tagebuch

offroad

(nach einem telefonat neulich ein sehr plötzliches nicht schon wieder-gefühl. och nöö. oh herr. lass uns frauen mit den vielen gesichtern über dem einen und mit den vielen stellen im putz, mit den verästelten geschichten, den kindern, in all unsren feinen abstellkammern, you know, jeder weiß immer, wo wir sind, wir sind hier, die ganze zeit, in unsrem wackeligen nirvana, lass uns trotzdem einfach in ruhe. wir brauchen das nicht. es braucht uns nicht.)

well man. you've got some voice.

ما شاء الل

(gerade den ärger mit den schulplätzen fast, aber noch nicht ganz, vom tisch, da kommt ein "ablehnungsbescheid über die ergänzende betreuung an grundschulen" ins haus = kein hort erlaubt für meine kinder. warum? weiß ich nicht, geht keiner ans telefon. der kampf um selbstverständliches meine rechte nervt langsam doch. heute in der sz ein artikel über einen arabischen humorforscher, der auf die frage, ob der inschallah! - ruf den arabern das leben erleichtere, folgendes antwortet, in etwa: ja, schon, und humor, wohingegen: "In Deutschland tendiert man eher dazu, an solchen Situationen zu verzeifeln, anstatt gelassen zu resignieren." überlegt, jetzt einfach ständig gelassen zu resignieren, hausfrau total zu werden, mir ein neues dampfbügeleisen anzuschaffen, die kinder selber zu unterrichten, mit andauernder gelassener resignation allen sozusagen proaktiv wie der yoghurt zuvorzukommen, dann müssen sie mir gar keine ablehnungsbescheide mehr schicken, weil ich so gelassen bin immer, soviel humor hab ich dann.)

bis dahin an die stadt berlin in der erscheinungsform bezirksamt nur ein in meiner vorzwanzigerzeit beliebter ratschlag: f***t euch doch ins knie.

...

so ein tag. mit fahrrädern fröhlich auf den spielplatz, hättste mal das handy mitgenommen, denke ich, als die verabredung auf sich warten lässt, oder die fas. der arme kleine davidzwilling haut sich mit den zähnen in die unterlippe, mit karacho, auf so einem absurden technochromgummi-drehgerät von designerhand, dem man seine gefährlichkeit partout nicht ansehen kann. mutter hat kein handy und kaum geld, muss also mit doll blutendem kind und leihtaschentüchern (wann hat mutter keine taschentücher mit? na wenn sie auch kein handy und kein geld mit hat) zum geldautomaten, ins taxi, ins krankenhaus: drei stiche, mit spritze, sohn ist blass und weint nicht und versucht herzzerreissend cool zu fachsimpeln mit der ärztin, die ihm ganz ausfürlich antwortet, während mutter mit gemischten gefühlen dem anglerhaken zuguckt, den die ärztin durch die unterlippe innen zieht, tram nach hause, dann: schlüssel weg, kinder zwischenparken, fahrrad leihen, schlüssel gefunden auf dem spielplatz, am schloss hängend, mit dem ich die vier räder irgendwie zusammengeschlossen hatte vor dem geldautomaten und dem rest. einer dieser tage. das denken in ergebnissen sofort danach, also automatisierte sinnsuche in ereignisfolgen. weil das davidkind eine dosis selbstbewusstsein gut brauchen kann grade im familiengefüge, und hey, was für ein aberwitziges glück, einen schlüssel so wiederzufinden.

(aber zu einer taufe, mit der dieser tag irgendwann angefangen hatte, sollte man keine fast noch gar nicht angehabten sandalen ausführen, auch wenn sie perfekt sind fürs blaue kleidchen. for you never now how far you have to go.)

