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010

yippie, wieder größere töpfe auf dem herd.
(und sie wachsen ja doch in 2 wochen)

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And I think everything is going to be all right
No matter what we do tonight

Gestern mal wieder richtig hohe Absätze, unter normalen Klamotten, quasi getarnt. Prenzlauer Berg ist so uniform versneakert, da ist das schon Abenteuer und den Schuhen wird nachgeguckt, wahrscheinlich wegen Regelbruch. Nee, gibts ja nicht mehr, sind costums mit weichwabernden Rändern, ach auch egal, hab schön geklackert beim Laufen.

(6 Anfänge)

1 Immer wieder einmal denke ich über Männer nach und darüber, was Männer womöglich zu mir bringen oder von mir fernhalten könnte. Also das bleibt ja ein konstantes Thema so durch die Jahre, das warum ja/warum nein, aber mit steigendem Grau-Anteil im Haar hat man als Frau zumindest für die neins eine unendlich große Auswahl an Gründen. Und diesen Gründen ist ein viel zu wenig beachteter Vorteil des Alterns Älterwerdens gemeinsam: Sie haben allesamt nichts mit einem selber zu tun. Die Natur ist schuld! Der Lauf der Dinge, der unaufhaltsame Fortgang der Zeit, allerhöchstens noch die Gene, und auch für die haben wir keinerlei Verantwortung. Und die Abhilfe ist praktischerweise käuflich und stillt neben dem Sühnebedarf auch noch einen gewissen spirituellen Hunger, weil man an die Wirkung von Anti-Aging-Produkten glauben muss, man sieht sie ja nicht. Gleichzeitig ist dieser Mangel so unwiderlegbar wie zeitlos, weil ausnahmlos jeder Mensch mit 40 anders aussieht als mit 30, und mit 50 anders als mit 40, usw.

2 Wie bei allen guten Ausreden bedarf allerdings auch die Altersausrede einer gewissen Pflege. Man muss sie im Gleichgewicht halten, sie hat nämlich einen fatalen Hang zur Verselbständigung. Ich bin als Frau natürlich geprägt von der Schönheit, wie sie in Magazinen und TV präsentiert wird, und nu bin ich doppelt so alt wie diese Damen, das ist somit ein tatsächlich abgefahrener Zug, sogar der Bahnsteig ist schon wieder leer sozusagen. Ich kann dabei, wie bestimmt viele Frauen, mit Leichtigkeit darüber hinwegsehen, dass ich auch als junger Hüpfer dem Ideal nicht wesentlich näher war, trotzdem war die Wegstrecke für das wäre-könnte-würde mit 30 um Lichtjahre kürzer, da man das Raumzeitkontinuum nicht extra verlassen musste. Man darf also die Wertung, die man den nein- Sagern unterstellt, nicht auf sich selber anwenden, das erfordert ein gewisses Mass an Disziplin. Leicht fällt das zB mit einem Rückgriff auf die romantische innersubjektive Rollenverteilung, die viele von uns noch aus den eigenen Frühzwanzigern erinnern: Das Weeesentliche ist dem Auge unsichtbar.

3 Es gibt einen Aspekt beim Umgang mit dem weiblichen Älterwerden, der mich richtig wütend macht, und das ist nicht einmal der hysterische Tonfall in den (vor allem) Print-Medien bei dem Thema. Das sind die Kriegsmetaphern, mit denen dieses Thema abgehandelt wird, es geht immer um Werte oder Chancen, um Erfolge, um Siege oder Niederlagen, nichts ist einfach so, wie es ist. Der Krieg ist dabei einfach das liebste Bilderfeld für alle irgendwie ökonomischen Themen. Markt! Genau, der böse Markt gibt uns Frauen den Rest. Wir haben keinen Marktwert mehr, außer wir kaufen selber. Und weil ja die Arbeitsstelle, die Beschäftigung in der allg. Meinungsbildung immer noch über Wohl oder Wehe einer Biographie entscheidet, und man als Ü-40 nicht mehr jeden Job bekommt, darum hat man dann sogar ökonomisch einen geringen Wert. Und das diese Verachtung von Lebensläufen, das immer und immer nur auf Faltenvermeidung ausgelegte Magazingeschwätz (Faltengestaltung, das wär doch mal was) ausschließlich der Geldmacherei dient, wie eine riesige fette self-fulfilling prophecy, das ist schon wieder fast lustig.

