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die tiefen teuren seufzer des heizungsinstallateurs an meiner therme

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der rohmer-film, den ich am deutlichsten erinnere, heißt gar nicht das blaue leuchten, so hatte ich ihn im kopf seit den achtzigern, sondern natürlich das grüne leuchten. das licht, wie sich atmosphäre und gespräche entsprechen, wie diese übergänge zwischen tag und nacht zu den momenten werden, in denen etwas geschieht, die liebe, die gleichzeitig unwichtig und hauptgegegenstand ist, wie ein spielball, mit dem sich eine gesellschaft, ein paar beschäftigen kann, ohne sich zu langweilen, dieses reden über solche themen, während man sich im morgengrauen einen pullover um die schultern wickelt, auf eine bestimmte weise gefasst und angeregt, frei von drama. das war in den achtzigern wie ein kübel frisches wasser auf mein ahnungsloses gemüt, es schien mir nicht erstrebenswert, hatte aber eine starke anziehungskraft. jetzt, wo ich da bin, sollte ich ihn vielleicht noch mal sehen. jemand lust auf einen rohmer-abend?

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das eiskalte bei wirklich jenseitiger schönheit. der preis von 100 millionen dollar, der nur als potlatsch einen sinn machen könnte, obwohl so ein opfer ja demut voraussetzt, keine reaktive bittende, sondern eine, die sich selbst genug ist, eine echte konstitutionelle demut, ohne die man hier der obszönität überhaupt gar nicht entkommt. es gibt also keinen weg, aber es ist so schön, dieses ding, man wünscht ihm ein existenzrecht, irgendeines.

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die große, herrliche unlust

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der mode anheimgefallen, weil neue jeans hermussten. jetzt diese slimmen dinger gekauft, fühlt sich an wie sportzeug mit all dem elastan drin. man ist teilweise salami, teilweise 14 jahre jünger, je nach körperhaltung und sitz der scheuklappen vor dem spiegel. ich trug die gleichen hosen mitte der achtziger, da war ich 20, und die mode hatte etwas existentiell klares, also nicht die engehosenmode speziell, sondern der feste draht zwischen mode und ich, es waren unmissverständliche aussagen, es war eine metafreie zeit.

ich weiß noch, die morgendlichen tramfahrten in die schule, wenn beim sitzen so ein hohlraum zwischen den oberschenkeln entstand, wie unangenehm der war, weil er zuviel entblösste vom körper, und vom frausein wahrscheinlich, aber daran erinnere ich mich nicht mehr. (die breiten schultern und karottenhosen und der strass, das war für frauen, und frauen waren immer alt. wir waren mädchen.)

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massnahmen gegen vampire: aufklärung, weißt du, wo die geschichten über vampire herkommen? psychologie, wann sind dir denn denn vampire eingefallen? wovor genau hast du angst? ablenkung, morgen ist schule, da siehst du konstantin wieder, und fussball! schließlich mimesis, hier ist knoblauch und da ist ein holzkreuz von deiner taufe. klammheimlich die versuchung, dem kind von sibiu und transsilvanien zu erzählen, wo unsere familie einmal beheimatet war, und ihm so nebenbei die vampirzähnchen zu zeigen, die man nämlich noch generationen später im mund erkennen kann.

(gestern nacht, als die angst zum ersten mal kam, wollte gregor genau wissen, ob er schon mal bei vollmond bei mir übernachtet habe, bevor er in meiner schlafstatt um asyl bat, ob ich also sicher sei. ein vampirtrauma, das wäre alte schule.)

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da hat sich ein zwilling mit einem salto vom schlitten den schneidezahn gelockert, der andere hatte eine schlittenkufe auf der backe, danach 3 stunden mit viel gesellschaft bei einem not-zahnarzt, weil die extrem blonde sprechstundenhilfe meinte, ja, unbedingt sollten sie kommen. daheim in der zwischenzeit die toilette verstopft, weil ich die spülung ausgestellt hatte. warum? na, sie war undicht, und ich wollte das noch abdichten, bevor die gäste kommen. in der küche läuft die spülmaschine aus und verweigert ihre arbeit. was sagt uns das? das jahr pupst nochmal, sagt der zahnzwilling.

