angelweide

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Schwäche für Filmanfänge. Die Normalität, der Alltag, das ungetrübte Selbstverständnis der Protagonisten, die Gewohnheiten, das Angebot an den Zuschauer, Oberflächen und Spiegelbilder und runtergekochte Clichees, auf Details reduziert, aber noch kenntlich, die Eisbergspizen, die auf Sozialisationen oder soziale Schichten hinweisen. Dann die Übergänge zum Plot, die mimetische Einpassung, vielleicht ein Anruf, ein Zufall, eine kleine Varianz, das nahtlose, wenn das Besondere und Unwahrscheinliche beginnt, die Freude an Einfällen, der Beginn der Utopien.

Gelernt, dass meine Lebensform im Jahr 2004 von 2,2% der Bundesbürger geteilt wurde. Ich bin eine echte Minderheit, minderer noch als schwule Ehen. Außerdem gelernt, dass die Armutsquote für diesen Zustand, Einelternhaushalt mit 2 und mehr Kindern, bei 40% liegt, der allerhöchsten überhaupt. Ich denke meinen Status jetzt auch immer als Filmanfang. (Quelle)

(Grundlagen für Bedürfnislosigkeit)
(Und natürlich sind wir die Ausnahme, sowieso)

Bildgeschichten

über die kunst nachdenken, also die erreichbare kunst, den verstehbaren teil davon. wie sich die bilder verändern, die man in der eigenen wohnung hat, sie verlieren an tiefe, sie werden zu worten oder namen, und verschwinden ein stück weit in dem platz, den sie an der wand innehaben, ich nehme grade noch die kleinen geschichten ihres besitzes war (gekauft wegen..., und wann, und wie teuer fühlte sich das an damals, oder geerbt von), als rauhe stellen beim vorbeigucken, sie stehen weniger für sich selber. besonders eine umbrische landschaft ist fast unsichtbar geworden über die jahre, eine radierung von giulio sartorio, und jetzt, nach genauem hingucken, habe ich ein komplett neues bild an der wand, ich kannte das nicht! es war so anders. jetzt kann ich endlich das meer darauf sehen, bisher gab es nur so einen nebensächlichen hinweis darauf in einer bildecke, jetzt sieht man seine nähe auch an den krummen und windgebeugten kronen der küstennahen pinien, drei oder vier davon stehn auf einer kleinen anhöhe und sind dem wind ausgesetzt, und genau wie diese paar bäume im bildmotiv, so hat der ganze pinienhain, nach dem das bild heißt, einen schweren stand vor dem rest der landschaft, also so im bildaufbau, himmel, hügel und maremma, alle unveränderbar durch witterung und zeit, und wie schön das doch gelungen ist, dass sich ihre kraft als baum und ihre kleinheit als teil der landschaft in darstellung und aufbau wiederspiegeln und sich verstärken. neues bild! große freude. (wenn ich mein kamerakabel schon wiedergefunden hätte)

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die hortensie, in tiefrosa und sonnengelb, mal wieder ans licht geholt, vom hinteren balkon, wo sie in schmutz und staub verschollen war (im schutz vor staub, so war das), begossen, geputzt, bestaunt, die vielen kleinen blüten ins licht gestellt. mit denen verbinde ich irgendwie die frische luft nach gewittern, sommergewitter in norditalien, sie blühen bis weit in den herbst hinein und behalten ihre farben über jahre, wenn man sie zum trocknen aufhängt, sie stehen dort überall und wuchern zu großen blütenübersähten büschen heran, wenn man sie lässt. hier überlebt sie nicht einen tag auf meinem balkon, zuviel licht, zuviel sonne, das kann doch nicht sein, sie gehört doch nach draußen? nein, hier ist kein süden, sie gehört hier nicht hin, so jung und neu und bunt, aber trotzdem, die erinnerung, quanta tenerezza mir der anblick noch macht, man glaubt, sie hätten einen duft. ich werde sie an einem schattigen ort aussetzen und nicht mehr hingucken, komma, ich werde sie vergessen einfach.

(canary test)

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die dinge in meiner wohnung, die sachen, es ist alles gut, alles ist system vom wesen her, das durcheinander nur, ausschließlich, oberflächlich, fast trotz: noch bitte chaos, bevor alles wieder so ist, wie es immer war, sachen festhalten, bleib so, mit flecken, umgefallen.

lieblingswort grade: trosse

(ich stelle mir die trossen vor, mit denen ich, wäre ich ein schiff, vor anker läge, keineswegs am kleinen hafen von vernazza, sondern an so einer mole im outer space, che ne so, rotterdam oder marseille, die behala fällt mir so bildmässig bei "hafen" immer ein, wo ich mal dringend ganz viele frische fische kaufen wollte für ein essen, ich kam an den ganzen lagerhäusern vorbei zu etwas ladenähnlichem, der händler holte einen großen korb mit absolut steifgefrorenen ungeschuppten fischen aus der kühlkammer und lachte mich an, "is frisch aber". zum schiff kommt man über löchrige betonierte wege, auf denen mit strassenfarbe irgendwelche leitzahlen stehen, die kein schwein verstehen kann, mit neonlampen, die ich jeden tag aufs neue vergesse, der trubel immer woanders, jedenfalls liege ich an so alten stahlkernseilen, die noch ewig halten werden, über die keiner mehr nachdenken muss. ich als schiff denke bestimmt nicht mehr über routen nach, sondern ärgere mich nur noch über die möwenkacke überall.)

