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ein guter tag mit einer müdigkeit von früher, eine crispe auf-den-punkt-müdigkeit, davor eine nacht durchgemacht auf dem neuen job, zeitlauf nicht bemerkt, einmal sagte der chef, er hätte gerade ein deja-vu, um zwei uhr morgends, sofort danach beginnen die zeiger der uhr an der wand schneller zu gehen, sie laufen und laufen immer weiter, sekundenlanges zögern, aus den augenwinkeln blick aus den fenstern, ob es immernoch dunkel ist, oder ob die zeit wirklich rennt, und nicht bloss die uhr.

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ohrwurm heute gehabt, dann herkunft eingefallen. das lässige. verlockende zeitlupe, oder? als hätte man noch alle zeit der welt für die aggression, als wäre die welt jederzeit offen dafür. der lange anlauf, der die überraschung nimmt und die erwartung steigert. wie der sound beide ebenen einzeln betont, souveränität spiegelt und dem schlag seine gewalt zurückgibt. das hyazinthige nebenan, ein duft der schönes und total fieses sehr eng miteinander vermischt hat, intensiv ad nauseam.

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gespräche über sex und tod, weil das lebensrad sich schneller dreht im frühling, denke ich, was heißt gespräche, es sind verstreute sätze, kleine übersprungshandlungen, so hoffe ich es, um nicht allein zu sein mit dem hunger. der tod ist der von anderen, man erzählt ihn sich so, wie man den eigenen erleben möchte, bisschen anekdotisch, als handlung ohne höhepunkt, es stirbt niemand, aber dies und jenes wurde gesagt und getan, es dürfen hunde ins hospiz, man darf rauchen, sowas. kreaturen mit einem hofstaat an geschichten, wir freuen uns über das lachen und wünschen das ende der langeweile, wir wollen guten sex und träumen nachts von berührungen, die nichts schlüpfriges haben. schöne klarheit im frühling, alles selbstverständlich, das ja und das nein und das vielleicht nicht wichtig, weil alles gerade springt und die arme ausbreitet und jetzt ruft.

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wie man sich in fröhlichem galopp in den sicheren hafen der muttersachen rettet, in gedanken, ins überschaubare und mit rezepten gepflasterte gelände, in den gepflegten garten, wenn der frühling mit seinen ganzen neuanfängen heranpoltert, geh weg, geh vorbei, wie jedes jahr, hier gibt es kein futter für träume.

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mein verhältnis zu meiner putzfrau ist dergestalt, dass ich ihr erkläre, warum ich dieses jahr nicht selber fenster putze/ gardinen wasche (ein arm geht nur auf 45° hoch wegen einem sturz) und sie mir daraufhin anbietet, weniger geld zu nehmen dafür.

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geburtstagsparty des 12jährigen. die jungen die ganze zeit wie die wilden, junge hunde, aufeinander, umeinander, sie rennen und balgen sich, reden gleichzeitig, ich höre das glückliche laute gackern von elias und bin froh. die beiden eingeladenen mädchen sehen total super aus, sie haben sich eingekleidet, sie sind auch 12, aber das sieht man nicht. sie rennen nicht mit, klettern zwar noch mit auf den baum, aber nicht im wettstreit, die jungen sind die ganze zeit ein flimmern, ein atemloses hin-und her, sie ignorieren die mädchen fast komplett, sie springen auf und ab und sind immer woanders und in bewegung. die mädchen reden miteinander und gucken zu, sie laufen 10 meter hinter den jungs und unterhalten sich freiwillig mit mir, sie werfen blicke an den jungen vorbei, sie gucken sich an und ins leere und reden nicht so viel.

man möchte alles daran festhalten und "jetzt!" rufen.