4 Die Themen Schönheit und Alter sind eminent weibliche, man schleppt sie als Zustand oder als Prozess so mit sich herum und kann sich seinen Platz auf beiden Skalen nicht aussuchen. Zum Glück sind Idealbilder im Alltag nicht notwendig, sonst gäbe es ja überhaupt keine Anziehung untereinand. Denn es stimmt ja, das unter den Gründen für oder gegen Freundschaften und Beziehungen Alter und Aussehen auf jeden Fall einen mal kleinen mal größeren Platz innehaben, andrerseits überlebt die Schönheit, für die ich schon relativ anfällig bin, das Kennenlernen häufig nicht, sie verschwindet in Blicken oder Gesten oder einem Lachen. Bei den Männergeschichten zumindest war dann das Aussehen letztlich nicht zentral, nicht eimal der Busen oder der Bauch oder sowas, weil man dann ja den ganzen Menschen vor der Nase oder im Arm hat, und das ist ja immer so aufregend, da verschwinden die Teile im Ganzen. (Also ich hoffe zumindest, dass das bei den Männern genauso ist.)

5 Neulich Charlotte Rampling (60) in einem TV-Interview gesehen, die von einem anderen 60- jährigen Komplimente bekommt: „Was ist das Geheimnis ihrer Schönheit, sie sind so schön wie eh und je?‟ Charlotte bedankt und freut sich, und dann philosophieren sie über die Schönheit, der Interviewer: „ ...die in unsreren Blutzellen sitzt und also von innen kommt‟, und Charlotte: „Ausschließlich, wenn die Schönheit von innen kommt, dann ist sie auch sichtbar, sie ist zeitlos und hat nichts mit körperlichen Attributen zu tun". Sowas ist natürlich Blödsinn. Schönheit kommt nicht von innen, Geist oder Witz oder Mundgeruch kommen von innen, und vielleicht ist es der Geist oder der Witz, die Schönheit zum Strahlen bringen, aber wie wirklich alle guten Dinge ist sie vergänglich. Es kommt dafür etwas hinzu, die Mimik wird viel durchlässiger im Alter, das gelebte Leben spricht immer mit, es gibt viel zu sehen, auch in diesen Falten. Also weg vom etwas statuarischen Ideal, hin zu einem Glanz, der sich aus Umständen, Lichtverhältnissen und Gefühlen ergibt, einer nicht reproduzierbaren Schönheit, die dann vielleicht tatsächlich im Auge des Betrachters liegt.

6 Ein guter Freund von mir ist 60plus Jahre alt. Seine Freundin ist Mitte Vierzig. Er hat mir auch schon den Hof gemacht, die Altersdifferenz ist nichts, was er als Problem wahrnehmen würde: Es ist frei von Wertung, sein Alter. Aber Frauen sind doch auch empfänglich für die Anziehung der -äh- Jugend, trotzdem gibt es viel weniger Liasons zwischen 60jährigen Damen und flotten Vierzigern. Entscheidet der gesellschaftliche Konsens auch über Verliebungen? Oder ist doch alles genetisch und Frauen die glatte Haut einfach nicht so wichtig wie Weisheit und andere Attribute der Reife (Knete)?
Annette Kuss, die gerade über Anti-Aging arbeitet, hat von afrikanischen Lebensformen erzählt, in denen sich ältere Frauen oft mit jüngeren Liebhabern schmücken und ihre Rundungen und ihr Alter mit einem selbstverständlichem Stolz spazierentragen, der Wertekanon beeinflusst die Wahrnehmung genau wie die Erziehung, nix Gene. Wir europäische Frauen in den Vierzigern müssen die Arbeit alleine machen, und es gibt dummerweise kaum verfügbare Vorbilder, es gibt außerhalb von Rentenplänen und Liftingcremes keine Vorbereitung auf das Älterwerden und die notwendige Neuverortung, jede kämpft allein und muss private Rituale entwickeln.

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09

Stiftung Warentest hat 40 Artischockenschampoos getestet, und...

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Gehört, dass Kinder skurrile Erwachsene im Bezugspersonal haben sollten. Ja, aber reicht einer für alle oder brauche ich für jedes einen?

Vier

Gestern am Vater meines ersten Kindes vorbeigeradelt, den ich seit 18 Jahren nicht mehr gesehen habe, er stand neben seinem Rad auf dem Bürgersteig und ich weiß nicht, ob er mich gesehen hat. War kurz in Versuchung, anzuhalten, bin aber weitergefahren während der Versuchung. Was hätte ich ihm auch erzählen können, habe ich doch sogut wie alles vergessen von dieser Beziehung, die Details kommen nur nach Aufforderung, die Bilder müssen mühsam in Zusammenhang und Abläufe gebracht werden. Ich weiß nicht mal mehr genau, wie lang wir zusammen waren, aber solche Zeiten sind ja sowieso egal für die Intensität der wenigen Bilder, die noch da sind. Wir hatten viel Spass, das weiß ich noch. Hey, 22 ist nach der Pubertät und vor dem ganzen Rest.