...

das wochenende ohne löcher, nur gesellschaften, nur kuchen, am samstag die väter mit basekappen auf dem rasen sitzend, während die kinder hockey spielen, vollkommen selbstvergessen hin- und hersausend, der große kassiert tore und weint bitterlich, geh weg mama! zeitqualitäten, sonnenmilch, die vielen gespräche mit fastkaumgarnicht bekannten, wie detailliert man anspielen kann unter eltern, ohne das grüne gras der gemeinplätze je verlassen zu müssen. beim reden über das schulthema, elterngespräch nr. 1 zur zeit dann plötzliches schwimmen, du redest nur platituden, du bewegst dich auf sicherem rhetorischen gelände, wo ist denn die wut, die idee, der revolutionäre ansatz hin, kann man diese bürgerform noch verlassen, das sich fügen, das müde geplänkel über möglichkeiten, die abgepackten gefühle, ja, das macht mich total wütend sag ich und creme mir die stirn ein mit einer hand, während die andere die sonnenbrille etwas höher schiebt, und der andere betroffene vater mich mit einem auge ansieht. mal wieder das herz ausschütten, aber wie, und wem, und wo zum teufel ist denn das herz. jetzt gleich anwältin, dann alltagsterror, der terror der kleinen dosen, bis zum horizont also nur kleine dosen, das tupperleben, und wann zum teufel soll ich den rest erledigen, und mein kopf kann nichts nur nebenbei, die vollzeitprognose ist eher negativ.

...

oh by the by
has anybody seen
little you-i
who stood on a green
hill and threw
his wish at blue

(71, cummings)

noch am nachmittag hat das kind sehr froh gefragt, ob es denn immer noch der gummibandkönig sei? ja! natürlich, sagt mutter, sowas bleibt man. dann ist ihm seine weingummischlange in den dreck gefallen, um 16.03, und er begann ein seehundheulen, das bis eigentlich jetzt gerade (20.00) nicht mehr wirklich einzudämmen war. weil er eine neue schlange wolle, weil er etwas wolle, was sein bruder nicht bekommen dürfe, als ausgleich, dann ist die mutter mit erhobenen händen in die unbedingt zu vermeidende kette von kompromissen geraten, die natürlich immernu zum nächsten kompromiss führt, da ist es sofort wieder laut. dann verkündete der ältere bruder, er dürfe morgen alleine zu den großeltern fahren, und dann war bei gregor gleich wieder weltunter, bis eben jetzt, und ist nur ruhiger geworden, weil ich die tür zum kinderzimmer geschlossen hatte. im allgemeinen pegelschreien hat dann der große noch eine basiskrise bekommen, er wolle nämlich keinen schreienden bruder, er würde jetzt auch da bleiben und nicht alleine zu den großeltern, und überhaupt wolle er nicht mehr so eine kaputte familie, er wolle eine nor-ma-le familie und nicht immer hin und her fahren, er fände unsere familie schrecklich, er will alles wieder wie früher! das sei gemein!

das erstaunliche am nachmittag war der andere zwilling, der vollkommen zufrieden mit sich selbst beschäftigt war und mich ab und zu mit einem kumpelhaften wir-heulen-aber-nicht-lächeln angeguckt hat, während seine brüder mit dem pandemonium beschäftigt waren. pointe ist die, dass eben der weinende zwilling, gregor, mich an sein bett schluchzte, und als ich vor ihm stand, mich anguckte, mit dem weinen aufhörte und sagte: so mama, alles geheul hat mal ein ende.

(der verstreute indirekte-rede-modus soll nur mein existentielles unwohlsein an diesem nachmittag verdeutlichen. er liest sich im allgemeinen wie eine prätentiöse, aber irgendwie schuldlose empörtheit, das subjekt der rede als opfer mit zeigefinger, und diese umlautdichte immer! man muss beim vorlesen so einen hühnerarschmund machen. neenee. stil als therapie.)

mögliche mausefallen

die streiterfahrungen auf einen punkt bringen wollen, naa, nicht möglich. inzwischen denke ich, dass männer grundlegend unversehrt sind, unausgewickelt, irgendwie zu kompakt, so dass es immer um alles geht, den ganzen stolz, die ganze schuld, die ganze geschichte.

auch eine art bildmacht: starke bilder, die in einem vorwurf geäußert werden, schlüssige, auf einen zweck – verletzung, oder rechtfertigung, what ever – (what ever: die frau; for ever: der mann, aber das ist macallan.) hin ausgerichtet, sie funktionieren, weil sie so nackt und straight geschossen kommen. während man selbst immer im detaildelirium herumschwappt, jede situation in x-kleider packen kann, über gleichberechtigte vielheit irgendwie seit immer bescheid weiß, fucking empathy. und ich nehme dann schon das richtige pferd, jaja, aber trotzdem, wieviel energie.

stiamo qua
messi qua
ad aspettare la sera

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