...

Die unbenutzten Ecken in den Bücherregalen. Es gibt halbmeterlang angestaubtes, mit einigen Ausnahmen, die immer obenauf schwimmen, drumherum Bücher, an die ich dann besser herankomme und sie auch mal wieder, oder das Lyrikregal. Da muss ich immer extra hinlaufen, weil die Lesephasen meist gattungsspezifisch sind, und ich mag das, in ein anderes Zimmer zu einem anderen Regal zu gehen, durch die Wohnung. Alphabet hält da ungern, ist aber bei mir notwendig, wenn ich in einem Lyriker lese, vergesse ich die Namen von allen anderen und brauche das Alphabet. Nur Montale liegt immer quer drüber, Meckel am zerlesendsten, dabei ärgert mich sein Pathos genauso oft wie es mich freut, die Fischer-TBs sind nur für einen Sommer gebaut, die Meckels sind schon 10,12 Jahre alt. Nach Zanzotto kam nur noch Grünbein, den habe ich irgendwie nie wieder zurückgestellt, dann hab ich den aus der Lyrikecke rausgenommen und neben Kapielski ins andere Regal gestellt, for his own sake. (Falls Kapielski hier mal reinschneit, werde ich Grünbein endgültig wegtun, in die dicke dead-end-Plastiktüte mit Aussortiertem, die kommt seit Jahren demnächst ins bookcrossing, alle meine Houellebecqs sind auch schon drin)

fragselig

"...heißt nicht eine Fertigkeit besitzend nach vielem zu fragen, sondern die Unart an sich haben, daß man viele und unnötige Fragen thut, und dabei eine Art von Wohlbehagen fühlt."

(Nabil Osman: Kleines Lexikon untergegangener Wörter)

Es erfordert eine ziemliche Unbeirrtheit einen echten Fragseligen zu erkennen, Eintrübungen alkoholischer oder intellektueller Art ausschließen zu können. Das ungestörteste Wohlbehagen dabei leben die Kinder, die können viertelstundenlang nebeneinander herlaufen und sich dabei Fragen fragen. Ein großer Ankergrund.

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