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sich dann beim lesen von Caro doch zu abgeklärt fühlen, zu sehr gebunden, zu after all.

Nein, das ist keine Fuchs/Trauben- Geschichte, im Ernst

Die Frau, die ich bin, hat ihre 3 Kinder morgens um halb sieben mehr oder weniger am Frühstückstisch versammelt, begegnet den nein-zum-Vollkornbrot-Kampagnen der Kinder eher entgegenkommend und stellt Schokoflocken oder Toastbrot zur Verfügung, weil man sich die Fronten genau aussuchen muss so als Alleinerziehende. Sie fühlt sich morgens manchmal wie ein Puppenspieler, der drei kleine Marionetten gleichzeitig bewegen muss, und die Fäden verheddern sich andauernd. (Das ist mehr als ein Vergleich, denn wenn die Mutter die Kinder kurz aus den Augen läßt morgens, verfallen sie sofort in verträumte Bewegungsstarre). Der große Zeitdruck- Kolben schiebt einen dann um halb acht aus der Haustür, damit das Schulkind um 10 vor Acht im Schulhof aufs Klingeln warten kann. Ich hab mich gut arrangiert mit dem Programm, straff genug, um keine Zeit für das noch-5-Minuten-Gefühl im Bett zu haben, locker genug, um bei Wutanfällen oder plötzlichen Anforderungen (Mama, heute sollen wir uns als Buchstaben verkleiden! HEUTE?) noch Freiräume zu haben. Super System, bin ich stolz drauf.

Jetzt stellt die Schule uns Bringmütter vor gewisse, neue Anforderungen. Trainingsanzüge zB sind in diesem Viertel sowieso ein NoGo, aber ich bin immer völlig fassungslos angsichts der Angezogenheit der anderen Eltern, die duften morgens nach Rasierwasser, tragen schöne Klamotten, feine Schuhe, haben Gesichter, die den Spiegel schon mal gesehen haben an dem Tag. Bisher konnte ich mich da ganz gut drüber hinwegsetzen. Morgens auch noch Haare waschen? Vor sechs aufstehen? Bin ich bescheuert, nein, ich bin ungeduscht. Ich schätze am Herbst auch die langen dicken Jacken, unter denen es ruhig unausgesucht zu gehen darf, aber es gibt Blicke am Morgen, im Ernst, das war im Kindergarten noch anders.

Und diese anderen waren schuld daran, dass mir zweierlei auffiel: wenn man sich morgens zu zweit um den Flohzirkus kümmern kann, dann hat man womöglich sogar Zeit zum Duschen oder selber Frühstücken, obwohl die Zeit bei den Paaren bestimmt genau so schnell vorbeigeht (wie der Ausguck auf dem Mast brüllt man morgens immer: schon faaaaaast halb! Noch FÜNF Minuten! Schuhe AN!). Zum ersten Mal seit Monaten, das war gelogen, kam ich kurz mal wieder in Versuchung, eine Beziehung zu vermissen, also keinen Mann, eine Beziehung. Alltag und Zahnbürsten und das goldene Prinzip Arbeitsteilung. Und dann ist mir aufgefallen, dass ich in meinem morgendlichen Schaltplan einfach keinen mehr unterbringen kann. Der Ablauf sitzt bis in die Bewegungen hinein, es funktioniert, man muss nicht noch einem Erwachsenen ausweichen morgens, man muss keine Konversation führen und sich um die Socken auf der Wäscheleine streiten (jaja, meine Erinnerungen sind schon eher vage inzwischen, ich weiß).

Das zweite, was mir auffiel, war ein Vater. Also sein Anblick traf mich in Kniekehlen und Magengrube, meine Kinnlade hatte ich knapp im Griff zum Glück, und ich brauchte einige Wochen, um bis zum gegenseitigen Grüßen zu gelangen, das schaff ich sonst in Tagen. Sein Lächeln haut mich um und mein Hirn fühlt sich danach immer an, als hätte direkt daneben eine große Glocke geschlagen. Wumm! Wir haben ein Stück Weg gemeinsam morgens, das ist der anstrengende Teil der Sache, weil ich mir jetzt doch immer morgens die Haare waschen muss, dann das hinguck-wegguck-Spiel immer, der Versuch, das Strahlen in mir zum freundlich-desinteressierten Lächeln herunterzudimmen, und ich blamiere mich durch schwachsinnige und überflüssige Bemerkungen, die dann einfach aus meinem Mund purzeln, weil kein Mensch morgens vor acht gleichzeitig cool und verliebt sein kann. Kurz gesagt, eine Wonne, wenn einem das im hohen Alter nochmal passsiert.

Dieser Mann ist perfekt für mich. Warum? Weil ich nichts von ihm weiß und weil er verheiratet ist, also absolut off-limits (und er hat, seufz, aber das nur am Rande, diese Aura von Unversehrtheit, die mir wichtig ist nach meinen letzten Männer-disadventures), a perfect dream. Denn das ist im Ernst das große Ding bei Alleinerziehenden: jede Stunde, die für einen ev. neuen Partner hergegeben wird, die fehlt im äußerst kleinen Zeit-für-sich-Budget, jede eigene Gefühlsregung setzt sich in den kleinen Kinderherzen fort, jede Veränderung macht berechtigte Angst vor ihren Folgen, das Leben ist leichter ohne Beziehung. Und wem kann man im Ernst einen drei-Kinder-Organismus zumuten, wenn es nicht die eigenen Kinder sind? Gell. Was mir fehlte, war nur dieses gewisse Gefühl im Bauch, das Flattern, die Endorphine, also der vergängliche Teil von Zweierkisten, und den hab ich ja jetzt. Und außerdem bin ich neuerdings morgens auch immer schon geputzt und duftend, das sind zwei ganze fette Fliegen mit einer Klappe, einer Herzklappe zwar, aber egal. Und zwar ohne Risiko. Heureka.

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