalgin und thomapyrin! love you! man vergisst ja so über die jahre, was zahnschmerzen sein können. muss nur meinen blick anpassen, die leute fragen mich immer, ob ich unterzuckert sei. ich aber habe gerade viel zeit für jeden blick. jetzt noch ein weizen, und der tag ist gerettet. (echt, ich wollte wirklich mal wieder was sinnvolles bloggen, aber nee, morgen wieder vielleicht. heute mittwoch? na, zum wochenende.)

gehörnt

großer sohn bringt von einem wikinger-geburtstag ein kuhhorn mit, das nicht mehr nach kuh, aber noch lange nicht nach gar nichts riecht. hat jemand erfahrungen mit solchen natürlichen dingen? bäuerliche verwandte? ich habe es erstmal in slowtigers pastatopf aufgesetzt (bisher noch nichts gefunden, dass nicht in slows pastatopf passen würde), aber das kochen hat den untote-kuh-geruch aus dem horn heraus in die ganze wohnung verteilt, und zwar in jeden winkel, es war offensichtlich eine zähe, leicht ölig-schimmelige und etwas süssliche kuh. das war auch suboptimal. vielleicht kann ich den sohn zu einem beerdigungsritual überreden? (jetzt einen echten hammerschnaps, der nase aufwärts wirkt.)

(titel geändert. echt, ich vergess google immer)

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der überraschende moment, wo man dem klavierspiel des kindes gerne zuhört.

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Kreuzberg sah gestern sehr nach 1. Mai aus, alles zugesperrt, die Menschen geballt vor den Lokalen. Wir haben den Abend wunderbar auf einer Dachterasse unter blühendem Oleander verbracht, und waren so ins Gespräch vertieft, dass ich nicht mal die Tore mitgezählt habe, sie schienen auch zu viele für ein einziges Spiel.

Überhaupt ist meine Fussballbegeisterung very fluctuating, ich kann mich da immer sofort reinsteigern, besonders in Gesellschaft von Freunden, die ich liebe und die den Fussball lieben, aus reiner linkshändiger Empathie, aber so ein Superspiel hat einen merkwürdigen Effekt bei mir, es setzt meine Gedanken komplett frei. Ich folge dem Spiel und den Spielern und dem Ball, ich kann sogar mitbrüllen und hüpfen, und dann plötzlich bin ich ganz woanders, bei Träumen oder Gefühlen oder anderen Weltsystemen, gleichzeitig leer und frei. Bis dann wieder was lautes oder wichtiges passiert und mich ins Spiel zurückholt. Es interessiert mich nicht wirklich, wer gewinnt, meine Parteinahme ist ein Spiel, wie fast immer unter Frauen zumindest, or not? (Auf der Oranienstrasse bin ich noch in einen Kiosk zum Ersatzknabberkram kaufen, und 30 Meter weiter war die Strasse gesperrt wegen den Menschenmassen darauf, aber sie hatte keinen Fernseher an in ihrem Geschäft, trotzdem, aus Plauderlaune, mache ich Bemerkungen darüber, wer wohl gewinnt, was sie wohl hofft, na, wir sollen gewinnen sagt sie, ich erzähle ihr dass meine Mannschaft, die Italiener, ja schon im Orkus verwunden seien, naja, sagt sie, ihr habt doch die WM gewonnnen, stimmt, sage ich, schönen Abend noch, trotzdem hatte ich ein Gefühl, als hätten wir uns unser Desinteresse auch mitgeteilt, im Fehlen von Begeisterung, im Grinsen, in der Entspannung ohne Tv-Bildschirm, im Zeitnehmen, aber nicht als etwas Überhebliches, sondern ganz matter of factly) Selbstverständlich möchte ich am Sonntag gerne gucken, ich kann mir die Spannung und die Leidenschaft anziehen wie ein sehr glattes Gewand, mit dem man dann wohin kommt, und dieser öffentliche Prozess aus Engagement, Geld, Leistung und Zufall funktioniert wie ein Portal, durch das man kann, wenn man will, und natürlich ist der Ankunftsort Privatsache, aber trotzdem ist man nicht allein da, sondern mit allen anderen, was mir jedenfalls ein schönes Massenfeeling verschafft, ein absicherndes. Meine Schwäche für starke Gefühle, die ich nicht ausleben kann, etwas austoben können, und diese Momente totaler innerer Losgelöstheit, wenn ich den kleinen herumstreunenden Spielern auf der Leinwand nachsehe, wie sie mit ihren Läufen Linien zeichnen über das Spielfeld, die sich mir immer erst nachher erschließen, wenn ein Tor fällt oder ein Pass funktioniert, wie sie alle fiebern und leiden, wie ich dann halt auch fiebern und leiden darf, laut und bisschen betrunken, mit meinem Bein an dem meines Nachbarn, als ginge es tatsächlich um irgendwas. Ich bin ein EM-Parasit.

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sich von der ältesten freundin die geburt ihrer tochter nacherzählen lassen, per telefon, während im hintergrund alle paar sekunden eine schiffssirene ertönt. wo bist du denn, frage ich sie. mein zimmer ist gegenüber vom kreißsaal, meint sie. (ja. vergisst man doch.)

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hups. woche weg. neulich laufe ich so morgens vom schule bringen zurück und sehe ein haus, dass ich bloggen möchte. dann fehlt das kabel, um die pics auf den rechner zu laden - also beginne ich gemächlich eine weiträumige spaziöse suchaktion, die nach den wahrscheinlichen auch alle unwahrscheinlichen orte umgestülpt hat, ohne erfolg. dabei viel kabel weggeworfen, alte handys, alte telefonschnüre, eine schnur hat ja ein ganz anderes weltgewicht als "das kabel" in seiner funktionspräpotenz, jedenfalls alte geheimnisvolle kabel für längst vergessene gerätschaften weggeworfen, also umgelagert. jetzt fotografiere ich immer für die kamera, also für den verbleib in der kamera, das ist privater, für mich, für die handtasche.

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