Die Geschichte endete mit Sicherheit einige Wochen nach meinem Schwangerschaftsabbruch, und dieses Nicht- Kind hat einen ganz anderen Platz in meiner Erinnerung als der Vater dazu. Junge oder Mädchen? Er oder sie wäre jetzt fast volljährig und wird weiter mit mir altern, wie in einem Spiel, und diese Vorstellung von jemandem, den es ja nie gegeben hat, ist mir inzwischen sehr vertraut. Es ist keine Person geworden, hat kein Gesicht und keine Persönlichkeit, es hat eigentlich nichts außer diesem Schicksal, nicht gelebt zu haben, eine Blankofläche für Projektion, die ich nicht nutzen kann und leer mit mir herumtrage, ohne das sie besonders präsent ist oder stört.

Von Freunden hörte ich später, das mein damaliger Freund immer gegen Abtreibung gewesen wäre und dass Kinder Bestandteil seiner Lebensplanung waren, aber ich erinnere keinen Halbsatz des Widerspruchs gegen meine Entscheidung, dieses Kind nicht zu bekommen. Andererseits war das nichts, das man überhaupt gemeinsam besprechen musste, Kinder waren mit Anfang 20 eine fremde Spezies, nichts, das in meinen Bauch gehörte. Ich habe nur einen Satz gefunden in meiner Smemoranda (*) von 1988 nach dem Abbruch. „Es war ein Leben, es zu beenden heißt töten." – well, yes, aber es war so klein, es blieb abstrakt, es war keine schwierige Entscheidung, es gab keinen Platz für dieses Leben. Erst 10 Jahre später hab ich angefangen, über diesen besonderen Zellhaufen als Kind nachzudenken, auch die Trauer hat erst mit der Geburt meiner späteren Kinder begonnen, und die einzige visuelle Erinnerung an das abgetriebene Kind ist ein somewhat blinkendes Herzchen auf einem Monitor, aber wer weiß schon aus was diese Bilder sich alles zusammensetzen.

Inzwischen rechne ich diesen Fötus immer mit in die Reihe der Kinder, für die ich verantwortlich bin, ich zähle ihn einfach mit sozusagen, eins, zwei, drei und vier, das kommt glaube ich einer Art Gebet recht nahe. Ein Engel auf der Schulter.

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Ach, guten Morgen. Wie war die Nacht, war sie lang, war sie wie alle anderen Nächte? Kann man zählen auf die Unterschiede? (Immer mehr Verlangen nach facilité. *)

Dann Kirschkernspucken vom Balkon! Das Beruhigende der ganzen Details, die einem die großartige kolossale Unwissenheit versüßen, äh nö halt mal, und dann musste er lachen, weil es sind halt nicht genug Kirschkerne, es müßten Tausende sein.

Vorhin noch 3 immers mehr, es passt immer überall noch ein immer rein. Immer, nimmer, das Puppengesicht mit den Klappaugen, las sich aber komisch, Restalkohol. Wann singt man solche Koloraturen? Allein vorm Abwaschbecken, mit laufendem Radio/ Wasser, als Übung für eigentlich immer zu gebrauchen, den Raum füllen.

Jein.

Was mir immer wieder einfällt: wie dünn die Erdkruste ist, im Ernst, seitdem kann ich besser tanzen, und es ist kosmisch gesehen ein Riesengewimmel, da kann man ruhig mal auftreten.


*chr.meckel

welcome to cicely

08

im briefkasten heute 24 größtenteils unbekannte folgen von Northern Exposure und dieser tage im hotel hier ein total disparates programm, indem sogar kunst und fremde menschen vorkommen, überhaupt ein programm statt dem übl. ablauf, ich warte schon immer auf den bus, das gibt schöne probleme (fülle bewirtschaften, man fühlt sich wie ein weberknecht: ganz leicht auf vielen beinen), wo ich doch eh schon zu viel ausgehe grade und immer erst um 10 sehr schräg am schreibtisch sitze, den kopf immer in line mit dem gestell meiner schreibtischlampe, an der eine plastikrose klemmt, die mir mal mein leider toter tangolehrer geschenkt hat, weil ich immer „so nett und wahrscheinlich ein guter mensch‟ bin, was mich damals total auf den teppich gebracht hat, und ich kann NE nicht nebenbei gucken, weil ich mich immer so freue dabei. ich weiß schon, wie das ausgeht: nachts am bildschirm sitzenbleiben, parmesan mit schokolade essen, staropramen dazu, dankbarkeit.