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eine gute nacht durch gründliches verschlafen noch verbessert, dann mit kissenabdruck im gesicht in die s-bahn gemusst, bettdecke vermisst. versucht, den leuten im richtigen tonfall zu antworten, dazu dann immer erstmal eine weile nichts gesagt, weil ich mich konzentrieren musste. stille blicke. wollte immerzu die sonnenbrille abnehmen, die ich gar nicht aufhatte, dann blinzelnd den ort gesucht, wo die dinge zusammenfließen, aber die welt ist groß und polyzentrisch in diesem februar in diesem jahr (im februar dieses jahres wäre richtiger, aber es ist grad ein bisschen wie die schachtel in noch einer schachtel). sonst auch frühling.

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beim versuch wachzubleiben in fever and dust gemerkt, dass ich auch beim freeclimbing im netz meine privaten inneren netzwerke kaum verlasse. das ist wie party in berlin, wenn man schon 21 jahre hier lebt, man trifft auf jeder party einen, den man schon kennt, oder der einen kennt, den man kennt, man muss immer aufpassen, wen man küsst. das neue ist nur variation und mäander, eine gossip-abart also, i'm drunk (Ardbeg).

gefunden: camille paglia befürwortet die todesstrafe, es gibt hilfe beim schreiben von zeitreisegschichten (nicht eine gelesen bisher, die mit den brüchen elegant umzugehen weiß), in den staaten geht datenmissbrauch viel smoother, und opus ist jetzt auch bei salon.

meine hände bleiben hängen an der weißen seidenbettwäsche, die letzte, die noch im schrank war, nachdem letzte woche, wegen schokolade, undichten kindern, läusen und kaffee alles ständig in die maschine musste. sie ist leicht und schimmernd und eher ein seufzer denn ein statement in meiner baumwoll und möchtegern-leinen-welt. ich habe keine kenntnis über echte seide, nur als literarisches extrakt oder stoff von männnerhemden, die man nicht anfassen möchte (flieder), und mein opa hat welche hergestellt, mit raupen im hinterhof im krieg. ist es billige seide oder war das womöglich irgendein reiche-tanten-geschenk?

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mittags durch die rykestrasse laufen, lauter läden mit schönen staubfängern, die erst um 11 uhr aufmachen, die strasse immer, immer total verlassen, kaum fussgänger auf den schönen riesigen bürgersteigen, keine käufer, die restaurants alle in guter mittelprächtigkeit gefüllt mit anderen bürogemeinschaftsgruppen und ein paar geschäftsleuten. menuepreise zwischen 5 und 7 euro. es ist eine sehr sanierte strasse mit zu teuren mieten, wer sich die leisten kann, hat keine zeit zum flanieren. wird die größte synagoge deutschlands in der rykestrasse eigentlich voll manchmal? ich werde mal hingehen freitags.

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lust, irgendwas zu googeln. bedauern, grade keine drängenden fragen zu haben.

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im anna blume trotz schlange einen platz gefunden in tuchfühlung mit anderen cafegästen. wir sagen der kellnerin, das wäre uns zu dicht, sie schaut sich um und besorgt uns einen freien zweiertisch, auf eine warme und selbstverständliche art. beim zahlen sagen wir ihr danke und das es ein sonntag wäre wie geschaffen für ein zu volles cafe und für tango, und sie sagt, ja! ich auch, ihr tanzt auch? sie ginge nachher noch ins tangoloft, kommt ihr auch, bis später, und wie immer kommt dann die erinnerung an alte nächte wieder, in den jahren kompakt geworden wie ein körper, das mit dem tanzen war genau so früher, ganz nebenbei, und beim drübernachdenken ist die musik und die nacht wieder da, die hemmschwelle wieder weg, die mich abhält von den milongas meistens, das draussen sein aus der szene, die unsicherheit, die nachtzeit immer, der stress, das es blöd wird, weil man nur noch einmal in drei monaten geht, und nicht mehr vier mal in der woche.

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030

die stahlleiste, die der mann vor dem küchenfenster gerade sorgfältig einfädelt, ist ein bein von einem riesigen fahrstuhlschacht, der hängt frei an einem dicken stahlseil und wird gerade aus 25metern höhe von einem kran aus dort runtermanövriert. der kran steht vor dem vorderen fenster. das erinnert mich an irgendwas.

soviel zur lage hier, alles im flow. der kopf gleitet sehr glatt und stumm durch die ganzen basalfunktionen, und für diese beschränkung könnte ich natürlich metaphern bauen, aber das braucht es nicht. ich gehe lieber an den schlachtensee und lasse steinchen springen. das inner life ist grade kompakt und einverstanden, es hat die truppen eingesammelt und versorgt sich im stillen mit essen, trinken und risotto.

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