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bei den lebenden sein. bisschen erschüttert, dass man den andauernden, fortwährenden wandel der zeiten gerade so deutlich als bruch vor der nase hat, anders als '89 jetzt im ernst ergebnisoffen.

gregor hat den zweiten band herr-der-ringe durch, wir haben den film zusammen geguckt natürlich. "ich will minas tirith sehen", sagt er, und ist schon 50 seiten im letzten band. david getröstet, der meint, gregor sei "in allem" besser als er, "außer in hockey und klavier". kurzes ja, ähm, also im mütterlichen hirn, dann sage ich ihm die wahrheit: gregor hat tag und nacht gelesen, sofort nach der schule, morgens vorm aufstehen, abends vorm lichtaus. david nicht. gemerkt, dass ein ergebnis (buch durch) auch bei mir ein lauteres signal ist als der weg dahin.

knuti.

knut wird mir fehlen. ich weiß noch, wie sich das angebot anfühlte, das rbb- knutblog zu übernehmen, ich war beeindruckt von den besucherzahlen und hatte etwas bammel vor dem auftrag, ein so lebendiges und gutdurchblutetes weblog in den händen zu haben. ich hatte keine sekunde angst vor den texten oder dem schreiben (difference), und die geschichten sind denn auch einfach beim hinsehen und zuschauen aufgeploppt, weil der bär so sehr alle spielerischen und kindlichen sinne aufgeweckt hat.

morgens hat er sich aufgerichtet, ein bisschen mit dem kopf gewackelt und herübergeguckt, das runde, pelzige, tollpatschige sehr sichtbar und das wilde bedrohte raubtier ganz weit hinten im kopf, es gibt ja wenige orte, wo die macht der zivilisation so deutlich ist wie in einem zoo, all das artgerechte und eingezäunte, das nahe, die wildnis fast zum anfassen, der abstand immer ein bisschen mehr als nur symbolisch, der herrschaftsanspruch akzeptiert und überwuchert vom event-dingens. dann lernt man die vielen knutfans kennen, erkennt die pfleger, lernt auch all die anderen tiere kennen, und die theorie verschwindet angesichts der schönheit des zoos, der sofortigen entspannung, wenn man dort herumspaziert.

er hat mit seinem publikum, mit uns, tatsächlich ball gespielt, er hat den kopf in den nacken gelegt, schwung geholt, und die bälle mit karacho über den wassergraben ins publikum gepfeffert, und ist begeistert hinterhergesprungen, sobald sie zurückgeflogen kamen.

ich habe die bärenvermenschlichung abgelegt mit ende des rbb-jobs, aber beziehungen haben zum glück eine autonomie, ein eigenleben, und so hab ich ihn weiter richtig gern gehabt.

der tick kindliche wut dabei, dass ein so großes und starkes raubtier auf menschlichen schutz angewiesen ist, weil seine rasse sonst verschwinden wird vom antlitz der erde. ärger mich, dass ich antlitz schreibe, wo doch die eisflächen der arktis so unendlich viel älter und größer und kälter sind als ein dummes vergängliches antlitz.

und dann spielt knut mit irgendwas in seinem kleinen tümpelchen, und man beginnt zu lächeln, weil spielen und die freude daran so absolut universal verständlich sind.

außerdem liebte er croissants! nein, er war nicht besonderer als andere eisbären, aber diesen hier haben wir gekannt, und das ändert schon alles. er war eben knut, und ich werde ihn ernsthaft vermissen.

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grad wieder irrationale fluchtreflexe, nach einem ganz anderen ort, also in allem anders. so anders zum beispiel, wasser und himmel nah und gleichberechtigt. ich war da schon mal, mit den kindern, es gab pferde und strausse und versteinerungen und eine villa kunterbunt, es war schön und gut und hell da. wenn marc jetzt weiter solche bilder bloggt, dann hat er mich bald nochmal auf dem hals.

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wenn man den kindern hauptsächlich morgends italienisch beibringt, lernen sie schwerpunktmässig zuviel imperativ.

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für den großen klingeln abends noch mädchen an der tür. er geht runter und kommt bald danach wieder rauf, "war nix, mama" - ich mache innerlich ksch ksch, teile aber ansonsten die meinung der mädels.

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ich mache sie gerade immer wieder auf- und zu, meine kästchen.

