23.12.2006

in der schlange vorm biofleisch heute auf dem markt stand so ein junges elternpaar vor mir, die sich über essen unterhalten. sagt doch die frau, mit 2jähriger zufriedener tochter auf dem arm: ja, nehmen wir boskop, die gibt es auch im supermarkt, aber da musst du mit, das ist mir zu viel allein mit ihr. ich denke, das es glorios gute zeiten sein müssen, wenn sowas zu viel sein kann.

ansonsten wird weihnachtsstimmung hier stündlich erwartet, stellen sie sich die hotelchefin mit kerzenlicht und lebkuchen und staubsauger herumhuschend vor, während die drei kleinen gäste versuchen, sich beim wilden beschimpfen nicht zu wiederholen, wenn sie sich nicht grade sowieso anbrüllen, so nebenbei haben sie soeben durch zuknallen die letzte heile tür zerdeppert.

aber es bleiben ja noch die fenster.

es fehlt an schnee vermutlich, ich werde jetzt auf lauwarme cervisia zurückgreifen oder mich direktemang in einen vodka setzen. heiliger strohsack, und der kindergarten hat eine ganze woche geschlossen.

aber ich habe einen ganz arg kleinen besinnlichen kern! dochdoch.

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schuh

sofort verliebt, erst nach wochen entschieden, wie unsexy ist das denn, drei wochen für eine schuhentscheidung, weil ein so eindeutiger akt der verschwendung nur mit pomp erträglich wird, egal ob temporal oder emotional pomp, hauptsache gegengewicht, aber jetzt fängt das spiel ja erst an! brauche außerdem noch ein billiges paar schwarzer unplumper schuhe, weil man mit den wunderbaren weder schnell fahrrad fahren noch bei regen raus will, am besten in zukunft taxi, wenn ich mit diesen schuhen ausgehen will. ich brauche einen neuen rock für die schuhe, und richtige strümpfe von armani oder so (von a. nur die strümpfe, ganz private dekadenz, mein notgroschen) jetzt ganz bald pleite, die luxusinvasion.

The Andersen Project

Habe eine 12 €-Karte für The Andersen Project von Robert Lepage über, am morgigen Sonntag im Haus der Berliner Festspiele. Habe vor 100 Jahren mal entweder einen Shakespeare oder einen Blaubart von ihm gesehen, der so vollkommen anders als alles erwartetete war, dass -äh - nun, dass ich ihn niemals ganz vergessen habe. Von der damaligen tiefempfundenen Überraschung über diesen Mann und sein Theater ist nur eine vage Erinnerung an blaues Licht und die Persönlichkeit von Lepage hängen geblieben, also im Schrank für denkwürdige monomanische Inszenierungen. Ich übernehme jedenfalls eine vollumfängliche Geld-zurück-Garantie, selbstverständlich im Vertrauen auf Ihre gute Erziehung.

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gestern überraschend mit austern gefüttert worden. das verändert die dinge ein winziges, genau ausreichendes bisschen.

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David: „Mama, ich hab das Spiel allein gegen mich gespielt!‟
Me: „Und, wer hat gewonnen?‟
David: „Unentschieden.‟

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es gibt situationen, da möchte man diese infinitivkonstruktionen bewohnen, als mitnehmbare paralleluniversen, ohne zeitschienen, ohne subjektivismen. das es-ist-so-axiom, in einem raum, der bevölkert wird von diesen harmlosigkeiten.

ich hätte einen wald pflanzen müssen
ich hätte

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vorhin wurden amerikanische regierungsmitglieder von giftfröschen erledigt. ein film, vollgestopft mit gealterten amerikanischen serienhelden, immer wenn ich hingucke läuft einer durchs bild oder sitzt mißmutig in einem kampfjet. sehe sie vor mir, wie sie alle vor 15, 20 jahren ihre tollen serienverträge unterzeichnet haben, und dann sagt der kleine, unscheinbare mann von der produktionsfirma noch ach ja, und hier, die letzte klausel, sie müssten dann im nächsten jahrtausend noch ein paar filme für uns drehen, nicht schlimm, zusammen mit all ihren freunden, actionfilme, na klar.