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die wahrnehmung für lärm, gekreisch und gerumpel kann man einfach austellen, indem man zum mittag schon ein weinchen, danach ein paar whiskeys - nein? solang man lallend noch einen abendlichen pizzaservice anrufen kann! oder die kinder samt gastkindern aus dem fenster hängen, und den bellenden hund gleich mit, an den beinchen, dann würden sie da weiterbrüllen, das sieht grad so langweilig aus draussen. oder ich kann sie einzeln in meine drei einsperrecken sperren (kleiderschrank, truhenbank und kammer), und die überzähligen in den keller! mit taschenlampe. ich hab schon versucht, sie doll zu füttern, beim essen brüllen sie auch weniger, aber jetzt ist alles alle, außer dem rohen fleisch.

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das unerwartete leeres-blatt-gefühl an den beiden tagen, die ich ohne kinder bin in diesen weihnachtsferien

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Barbara Klemm, Artistinnen 1974
ⓒ B. Klemm, "Trapezkünstlerinnen, Rostock 1974"

barbara klemm wird heute 70 jahre alt. sie hat eins meiner liebsten fotos geschossen, vor jahrzehnten mal als postkarte in einem laden in kreuzberg gefunden und dann durch die ganzen berliner wohnungen mitgenommen. ich bin über das bild auf sie aufmerksam geworden, in der faz ist sie mir nie so aufgefallen, und die autorennamen in zeitungen merke ich mir ja auch nie, überhaupt sind mir die journalisten als personen, also als autoren mit einem ouevre, erst durch das netz aufgefallen, vorher waren es artikel in einem eher synchronen zusammenhang. bei frau klemm habe ich mich dann bemüht, mir ihren namen zu merken und nach ihren bildern zu suchen, aber die fotografin ist sehr diskret in den bildern. ihre straßenbilder haben eine ziemliche wucht.

als ich mit dem bloggen anfing, wollte ich das trapez- foto in den header einbauen, ich hatte frau klemm sogar angerufen und um erlaubnis gefragt, ich hab ihr auf den ab gesprochen und sie rief zurück, als ich gerade auf dem weg zu oktoberdruck ins treppenhaus ging, bei denen ich einen job hatte ( - oder nein, halt, das kann nicht sein. vor 5 jahren war oktober schon an die warschauer strasse umgezogen, ins erdgeschoss, und dieses telefongespräch auf einem arbeitsweg, da ging es um eine richtige geburt, die meines sohnes, und es war mein arzt, der mir riet, sofort einleiten zu lassen, am 30.12.1998, 2 wochen vor termin, obwohl ich früher an dem tag noch bei ihm in der klinik gewesen war, er hatte es sich anders überlegt, und ich brauchte vielleicht 6 stufen, um mich überzeugen zu lassen, weil ich dem arzt so sehr vertraute. es war kalt, ich ging schnell. erinnerungen ploppen beim auftauchen, eine in die andere. hab ich den job noch beendet damals? das weiß ich nicht mehr.

telefonate an bestimmten orten, woraus bestehen diese erinnerungen? muss es beim gespräch einen gedanken über den ort gegeben haben, ein kommentar, ein zusätzliches und verankerndes metazeichen, oder gehört das zu den flüssigen dingen, die der kopf umdisponieren kann, wenn die erinnerten ereignisse in kontakt miteinander kommen, also hier die beiden geburtstage? der ort als surplus, als kriterium, dessen erkenntnisgewinn während dem ereignis auch vom zufall abhängt, danach aber von der psyche, das gefällt mir. so muss astrologie entstanden sein.)

frau klemm war damals überrascht und sagte, hmm, ist mir nicht so recht, aber machen sie nur, hmm, doch, ja, ist okay. dann habe ich es nicht gemacht. das bild rockt mich aber immernoch, leider auf dem markt nie einen abzug gefunden.

