Dienstag, 6. März 2007

Hrmpf.

(„se hai la testa nel cesso, non fare le bolle‟)

Einen sauberen Berg Wut unter den Füßen heute morgen, mühelos wachgekitzelt von lärmenden Gören, die meine unvermeidliche Toilettenpause morgens dafür ausnützen, das ganze Haus aus dem frühmorgendlichen Schlaf zu werfen, mit Geheul und Getöse im Treppenhaus. Diese ewige totalitäre Anwesenheitspflicht in jeder Hinsicht, der sich jeden Tag anhäufende Berg an Widerspruch, die unendlichen Wiederholungen von sogut wie allem, die ewig brodelnde Kindergeburtstagshysterie im Hintergrund, weil die Zwillinge immer einander haben zum Hochjazzen. Jammer, jammer. Ich will eine Lättafamilie.

Dann, in einem Zeitloch, das ich gar nicht habe momentan, ich muss was tun! Hey, immer, Carpe Diem ist mein persönlicher Fluch geworden, tatsächlich böse Gedanken: wäre der alte Ehemann nicht besser als das hier? Das ewige Alleinsein, mit Kochen, Aufräumen, Einkaufen, Kinder erziehen, mit den unendlichen Wäschebergen (neulich gelesen, das jemand den Wäscheständer nach dem Abnehmen der Wäsche in den Keller bringen kann, da musste ich gleichzeitig lachen und weinen, ehrlich), die vielzuvielen Abende allein – ist da nicht fast alles besser? Nee, natürlich nicht, aber die totale Alternativlosigkeit meiner Lebensform kotzt manchmal so unendlich an, das kann man gar nicht gesund vermitteln.

Es dauert dann, bis der Sanftmut wieder trägt, ich trage meine Demut herum wie einen etwas zu schweren Blumentopf.

Ausgelöst nicht nur durch den Stresspegel, auch ist meine Korbsammlung schon wieder, schon wieder größer geworden, seit Jahren nur verf***te Körbe, die Typen gehen dann immer entweder mit meinen schönen, kinderfreien Freundinnen aus, oder sie haben gleich entzückende 10 Jahre jüngere Frauen, oder sie vergessen einfach, ihre Beziehungen zu erwähnen, oder sie vergessen einfach, ihre Ehefrauen zu erwähnen, oder sie sind so knüppeldick in ihren Narzißmus vertieft, dass man ihre restlichen Beziehungsstörungen schon gar nicht mehr wahrnimmt, und dann so Kommentare wie der neulich mit misairgendwas, bloss weil man einen minimalen Anspruch stellt an die Herrschaften, und dann ja selbst bei abgestellten Ansprüchen noch Körbe erhält, echt, Faxen dicke.

(Mein einziger Bewerber war gerade glorreiche 65 Jahre alt geworden und hielt sich immernoch für unwiderstehlich, während ich es da eher wie Frau Bovenschen halte: Sex im Alter ist ja gerechtfertigt, aber ich möchte lieber nicht dabei sein.)

Kein Ort nirgends! Kommen wir halt ohne aus.

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wasweissich - 6. März, 13:34

Oh ja, oh ja... Und das mit dem Wäscheständer war hier bei Caro und mir schien es auch sofort so ein beneidenswerter Luxus...

Casino - 6. März, 14:04

Bei Caro, danke! Meine Mutter sagt dann immer: kauf dir nen Trockner, und zu Zeiten ihrer Kindheit hätte es nicht mal Waschmaschinen gegeben. Zauber der Relativierung.
bleistift - 6. März, 13:47

hmmm

Wäscheständer? Was ist das :-)
Keller? Was ist das?

Aber mal ernst.
Leider sind oberflächliche Männer, mit Narzistischer Persönlichkeitsstörung und Hunger nach kinderloen magersüchtigen 20 jährigen weit verbreitet.

Manchmal muß man sich schämen ein Mann zu sein ^_^ »bleistift«

Casino - 6. März, 14:10

Wäscheständer wirst du bestimmt noch kennenlernen.

Und zu den Männern: Nein. Nein, das habe ich weder gesagt noch gedacht.
goncourt (Gast) - 6. März, 15:54

Jetzt oben erst "cesto" statt "cesso" gelesen, Korb, vielleicht wegen Guillotine | Robespierre und Kopf | Korb und so. Hätte einen gewissen Pathos.

casino (Gast) - 6. März, 16:07

nun, mir war pathos heute morgen ja auch deutlich näher als logos, da hast du dich vielleicht ganz richtig verlesen.
goncourt - 6. März, 21:41

Hang the dj of your wäscheständrig life!