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Krisenspülprobe um 17 Uhr! sage ich meinem Sohn. Er sagt nein, da will er aber nicht hin. (handschriftl. Einladung zur Krippenspielprobe)

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Brahms-Walzer Op.39 für vier Hände, hier von Shoko Abe und Kimiko Imani auf zwei Erard-Flügeln atemberaubend gespielt, ganz trocken und genau, immer so einen kleinsten Tick drüber, ein Raumwunder. Der Walzer (im Sinne von das Walzer) entsteht erst im Kopf, also das interne Walzerkonzept muss erst dazustossen und tut das mit stringentem walzerartigem Schwindel, es zieht einen herum und herum und herum, aber hinterrücks, nachdem man die Präzison und Leichtigkeit und sozusagen den Text des Stückes schon als etwas anderes gehört hat. Sehr schön.

Hatte die Kinder alle dabei, auf einem netterweise direkt neben dem Eingang postierten Sofa, einen Meter hinter Shoko Abe, deren Hände links und rechts neben ihrem Rücken die ganze Zeit zu sehen waren, mit offensichtlich mindestens doppelt sovielen Nerven und Muskeln wie an den Händen im Zuschauerraum. Die spielen aber schön flüstert eins der Kinder, genau. Mir ist vorm Konzert eingefallen, dass ich die Kleinen in ein paar Jahren immer mitnehmen kann, und dann dachte ich, warum eigentlich nicht schon jetzt? Ging wunderbar, nur eine Halbzeit zwar und mit einer kleinen Erpressung, aber sie waren ruhig und fanden es schön, evviva, ich bin fast raus aus dem Kindertunnel.

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Die letzte Seite in einem sehr alten Buch, ein Blatt mit Korrekturen, fast nur Tempus- oder Interpunktionsfehler, nur eine einzige neue Wortwahl, statt Lehre soll Meinung stehen, aber vier Mal wird ein Ach! durch ein Ah! ersetzt, da möchte man gleich die übriggebliebenen "Ach"-Ausrufe suchen und überlegen, warum diese Textstellen denn nun ihren Seufzer behalten durften.

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in den letzten tagen eine fast unbemerkte bildschirmabstinenz. ich hab so nen haptischen tick gerade, will blättern und gewicht halten, habe ein schönes dickes buch mit lesezeichen gekauft, es in zeitungspapier eingebunden (aus der anderen bibliothek, kein schutzumschlag) und setze mich abwechselnd auf alle stühle, sofas und den einen sessel meiner wohnung, um dort altmodisches zeug zu machen.

lieber mal wieder wald, keine spuren, keine links, mehr fokus und tiefenschärfe. gegenüber verschwindet eine gleißende sonne hinter einem dach, anderthalb häuser weiter links als im sommer, ich denke diese verschiebung auf stadt, land, kontinent hoch und fühle mich auch schön eingebunden. ist aber auch ein richtig universales geschenk so ein 18°-tag im november. (schall reist anders in der wärme, oder nicht? grad hört sich hier alles an wie früher in italien, die autos, die sirenen, die kinder auf der strasse, man hört vor einer kulisse sozusagen)

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schritt eins: tu es.

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Cancro (21 giugno - 22 luglio)
Se mai nella tua vita dovrai essere chiamato a partecipare a una sfilata di biancheria intima o invitato da una rivista a rivelare i tuoi segreti d'alcova, sappi che potrebbe succedere tra poco. Vorresti sapere cosa succederebbe se cercassi di ipnotizzare qualcuno con il tuo magnetismo animale o di sedurlo con la tua magia telepatica? Provaci ora. Stavi aspettando il momento giusto per raccogliere grani di rosario, una Torah, una ruota della preghiera, una stella a cinque punte e una statua della dea indù Shakti, per poi rivolgere una preghiera a qualsiasi divinità sia disposta a esaudire il tuo sogno supremo? Forse quel momento è arrivato.