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nach zehn immer noch heftigstes gegacker und getobe in allen zimmern außer dem meinen. "morgen ist weihnachten! mama!" jetzt liegen alle drei in einem bett und wollen das kissen teilen, das klappt aber nicht. gerüchteweise hat ein anderes bett mehr kissen, es werden bettdecken über den flur gezogen, wieder gegacker, dann schleifen die bettdecken und ein kissen wieder zurück.

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its all over now baby blue

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weihnachten in berlin

das ist unglaublich. kann man da nicht helfen? den zuständigen damen vom senat nahelegen, mal dem geist der weihnacht zuliebe noch schnell ein paar unterschriften zu leisten, als persönliche geste, wenn schon das system nur träge verschleppt? nein. natürlich nicht. das ist ja kein film hier.

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There's more than enough terrific content out there to keep us busy without schlepping out to a bookstore or remembering to surf over to Amazon later.

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wir gehen normalerweise um weihnachten rum in den zirkus roncalli, obwohl die technomässige atmo im neuen temprodrom wenig manegen-gefühle aufkommen lässt. dies jahr hab ich die guten plätze verschlafen und die jungs spontan in ein ganz anderes spektakel eingeladen, und sie wussten tatsächlich bis kurz vor licht aus nicht, was sie sehen würden. allein die fahrt dahin, das wilde und laute gerate, mamamama, ist es ein museum? ins schwimmbad? gehn wir ins kino, mama, elias mag kein kino! eine oper? mama, nein, ich war schon mal in der oper!- war die sache wert. die O2-arena sieht imposant aus, die aufregung war wunderbar, die dinos waren irgendwie schon groooß, ich hab viel viel geld bezahlt für plätze ganz hinten und ganz oben und es hat ein paar minuten gedauert, bis ich darüber hinweg kam, die distanz zur bühne ist vielleicht heutzutage ein vorteil? aber die jungs waren sehr beeindruckt. danach war es schon kein normaler sonntag mehr, nach hause, spiele spielen und kochen, elias hat ein neues lieblingsspiel, dessen spielanleitung mit dem satz beginnt: "In allen Stufen ist die jeweilige Stufe abweichend von den anderen Stufen", das spielen wir, bis ich es auch kann. nach dem essen hat sich davidzwilling heimlich titanic angestellt, als eigentlich schon lesezeit war, er schaut nur die letzte stunde, und wir gucken zu viert den untergang in voller breite, ich will erklären, warum ich immer heulen muss am ende, aber es interessiert die jungs nicht sehr, und so reden wir über drehtechnik und ob es wirklich so war und über reichtum und liebe, und ob das ein gutes ende ist und wie groß das set war, alle aneinandergekuschelt, der film läuft bis zum ende, das lesen fällt heute aus, ich sehe, dass david die szenen im wasser mitsprechen kann, lautlos. elias erzählt plötzlich, er habe jetzt haare unter den achseln, also eins unter jeder, die zwillinge sind sehr beeindruckt, elias findet es so doof wie toll, und will wissen, wie lieb ich ihn habe und wie groß er war, als er geboren wurde, auch weil vor zwei tagen noch eine halbschwester von ihm auf die welt gekommen ist, höchstens ein kilo, mama, so klein.

keines der besonderen dinge an diesem tag war geplant, trotzdem bringen einen natürlich die aufregungen und überraschungen leichter an den moment, wo es plötzlich schweben kann alles.

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grade kläglich gescheitert mit dem vorhaben, dem hund bei jeder wetterlage einen ausgedehnten spaziergang zu ermöglichen. nass und schnee und kälte und dunkel - nö. aber versucht immerhin. stattdessen stundenlang woanders gelandet beim versuch, mit dem auto von a nach b zu fahren. einbahnstrassen, sackgassen, baustellen, man muss immer durch die brust ins auge, und da gibts dann keinen parkplatz. das ewig übergängliche dieser stadt hat was katholisches, leiden für ein späteres leben, und dann parkt man im halteverbot und zahlt einen ablass. darauf einen lebkuchen!

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das leichte kribbeln in den ohren, wenn die leute mit erfolg genauso alt sind, das großzügige gehenlassen, wenn sie immer jünger werden.

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