Spesso il male di vivere ho incontrato:
era il rivo strozzato che gorgoglia,
era l’incartocciarsi della foglia
riarsa, era il cavallo stramazzato.
Bene non seppi, fuori del prodigio
che schiude la divina Indifferenza:
era la statua nella sonnolenza
del meriggio, e la nuvola, e il falco alto levato.
Montale
(Mein Tschechow ist weg. Hätte fast nach den Schwestern im Zeno Cosini gesucht, da gibts nämlich auch drei, aber die sind eher länglich, und Montale passt einfach immer. Bei Marthaler gab es auch mal welche, bei den 10 Geboten glaub ich, in einem sehr schönen Kanon: E c'è la prima
ch'è piccolina
ch'è piccolina
per far l'amor!
C'è la seconda
ch'è bruna e bionda
ch'è bruna e bionda
per far l'amor!
ma per la terza
ci vuol la sferza
ci vuol la sferza
per far l'amor!
- passt auch irgendwie, obwohl es in dem Lied noch weitere Schwestern gibt, die den Zusammenhang gewiss über Gebühr ausgeleiert hätten.)
3 Schwestern, Schauspiel Hannover, Gosch: Tschechow ist wunderbar, vergesse ich immer dazwischen, komisch, pointiert, leichtfüßig tragisch und feingenau. In Deutschland wird immer gebrüllt bei Tschechow, sagt A., es sind eben keine Stücke mit körperlicher Gewalt, da muss das taube hiesige Ohr anders geweckt werden. Weil die Schauspieler alle so klein und jung scheinen auf der großen Kastenbühne, hat das Gebrüll etwas kindliches: Alles wird bestimmt anders, wenn ich laut genug bin, es muss aber noch philosophische Gründe haben, sagt der Regisseur, darum so ein nuanciertes Geschrei. Hier nun der überraschende Endruck, dass die Inszenierung besser ist als die Schauspieler, owohl das ewige Brüllen ja auch Dimensionen frisst, ein riesiger tiefer Bühnenraum ohne Möbel, ohne irgendwas, eine graue tiefe leere Schachtel mit nur einem Scheinwerfer ganz vorne darauf, die Schauspieler in einem sehr langen
fortwährendem (ein klassisches Wort in der Tschechowrezeption:"Im fortwährendem Niedergang begriffen", wunderschön) Abendschatten an die Wände geworfen. Sehr beeindruckend, schön klar, sogar anmutig, wobei ich Grau sowieso bestechend finde: mein Wohnzimmer ist so gestrichen, ich habe immer volles Verständnis für Grau. Und 3 Stunden Texttheater! Das hätte sogar Matussek verstanden. Ich gleichzeitig im Schlafentzug- und Theaterrausch drin, sehr zufrieden immer wieder einnickend in den unbequemen Stühlchen. Nach Moskau!
In der Pause auf dem feuchten Rasen (schmack-schmack machen die Absätze, wenn sie durch das Gras in die Erde darunter einsacken und man unwillkürlich leicht nach hinten kippt, brr, deutscher Mai) sehe ich eine große Frau, schlank, langes dichtes Mädchenhaar mit perfektem stumpfen Schnitt, hohe rosa Bluse, Blazerchen. Sie trägt Reithosen und Reitstiefel, hat aber ihr Pferd nicht dabei, und sie hat ihre
beiden Hände im Stirnhaar ihres Mannes, der seine ganzen Juristenkollegen nicht dabeihat. Sie verscheucht offensichtlich Fliegen aus diesem Haar. Ich gucke ihnen lange Sekunden zu, dann schlägt der Mann die Hände der Frau genervt weg, und sie gucken aneinander vorbei Löcher in die dunkle Abendluft, leuchturmartig, man merkt, was ihnen noch alles fehlt grade: Ihre Villa am heiligen See, ein Kiesweg im Rasen, ein Tischchen mit Gläsern, Bedienung. Sie verpassen leider den gesamten sehen-Teil vom sehen- und- gesehenwerden-Event der Pausen beim Theatertreffen, geben dabei aber immerhin ein feines Bild für die Götter ab.
Eine andere ist eine perfekte Bilderbuchschönheit, mit unglaublichem arschlangem kupferrotem Haar, feingliedrig, doll umarmt gehalten von einem alter-Knacker-Typ mit übertrieben glänzendem Sakko, dem sie alle Naslang (feingerümpftes schmales Näschen lang) irre zickige Blicke zuwirft, so empört zickig, man weiß: Der hat nichts zu lachen, der Typ, aber er braucht sie trotzdem. Die Welt dreht sich, dass es eine Freude hat.