Fiktion/Lüge
„Ihr glaubt wohl, bei einer Lüge nicht erwischt zu werden, sei dasselbe wie die Wahrheit sagen“, grad wieder auf der Rückseite meiner SZ-DVD entdeckt, ein Satz, den man gern selber gesagt hätte in so einem Moment von Klarheit und Wut. Aber es ist ein Satz der Niederlage, wer ihn sagen muss, hat schon verloren. Ein dummer Satz, der den Lügner entschuldigt, indem er die Wahrheit diskreditiert: die Wahrheit ist keine Glaubensfrage, und erst die Macht des Lügners macht sie zu einer.
Lügen sind ein höchst interessantes Untersuchungsfeld. Was unterscheidet sie von anderen Aussagen? Ihre große Funktionalität. Man lügt mit Grund, man hat ein Ziel, das über die Satzaussage hinausgeht, und dieses Ziel läßt sich nur mit einer Täuschung erreichen, und man lügt ein Gegenüber an, egal ob es eins oder mehrere sind. Ich denke dass hier auch die Grenze zur Fiktion liegt. Fiktion ist unterhaltung, Lüge ist Täuschung, das eine ein Zweck, das andere ein Mittel. Diese beiden Dinge gehören gar nicht zusammen: das Blog und die Frau. Fiktion hat alle Spielräume, ist frei von Kategorien wie wahr/falsch. Wenn die Frau dahinter jemanden anlügt, dann ist das verwerflich, egal ob sie das einer Fiktion oder der Anonymität oder einem Selbstentwurf wegen tut. Die Lüge nimmt (unter anderem die Würde), die Fiktion gibt. Wenn die Grenzen dazwischen nur noch vom Autor auseinandergehalten werden können, dann hat der Autor die Verantwortung, das auseinanderzuhalten. Wo ist das Problem?
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(Ich wäre gern so elegant wie Bov bei diesem Thema, aber aber es ist alles noch so bunt im Blogland)
Lügen sind ein höchst interessantes Untersuchungsfeld. Was unterscheidet sie von anderen Aussagen? Ihre große Funktionalität. Man lügt mit Grund, man hat ein Ziel, das über die Satzaussage hinausgeht, und dieses Ziel läßt sich nur mit einer Täuschung erreichen, und man lügt ein Gegenüber an, egal ob es eins oder mehrere sind. Ich denke dass hier auch die Grenze zur Fiktion liegt. Fiktion ist unterhaltung, Lüge ist Täuschung, das eine ein Zweck, das andere ein Mittel. Diese beiden Dinge gehören gar nicht zusammen: das Blog und die Frau. Fiktion hat alle Spielräume, ist frei von Kategorien wie wahr/falsch. Wenn die Frau dahinter jemanden anlügt, dann ist das verwerflich, egal ob sie das einer Fiktion oder der Anonymität oder einem Selbstentwurf wegen tut. Die Lüge nimmt (unter anderem die Würde), die Fiktion gibt. Wenn die Grenzen dazwischen nur noch vom Autor auseinandergehalten werden können, dann hat der Autor die Verantwortung, das auseinanderzuhalten. Wo ist das Problem?
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alex63 - 24. April, 19:02
Ein dummer Satz, der den Lügner entschuldigt, indem er die Wahrheit diskreditiert:
dass man schon verloren hat, wenn man diesen satz sagt (zu seinen kindern z.b.) leuchtet mir ein. aber inwiefern diskreditiert der satz die wahrheit? natürlich ist die wahrheit keine glaubensfrage. zumindest wenn sie sich auf überprüfbare aussagen bezieht und nicht auf ideologische standpunkte (dann aber sowieso in anführungszeichen). very fascinating blog you have here by the way.
dass man schon verloren hat, wenn man diesen satz sagt (zu seinen kindern z.b.) leuchtet mir ein. aber inwiefern diskreditiert der satz die wahrheit? natürlich ist die wahrheit keine glaubensfrage. zumindest wenn sie sich auf überprüfbare aussagen bezieht und nicht auf ideologische standpunkte (dann aber sowieso in anführungszeichen). very fascinating blog you have here by the way.
Casino - 25. April, 00:48
Weil es genau diesen Unterschied gibt- überprüfbares und Ideologisches. Im Condor-Film ist der ideologische Teil der Wahrheit eine Verhandlungsmasse, die den faktischen Teil einfach überrollen und wegwischen kann, weil sie so beweglich ist. Der Pollock-Satz vermischt semantisch die beiden Wahrheitsaspekte: die Lüge ist eine aus der Faktensicht, die Wahrheit ist Ergebnis einer Interpretation. Irgendwas hat mich da wütend gemacht, aber genauer krieg ichs nicht mehr zusammen.
bov - 24. April, 19:52
Gestern abend im Kino (Die Dolmetscherin) gehört: "Du glaubst wohl, bei einer Lüge nicht erwischt zu werden, sei dasselbe wie die Wahrheit zu sagen." Hab mich gefragt, woher ich das kenne. Jetzt weiß ich's: von der Rückseite der SZ-DVD! Da hat er sich selbst zitiert, der Pollack, der Schlawiner.
Casino - 25. April, 00:16
Hat er auch noch ein drittes Mal gemacht, weiß aber nicht mehr wo.
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