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als der dritte schnupfen in folge hochgeht, mit vier kurzen runden gesunden tagen dazwischen, kriege ich einen echten wutanfall, tobe und schimpfe. niesanfall mit zwei schweren einkaufstaschen, zu hohe schuhe für das grausliche berliner pflaster, zuhause geben die kinder mit gutem grund kontra und werden gehört natürlich. nebenbei immer japan im kopf und in den gliedern, wie schon das ganze wochenende lang, es legt sich um die brust.

kochen muss trotzdem. der nächste mann kann sein wie er will, aber kochen muss er können, mein beziehungsideal grad: jemand der sagt, leg dich hin, ich mach das heute, hühnerfrikassee? aber gern, willst du einen tee vielleicht? nee, ich hab schon eingekauft.

und dann schmeckt es auch noch. heute aus lauter biosachen ein wunderbares hühnerdings gekocht, total genervt nebenher, aber egal: gelungen, lecker, reicht für morgen nach der schule auch noch.

japan als riesenelefant im raum. elias erzählt, seine mathelehrerin hätte nur ein paar sätze dazu sagen wollen, dann habe jemand eine frage gestellt, dann hätten sie die ganze stunde nur darüber geredet. alles wirkt schal und transparent vor der katastrophe.

das plutonium hat dabei die hässlichste fratze, die menschenleben der japanischen entscheider und verdränger und politiker und überhaupt aller werden staub und nichts und nochmal nichts, bevor das gift wieder raus ist aus der welt. gäbe es einen gott, er dürfte verschnupft sein angesichts solcher missachtung der schöpfung. die banalität der gründe, profit und energie vorher, danach eine welle, die einen dieseltank mitreisst.

die kinder tanzen und hopsen ein lied, bei dem alle körperteile geschüttelt werden, gackernd, einer mit darth-vader-maske auf. die heiligkeit, nee, die magische unversehrtheit, nee, auch nicht, die schönheit von kinderkörpern, wie unverletzbar körper sein sollten.

als elias neugeboren war, wie ich nichtmal die autoabgase an seine lungen lassen wollte, der kaum bremsbare schutzimpuls, wie ich große strassen gemieden hab, wie nötig und unerfüllbar dieser wunsch ist, wie man seufzt und dann in die küche geht, um aufzuräumen.

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sagt mal, wisst ihr eigentlich noch genau, mit wem ihr mal und mit wem nicht? gibt es menschen, bei denen es einen kleinen bereich des zweifelns gibt, oder wo man vielleicht was verwechselt oder vergessen haben könnte, oder solche mit fließenden übergängen?

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etliche schulen für den großen angesehen. bewerbungen geschrieben, umformuliert, neu geschrieben, verworfen, noch einmal neu geschrieben. die erste wahl hat bereits eine ablehnung geschickt, auf die anderen warte ich jetzt mit gewissen fatalismus.

einer der zwillis soll auch schon aufs gymnasium - zwei standen zur auswahl. beide nehmen ihn nur, wenn IHR gymnasium als erste wahl und nicht als zweite wahl auf dem anmeldezettel steht, auf dem es zwei zeilen gibt, erste und zweite schule der wahl. man soll den zettel bei einer schule abgeben, die reicht ihn dann bei nichtannahme weiter an die zweite schule der wahl, so stehts auf der anmeldung. jetzt wollen beide schulen die originalanmeldung, der tonfall dabei: beleidigt. beide schulen geben überhaupt keine garantie, dass sie das kind aufnehmen werden.

ich werde tippex kaufen gehen, mir die originalanmeldung von schule a wiedergeben lassen mit der begründung, dass - weiß jemand einen guten grund? (schule a kann die beiden durchschläge behalten, das reicht ja wohl) - und bei schule b auch eine anmeldung mit erstwunsch abgeben.

gewisse aggressionen sind nicht zu leugnen, sagen wirs mal vorsichtig und indirekt. in italien konnte man bestechen, das war wesentlich einfacher.

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gut angezogene menschen in der tram morgens, die sehe ich ja sonst nie. männern im montgomery vertraue ich generell und sofort, ich würde mit ihnen mitgehen und dabei ein bisschen über dieses und jenes plaudern, sie sind nachdenklich und auf eine entspannte art altmodisch, es ist männerkleidung, nichts für jungs.

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