tagebuch

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mein badezimmer wird einen schiefer-boden erhalten. der rest sind weiße kacheln zum preis von 10 D(eutsche) M(ark) pro quadratmeter, für die damals das geld grade reichte. mein blick auf die wohnung ist ein segmentierter, die renovierten und eingerichteten ecken sind einen tick gegenwärtiger als der bröckelnde fensterlack und der ramponierte küchenboden, die immer ganz bald erledigt werden.

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O2 ist anhänglicher als jeder mann, bis jetzt - der erste mitarbeiter im schönhauser allee center zog seine perfekten augenbrauen hoch, bedauernd, und teilte mir mit, ich hätte bis genau heute kündigen müssen, und zwar schriftlich, nun sei es zu spät, aber er hätte hier noch tolle handys, ich könne immer noch eine vertragsverlängerung, er war so forsch und zielsicher, er beugte sogar die wahrheit für seine firma, mit seinen kräftigen armen, um drei monate verkürzte er die zeit, die mir blieb zur kündigung, und guckte mir tief in die augen, so wie ich da stand mit einkaufstüten und duschfrisur und dem begehr nach einem iphone.

zuhause kündigte ich schriftlich, seit dem werde ich immer nochmal angerufen, warum? fragten mich ganz junge bildfreundliche mädchen, können wir sie nicht noch überreden? ich sagte nur "iphone", da wurden sie stiller und hörten auf, ihre firma zu loben, aber alle schlugen mir noch ein tolles handy vor, aber ich will ja kein handy, sondern ein iphone, danach bekam ich noch ein paar sms, ich solle doch bleiben, man hätte auch noch tolle handys für mich. wenn sie meine kündigung verkraftet haben, so in ein zwei monaten, werde ich sie um eine bestätigung bitten, nur um sicherzugehen.

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ich würde gerne verstehen, woher mein pathos kommt, was es soll, ob es ein sicherheitsabstand ist oder ein unverständnis, eine inkongruenz, ein nichtaufeinanderpassen, sodass sprache oder dinge immer eins größer sind als das andere

jetzt muss ich schon wieder los, gregor zum fussball bringen, noch 10 minuten, dann hat david um 17uhr hockey, woanders, heut abend soll ich meiner freundin annette kuss ihr theaterstück filmen, ausgerechnet, ich weiß auch nicht, bloss weil ich mal leute und einen eisbären gefilmt habe (wie herr berger vom rbb mir immer sehr freundlich erklärt hat, was man für bilder braucht im fernsehen, geduldig und freundlich, immer wartend, ob ich denn verstanden habe, in vergleichen sprechend, das nennt man) und ich will es lieber einfach nur angucken.

der hauptfilm heute war aber der besuch im großsupermarkt gesundbrunnen, alles riesig, nur die waren sind vertraut.

Die grüne Frau

David hat seit ein paar Jahren wiederkehrende Alpträume aufgrund eines TV-Films, den die Kinder eigentlich gar nicht hätten gucken dürfen. Er lief wohl auf Nick oder RTL+, am spätnachmittag, wahrscheinlich am 9.7.2006, dem Tag des Finales, das wir im Nachtzug verbracht haben, was ich tatsächlich immernoch bereue.
Er hat ihn nicht fertig gesehen, weil wir los mussten - ich denke, wenn er ihn als 8-jähriger nochmal in Begleitung sehen kann, dann vergeht die Angst vor der "grünen Frau". Hat irgendwer in seinem Kontingent für unnützes Wissen vielleicht diesen Film gespeichert und kann mir einen Titel verraten? Es kann auch eine Episode einer Serie gewesen sein, aber kein Animationsfilm. Oder gibt es ein TV-Programmarchiv, das bis 2006 reicht?

David hat den Film (ein Jahr später, mit 6 Jahren, es ist eine hartnäckige Angst. Vielleicht sollte man sie ihm lassen lieber?) so erzählt:

Es gibt ein Mädchen und einen Jungen mit Superhirn, und das Mädchen macht ein Experiment. Dann fällt ein anderes Mädchen in das Experiment rein, und geht dann auf die Mädchentoilette.
Dann war sie so grün am Arm, aber sie hat das nicht bemerkt, sie hat das erst bemerkt, als sie aus dem Bad rausgekommen ist.
Dann wollte sie in die Klasse, dann war sie am Auge grün, aber sie ist vorher noch in die Kammer von der Schule gegangen, und danach wurde sie komplett grün, alles wurde grün, sie hatte SO lange Fingernägel, die Haare waren grün, die Augen auch.
Dann kam ein Mädchen, das war normal, das wollte auch in die Kammer, dann hat sie das grüne Mädchen gesehen und hat es fotografiert, dann ist sie in die Klasse gerannt und hat das Foto allen gezeigt, dann hat der Lehrer eine grüne Grütze gesehen und hat die Alarmklingel geläutet und alle sind rausgerannt.
Dann war das grüne Mädchen in der Nähe von einer Hütte, einer Hundehütte, dann wollte ein Kind, das war 18 oder 12 oder so, das wollte den Hund beruhigen, dann hat das grüne Mädchen den Jungen hinter sich hergezogen, unter einen Baum, dann ist der Junge freigekommen, dann hat das grüne Mädchen telefoniert und hat in der grüne-Frau-Sprache geredet.
Und dann ist der normale Mensch wieder freigekommen und hatte eine grüne Spur am Arm und ist zu seinen Kameraden gegangen und hat es ihnen erzählt.
Dann haben wir den Film ausgemacht und sind nach Italien gefahren.

