Dienstag, 3. Mai 2005

Zeitblasen

Mein Gedächtnis sortiert sich chronologisch und nicht nur perspektivisch. Alles was länger als 10 Jahre her ist, wie die Uni oder Petrarca, wird in Gruppen oder Klumpen konglomeriert, und wenn man ein Stückchen erwischt und dran zieht, kann alles mögliche mit herauskommen.
Bin heute mal wieder durch die FU gelaufen, sie war wie ausgestorben, kaum Studenten in Sicht, die Jugend heute kommt wohl immer nur zu den Seminaren und findet in der Uni keine Lebensgrundlage mehr wie, äh, wie wir früher. Die Rostlaube ist vor einem Jahrzehnt aus meinem Leben verschwunden und sie sieht aus, als hätte nicht nur ich sie verlassen. Mitten zwischen den leeren Eisengängen (Enterprise) erhebt sich eine riesige bunte Blase, auch leer, aber auf andere Art. Es gibt eine Stephen-King-Erzählung, in der eine Flugzeug-Besetzung aus der Zeit fällt und auf einem Flughafen landet, aus dem die Gegenwart gerade verschwunden ist. Nach den King-Abenteuern landen sie auf einem anderen Flughafen, den die Zeit gerade einholt.
Nicht mehr und noch nicht so dicht nebeneinander, und sie kriegen sich nie. Andrerseits hat der Bibliotheksneubau in seiner totalen Unfunktionalität etwas erfrischend verfehltes, und sie sind so stolz darauf.

Dieser modulare Charakter des FU-Gebäudes wirkt skurril, wenn man an die Strukturen der Universität seit damals denkt, das demokratischste daran die winzigen Butzen, in denen die Professoren arbeiten müssen, die Sekretariate immer in doppelt so großen Räumen.

Aber vielleicht altern Neubauten einfach anders.

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