Contrapunctus XV

Gänsehaut guaranteed, auch wenn man lächeln muss dabei, aber Booldog hat Recht, gehört mit zum Schönsten:

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Teil1

und Teil 2 (ich wollte auch mal Gould im Blog haben). Bei diesem utube sind insgesamt über 20 passenderweise 42 GG-Videos zu sehen, gerade noch paarmal Gould und Menuhin zusammen vor einer typischen Marx-Brothers-Filmkulisse angesehen. Sehr wunderbar.

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Ab und an in Filmen hängenbleiben, sich um den Rest nicht mehr kümmern müssen, das Urteil koaguliert um diese Filmstills. Mit Momenten sich begnügen, überhaupt wie genügsam man wäre, wenn die Zeit nicht immer weiter, usw. (Cages Gesichtsausdruck in den ersten Szenen von weather man, den – guten!– Film dann nicht mehr sehen brauchen. Diese Gummi- und Lügengesichter von Schauspielern, ist beunruhigend so aufs Leben hochgerechnet)

(lebensformen)

03


Und später hat er mich noch zu meinem Wagen gefahren, you know, später. Und jetzt komm mir keiner mit der Schönheit Italiens, man muss sie nämlich schon nutzen können.

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Was man tut, wenn man in Italien ein rezeptpflichtiges Medikament benötigt, ohne ein Rezept zu haben (Codein):
1. Man überarbeitet die Anamnese zu einer kleinen Geschichte, in der Fakten und Emotionen möglichst unoffensichtlich verschränkt werden, man nimmt sich vor nur zu überzeugen und nicht zu betteln, um nicht aus der Kundinnen- in eine Opferrolle zu geraten.
2. Man betritt die Apotheke und sagt, man hätte gerne eine Packung Codein, und holt schon mal Luft.
3. Die Verkäuferin sagt: Hier, bitte, aber eigentlich bräuchten Sie ein Rezept dafür.

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Nach mehrwöchiger Abwesenheit müssen sich die Kinder die Wohnung erst wieder erobern, weils Jungen sind, denk ich, es ist kein freundliches Herumgehen und „Hallo!"-sagen wie bei mir, sie kämpfen um Sofasitzplätze, Schaukelvorrechte und Ordnungsrituale, ihr Zuhause plötzlich wieder Blankofläche mit dem Spielzeug als Lineatur.

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05

Mit diesem Bild meine Sammlung von Wasserbildern aus aller Welt beendet. Ich habe sie 1982 in Apulien begonnen, weil die vielen Türkistöne mich in Aufruhr gebracht hatten, und verschoss dann auf meiner alten Voigtländer das gesamte Ferienfilmbudget mit Meerwasserbildern. Danach ruhte die Sammlung ein paar Jahre und ging dann Anfang der Neunziger verschollen, aber ich hab sie nicht vergessen. Adieu!

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Bei vielen jungen Müttern ist die Eitelkeit ein Problem, das zum Hohlkreuz führen kann. Heute hielt der Vater dazu eine sandige Möhre zur Reinigung im Mund, die er auch zum Sprechen nicht herausnehmen wollte. Ich immer: Wiiie bitte? Wie bitte?

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Gestern um 21.52 auf dem Ost-Bahnhof gewesen, der mein Auto nur bis 21.55 verladen würde. Der Bahnhof war bis ganz kurz davor verschwunden, stattdessen gab es eine Tegernseer Landstrasse, über die ich auf absolut verbotene Weise immer wieder drüber musste. Oder wollte. Ich wusste nicht genau, ob ich musste oder wollte, das eine nach links, das andre nach rechts, in der Summe im Kreis, jedenfalls tauchte der Bahnhof plötzlich wieder da auf, wo ich war. Auf meinem zwei Tage davor per Telefon gebuchten Ticket stand ebenfalls Last Minute, was den charmanten jungen Bahnmitarbeiter zur Bemerkung „Na, des klappt ja prima." hinriss.

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Dinge, die man früher mal ganz ordentlich ernst genommen hat, was das ernstnehmen für bewußtseinsverändernde Aspekte hat, die irgendwann genauso verfliegen wie der Drogenrausch immer. Puff.

Nach drei Wochen Süden sieht mein Bildschirm aus wie Windschutzscheibe nach Dämmerungsfahrt.

Hier beim linksblick immer gleich Panorama mit Alpen, jetzt steifer Hals.

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