Mei, ein so ein orgiastisches Horoskop hatt ich noch nie. Was passieren würde wenn ich jemanden zu hypnotisieren suchte? Allein für die Erinnerung an solcherlei Möglichkeiten gebiert den Veranstaltern ein dickes Hurray, and up she raises / Early in the morning. Überhaupt kann ich für gute Nachrichten aus dem Weltall diese Seite hier wärmstens empfehlen, leider alles italienisch. Allerdings habe ich vorhin beim Schälen aller 12 Kartoffeln für diesen Abend meinen sogno supremo nicht gefunden. Ich habe keinen größten Wunsch, keinen Fixstern, nur einen Haufen kleiner und kleinster, einen Wunschkrümelhaufen in den Manteltaschen. Das Leben ist ein Stückwerk, und in der Summe dann überhaupt nur noch Konsequenz, da ist dann immer alles Unerwartete schon ein willkommener Gruss aus dem großen weiten Leben andrer Leute. Ich wünsche mir das Unerwartete. Ich bin hier inzwischen aber eh mehr Struktur als Substanz, gerade sehr müde und sehr am Rand, .

Meine besondere Lebensform, die Vielheit, generiert ja sowieso eher Haltung als Wünsche, obwohl es doch einen gäbe: Am Ende alles gut gemacht zu haben, also glückliche und umfassend gesunde Kinder und ein erträgliches Alter. Das natürlich auch der Grund, warum ich never ever etwas mit irgend so einer Indu-Göttin anfangen würde, ich brauche die Bergpredigt, das geworfensein is mir nüscht. (Echt, son posting, das sollte ich jetzt noch mal richtig editieren und durchdenken, aber das wird wieder nix in den nächsten Tagen, und dann gildet das Wochen-Horoskop ja nicht mehr, also raus damit. Ach, bin ich müd.)

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Die Frau ist das Bindeglied unter
den Menschen. Sie weiß überall und
besser bescheid. Sie kann schön singen.
Und im Gebirge kann sie jodeln
wie ein Vogel.
(Ernst Herbeck)


Die meisten, sagt der Scheidungsanwalt eines Freundes, die kommen gar nicht so weit, ihre Rechte wahrzunehmen, weil sie in Rücksichten verharren.

Wie man im Laufe eines scheidungsvorbereitenden Gespräches dahin kommt, die Rücksicht fallen zu lassen zu können, eventuell, also man könnte es sich vorstellen, wie staubig und schal diese Freiheit sich anfühlt, wie gern man darauf verzichten würde, geht aber nicht mehr ohne.

Das Skelett eines Gespräches, et klappert und klappert und klappert, kein Wind nirgends, sind das jetzt die Knochen vom Mann oder die von der alten toten Ehe, keine Ahnung, es ist nackter als man sein will und also sieht man mehr als man will. Aber! Eben.

Gottvertrauen und bisschen Asche.

und im Ernst wünscht man sich noch mehr Gras auf dem Schutt, man wird ja noch lange drauf stehen bleiben, die Eigendynamik bei alten Beziehungen ist ja sowas unbeobachtetes und ungepflegtes, und der Gentleman-Modus reicht nur, wenn keine Kinder da sind.

Wird dann so eine competition, wie weit man kommen kann mit seinem Selbstentwurf.

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Wie eine Mutter mit hochbegabtem Sohn meinem Kind eine Unterlegenheit auferlegen will, mit so einem kleinen gönnerhaften Allverständnis: “Ja, und da stand er ja auch unter Druck, der Elias,..“ Nee, stand er nicht. Es ist ihr Druck.

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finanzielle Biographien, ob die wohl selbsterklärend sind?

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