(Und was die Ausführungen von Caro betrifft: da der Haushalt Goncourt überhaupt keinen Platz für eine Waschmaschine hat, hat unser fauler Butler unsere gesamten Ersparnisse sowieso in Massen von Vorratswäsche investiert, genug für einen Haushalt mit fünf Kindern, damit er den Gang zum nächsten Waschtag auch mal aufschieben kann — eigentlich eine schöne Formulierung: sein letztes Hemd für Wäschevorräte hergeben) — und dem Satz: "aber: luxus: das ist irgendwie anders als mein wäscheständer, der im keller wohnt" gebührt sowieso irgendein Preis.
Casino - 6. März, 22:40

obwohl man dem wäscheständer zugute halten muss, dass er die dinge beieinander hält und den wohnräumen optische zerstreuung verleiht, da alles design bei ihm ein ende findet, jeder raum ist gleich um einen wäscheständer. (hang him, genau)
caro (Gast) - 6. März, 17:21

feeling a 'lil defensive, gals, verzeiht, krank und auf allerlei arten angeschlagen, aber: luxus: das ist irgendwie anders als mein wäscheständer, der im keller wohnt, weil man sich in meiner einzimmerwohnung nicht umdrehen kann, wenn er aufgeklappt rumsteht (und das tut er ja durchaus mal zehn tage) und kein platz irgendwo ist, ihn zusammengeklappt unterzubringen.
um das mal in perspektive zu rücken: wenn der wäscheständer ein drittel der frei begehbaren wohnfläche der geradenochstudentingewesenwohung einnimmt (darf ich lachen und weinen, wenn ich an die mieten in berlin denke?) und in der winzigen wohnung einfach kein platz ist (hinter der tür wohnen ikea klappstühle, unter dem bett allerlei kram, auf dem balkon täte er rosten, auf dem flur würde er geklaut) dann ist es einfach eine notwendigkeit, das ding in den keller zu schleppen, alle jubeljahre mal, kein luxus.
eher luxus, zugegeben, wie das halt so ist, wenn man allein lebt und ohne kinder: keine dauerlaufende waschmaschine haben, klar. wobei: eine waschmaschine und platz für dieselbe haben wäre allerdings auch schon mal luxus.
das niemand sonst unter der schmutzwäsche zu leiden hat ausser mir, wenn ich es mal wieder zweieinhalb wochen nicht geschafft hab, mich und die wäsche in den waschsalon zu schleppen, das ist auch schon luxus. der luxus der nurfürsichverantwortung. stimmt. aber mehr eben auch nicht. wisst ihr doch auch, oder?

Casino - 6. März, 20:56

:-)
...und ich hatte mich nur an das bild erinnert und davon bloss den aspekt zeit-ohne-ws wahrgenommen. schöne standpunktblindheit, hehe, auf den raumaspekt bin ich gar nicht gekommen hier in meinem trauten berliner luxus mit platz für 2 ewig volle wäscheständer und waschmaschine und theoretisch sogar noch für nasse bettlaken über der wanne. natürlich darfst du lachen und weinen ... uhund das mit der nurfürsichverantwortung, das will ich ja auch gar nicht mehr, eh klar, trotzdem muss man manchmal weinen.
es war das bild, not you, verehrteste. und gute besserung in any possible way.
janin (Gast) - 6. März, 19:13

schöner text. tut gut, mal so eine geballte packung gefühle zu lesen, statt all diesem abgehoben-pseudoweltklugen kram. glaub bloss nicht, dass du allein bist mit dem alleinsein trotz ständiger sozialer (über)forderung. ich schaffs nicht mal bis zu den körben, mein blumentopf ist zu schwer. und trotzdem - so scheisse alles manchmal ist, so schön ist es im nächsten moment. bestimmt.

caro (Gast) - 7. März, 12:09

i know, i know. wie man sich, solange das fieber nur hoch genug ist, auch über jeden kleinscheiss ereifern kann, bitte verzeih'. und du hast nicht nur platz für zwei wäscheständern sondern auch für eine waschmaschine UND eine badewanne! LUXUS! :)
ich muss endlich aus dieser stadt, in der die mieten direkt in der hölle gemacht werden, fliehen (aber das weiss ich ja eh).
zwischen dem 24. und dem 28. übrigens in berlin; kaffee?

casino (Gast) - 7. März, 12:47

... und balkone hab ich auch, jetzt aber schluss. und du hast dafür frankreichh und die alpen und den schönen südlichen rest vor der haustür, während hier, und so weiter, nee, mein leben wäre so auch in keiner anderen stadt möglich, das geht nur im billigen berlin, weiß ich und freu mich auch drüber.
kaffee: sehr gern, ich schick dir ne nummer!
Nachtbriefkasten - 8. März, 20:48

Wissen Sie,

Sie beschreiben das Schlechte so gut, dass man geneigt ist, Ihnen immerwährenden Hrmpf zu wünschen. Aber das wäre egositisch. Tut ja keine. Man ist ja frau.

Nur das Beste usw.
LG NBK

Casino - 9. März, 09:08

ha, das risiko ist natürlich da, ein echtes jammerblog hat ja auch irgendwie einen reiz und es tut vor allem der schreiberin gut. aber nee, ab jetzt nur noch das beste, mehr nonchalance und so! kultur und coolheit. ich arbeite dran.

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