paar tips bitte

bitte um eure ratschläge! habe nämlich die nase voll. seit 31.12 ununterbrochen krank, 2 mal noro, 3 mal bronchitis (einmal weiter bis lungenentzündung), gerade die dritte erkältung. geht nicht weg. sehe aus wie das kleine nachtgespenst, könnte nur noch schlafen und habe nichtmal mehr lust zum herausputzen, ich trage seit wochen nur turnschuhe!! und gummistiefel.

abgehakt und nichts nützend sind:
-frischluft
-echinazin
-zink
-vitaminbomben
-sanddornsaft
-holundersaft
-hühnersuppe selbstgekocht ham wa jetzt immer auf dem herd
-irgendwelche homöopathischen pillchen
-sauna

was ich niemals tun werde, ist morgends kalt duschen. never.

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mit gregorzwilling, 7, allein essen gegangen.

"mama, willst du diesen mann?"

nein.

"warum denn nicht?"

er ist zu jung.

"und außerdem ist er ein inder."

nein, das stört mich nicht.

"mama, der kommt immer wieder! vielleicht hat der sich verliebt in dich!"

nein, verlieben dauert länger. nur ganz selten verliebt man sich auf den ersten blick.

"aber manchmal passiert es."

manchmal passiert das. ist dir das schon mal passiert?

"ja."

mit vasco rossi?


"nein."

mit -

"mama, das ist privat."

genau, das geht mich nichts an.

"darum hab ich auch gesagt, das ist privat."

möchtest du eine hühnersuppe als vorspeise?

"aber warum kommt der mann dann immer zurück?"

die menschen hier haben sich die tische aufgeteilt, und jeder bedient immer an denselben tischen. jeder kellner behält seine tische im auge, und wenn uns etwas fehlt, dann kommt unser kellner zurück.

"woher weißt du das?"

das ist immer so in restaurants. so behalten die kellner den überblick.

"das ist aber praktisch."

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gerade den ersten leicht paranoiden akt ever durchgeführt: notvorrat an lebensmitteln angeleiert. ich darf das, ich habe kinder.

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gelegentlich weltekel beim blick auf seiten wie spon oder faz net. die armselige transparenz der bilder und texte, der reduktive selbstbezug aller information. dann ein gespräch führen mit freunden, dort das private so elegant wie möglich verallgemeinern und entschärfen, dabei vergessen, dass die selbstentblössung heutzutage ein volkssport geworden ist, dann lieber nichts mehr sagen, nur lächeln, trotzdem auf nachfragen hoffen, der eigenen empathie misstrauen, warum soll ich mitfühlen, was willst du von mir, was wollen diese ganzen texte von mir, die ökonomie überall, dann die kristallklare freude über das glucksen der kinder, wenn eins von ihnen zu viel pasta auf einmal in den mund nimmt.

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bevor ich noch ein einziges mal eine speicherkarte aus ihrer verpackung befreien muss, steige ich wieder auf analoge fotografie um.

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eben so einen heiteren ich-kann-mein-leben-ändern moment gehabt. sass mit schwerem husten auf einem sofa in einem großen zimmer, vor mir im kreis sitzend vielleicht 30 menschen, die gastgeberin am klavier, alle mehrstimmig singend, gekonnt, entspannt, aber sicher. alles voll mit kindern, sechs davon gehören zur gastgeberfamilie, drei von ihnen spielen auf ihren instrumenten noch etwas vor, überall musik, auf eine gleichzeitig weltferne und sehr beständig immanente art, die menschen sind bewandert in musikalischer literatur, auch dort ganz selbstverständlich belesen. ich konnte wegen krankheit nicht mitsingen und durfte zuhören, da hab ich erst gemerkt, wie schön das eigentlich ist. alles chorsänger wahrscheinlich, und solche wie ich, die ihren alt nicht fehlerfrei vom blatt singen können, haben die noten vorher gekriegt. die verantwortung, sowas selber in den händen zu haben mit den eigenen kindern, die ja zum glück alle schon was spielen, aber es wird mehr musik hier geben in zukunft, irgendwie und irgendwann, harhar, ich muss unbedingt im lotto gewinnen. (motto: es einfach tun)

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