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10m in Laufrichtung stehen vor einem Imbiss zwei Männer, der eine, groß, blond, Zombie-Körper, hat eine Bierflasche an den Lippen, Ellbogen hoch erhoben, Kopf im Nacken, und guckt mir an der Flasche vorbei entgegen. Er hält den Blick die ganzen 10 Meter, auch als ich an ihm vorbeilaufe, ohne den Kopf zu bewegen. Nach weiteren 15 Metern, an der Ampel, drehe ich mich nochmal um, er hat die Flasche noch immer am Mund. Eine auf-Ex-Wette bestimmt, aber es sieht aus wie die Verbindung in ein Parallel-Universum, eine unsichtbare unendlich große Universums – Blase, seine Flasche der Eingang, und er muss es ganz allein festhalten.

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Warum sollte Sie das interessieren?

Finissage

Abends noch eine Weltreise zur Finissage von Thomas Florschuetz, me completely overdressed. Führte zwanglsäufig dazu, dass ich den ganzen schönen und arrivierten Damen viel ähnlicher sah als ich das wollte. Das Haus am Waldsee ist ein kleines Museum mit Tradition, erste Austellungsstätte der Entarteten nach Ende des 2WK, davon zehren sie noch heute, das Gebäude morbide, wie N. bemerkt, innen Parkett, außen Verfall. Im alten Westberlin eine echte Adresse. Knirsch, knirsch, staksele ich auf hohen Pfennigabsätzen durch den Kies zum Eingang

Schöne Bilder, raumgreifend, klar, verwirrend, beim ersten impatto als grafische Oberfläche, Sekunden später kommt das Erkennen der Objekte, Haare, Finger, ein roter Vorhang, die Spannung zwischen beiden Wahrnehmungsarten ist körperlich spürbar und sehr angenehm.

Und es gab ein Konzert, darum waren wir ja alle hier, in Anwesenheit des Komponisten, ausgeführt durch den Komponisten. Peter Ablinger.
Das Konzept leuchtete hell über seiner Ausführung, eine strikt der Realität folgende Komposition, als akustische Zug- oder S-Bahn-Reise, auf der ein unselektives Gehör jeden Laut, jedes Rumpeln, Räuspern, Rütteln in chronologischer Reihenfolge aufzeichnet. Und, kleine Brechung, als Text wiedergibt. Das war transparent, beruhigend reduktionistisch, überzeugend, auch wenn Florschuetz' Fotografien immer stärker leuchteten hinter dem Komponisten. Der saß auf seinem Stuhl, hinter seinem Tisch, zwischen seinen Boxen, vor seinem Publikum und las den Text in genau dem Tonfall, mit dem man Einkaufszettel memoriert, bei Betreten des Supermarktes. Zweiter Bruch: Tonfall des Künstlers erzwingt visuelle Vorstellung der Fahrt, weil Tiefschlaf als Alternative unhöflich erscheint, nein: weil in der Imagination der reine Ton möglich ist, frei von Bedeutung, frei von Klang. Aber hey, ich habe keine Ahnung. Dazwischen verstummt er, holt einen tragbaren CD-Player und spielt eine Eisenbahn-Geräuschkulisse, aus der sich ein paar Knälle, Schläge, Eisenklänge abheben, die aber ansonsten eine reine Tonspur "Außen: Zugfahrt" ist. Atmo, kann ich besser, sagt A. Der Künstler schließt die Augen, während die CD läuft.

Das Publikum murmelt oder kichert, Florschuetz steht an der Terassentür, begrüßt Zuspätkommende und guckt, die Damen legen die Köpfe schief, was sie sonst bestimmt selten tun.

Mich rührt der Respekt, den der Komponist einfordert. Er sieht aus wie der letzte Party-Gast, seit Stunden allein auf dem Balkon, aber dabei. Und er ist eingeladen worde, eine Oper zu inszenieren, auf so einem Opernfestival, Kitzbühel? Graz? Das hier war ein 45-minütiger Teil davon. Unglaublich langweilig konsequent, aber das Konzept hat mir wirklich gefallen, es war sehr schön, sehr abstrakt, sehr musikfrei, am Konkreten gescheitert. Ich will nämlich Musik.

Wir retten uns in den Garten, klack klack klack machen die Schuhe übers Parkett. Ich habe zu wenig Schuhe, blaue Schuhe brauche ich mehr, in allen Höhenlagen. Ich besitze bis jetzt blaue Cowboystiefel, blaue hohe Sandalen mit und ohne Riemchen, es fehlt etwas in der Mitte, mit dem ich den Schienenersatzverkehrsbussen hinterherrennen kann.

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