Einsamkeit

Selbstgespräche endlich bemerkt: meistens Unmutsäußerungen über mich selber an mich selber. Beschlossen, mich nur noch auf italienisch selber zu beschimpfen, dann beginnt so ein fröhliches Summen im Hinterkopf. Dio cane.

Nachgedacht, ob ich vielleicht einsam bin, aber ich weiß gar nicht mehr genau, was das ist: Einsamkeit, sicher doch ein Mangel, oder? Aber am allermeisten fehlt ja doch Zeit, im kleinen als Minute, und im großen, als übrige Lebensplanzeit.

Einsamkeit funktioniert bei mir als so ein negativer Gegenentwurf, mit einzwei Argumenten kriegt man sie immer wieder weit genug weg vom eignen Alltag, sie ist heutzutage ein hässlicher Makel: Hey, was sind wir alle beliebt, an dem ein Rattenschwanz aus anderen Makeln hängt: Sozial erfolglos! Häßlich! Nicht witzig! Nicht unterhaltsam! Eigentlich nicht modern! Schon fast dumm! Auf jeden Fall selber, selber, selber schuld.

(Arm darf man ja sein inzwischen.)

Man müßte das mal ausprobieren, also in Gesprächen sagen: ich fühle mich einsam oder ich fühl mich allein, beim ersten hätte man betretenes Schweigen oder elegantes Überhören, beim zweiten die Aufforderung dann ruf doch mal an zur Antwort vermutlich.

Dabei hatte die Einsamkeit als Freiheit von Bezügen jeder Art auch mal was rauschhaft Verlockendes, die Eremitage mit Wein, Tisch und einem immer leeren Blatt Papier. Mitten in Umbrien, natürlich, mit Blick auf die Jahrhunderte Kultur und Zivilisation, die humanistische Landschaft, distanza intrinseca, ein Mensch der auf all das verzichtet, was ihn erschaffen hat.

Alleinsein, das trifft es besser. Das ist kleiner, transitorisch, oberflächlicher. Alleinsein ist das Ergebnis so einer logistischen Nachlässigkeit: öfters nicht zurückgerufen/ keinen angerufen, und auch das nächtliche Alleinsein ist eine Konsequenz. Allein ist man abends bei der Nagelpflege, der Netzlese, dem DVD-gucken und lesen.

Aber wäre es nicht nett, noch wen daneben zu haben, der seine eigenen Nägel poliert, so als Beispiel? Ja, wäre es. Nein, eher nicht. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was mir lieber wäre, find ich selber komisch. Das liegt daran, dass ich im Heut und Jetzt lebe, und der Weg dahin war ein steiniger, und, ja: auch ein einsamer Weg, und man kommt und kommt nicht an. Aber nicht die Alleinsein-Einsamkeit, die kommt und geht je nach Hormonstand, sondern die klassische, existentielle, nur Subjekt und Realität (Gewissen und Geschichte).

Ich bin dann demzufolge: manchmal einsam, häufig allein. Und schlimm ist das beides nicht, es gehört zum Sortiment, es sind halt so Teilaspekte.

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