Modeste - 15. Oktober, 00:22

Hm. Ich weiß nicht so recht. Ich kenne eine ganze Reihe Frauen, die nicht der Verdienstausfall in den ersten ein, zwei Jahren schreckt, aber die beruflichen Einschränkungen nach der Geburt. Die Kitas, die um 16.00 Uhr und drei Wochen im Sommer schließen. Die Schulen, die die Abwesenheiten einer Beraterin oder einer Hauptstadtjournalistin nicht abdecken. Die Abend- und Auswärtstermine, ohne die angeblich ein qualifiziertes Arbeitsleben nicht einzurichten sei. Nicht zuletzt die anderen Mütter, die die Latte für eine gute Mutter sehr, sehr, sehr hoch legen und schief schauen, wenn man ziemlich umfassend fremdbetreuen lässt. Es heißt dann recht schnell, wenn man so Kinder habe, dann könne man es sich ja gleich klemmen. Dass machen dann viele auch, erst für ein paar Jahre und dann dauerhaft.

Casino - 15. Oktober, 09:29

eine derart umfassende fremdbetreuung ist mir in der tat nicht wirklich nachvollziehbar, obwohl ich selber mich als eher entspannte mutter sehe, die keine allzu hohen ansprüche hat. kitas, in berlin zumindest, gehen immer bis mindestens 17 uhr - das hilft dir dann aber wahrscheinlich auch nicht weiter ... und es kommt ja noch schlimmer! in den ersten fünf bis 8 jahren oder so werden die kinder nachts wach oder schlafen schlecht ein, und die eigene nachtruhe leidet empfindlich, von den vielen krankheiten besonders in der kita-zeit ganz zu schweigen. als eltern kriegt man diese viren auch noch alle, weil es neue varianten sind, gegen die man mit der alten immunität nicht ankommen kann. musikunterricht gibt es nie nach 18 uhr in den ersten jahren, aufführungen in der kita finden am nachmittag statt, die sportvereine haben erst ab der 4 klasse trainingszeiten bis 19:30, da können die kinder allerdings auch schon allein nach hause gehen. für die hausaufgaben brauchst du auch jemand gutes, die erzieherinnen in der schule schaffen das nicht, einige meinen: zu recht, es sind ja auch hausaufgaben. viele kinder werden zu geburtstagen eingeladen, in den ersten jahren sind da die eltern dabei, das legt sich allerdings noch im kita-alter. allerdings mögen es viele kinder, wenn sie die geschenke mit den müttern zusammen einkaufen gehen. überhaupt freuen sich die meisten kinder darüber, mit ihren eltern reden und spielen zu können ;) - erziehung findet eigentlich ununterbrochen statt, das ist auch so eine sache, von tischsitten angefangen bis hin zu wesentlichen dingen wie dem wortschatz, den sozialen gepflogenheiten und anderen lebensäußerungen. es könnte schwierig werden, diesen zeitrahmen auf arbeitsverträgliche zeiten zu beschränken, auf jeden fall wird es sicher teuer - du wirst mehr verdienen müssen, um deinen lebensstandard zu halten. so ist das alles nicht einfach, da gebe ich dir vollkommen recht.

kinder übernehmen von den betreuern - also meine kinder von ihrer mutter - auch 1000 kleinigkeiten, die man nicht kontrollieren kann, die mimik, die art des stimmklangs beim streiten oder diskutieren, den tonfall, in dem man "entschuldigung" sagt, ob man "wie bitte" durchhält, oder ob auch mal ein "häh?" oder "wahaas?" durchrutscht, das begrüßen, die art musik, die man kennt und liebt. bei der wahl der kinderbetreuer für langzeit- und daueranwesenheit sollte man auch darauf achten, dass die einem ähneln, glaube ich inzwischen.

wenn ich so an die anderen eltern denke, die ich kenne, da haben in der tat niemals beide eine 40- oder 50-stunden woche. vielleicht kenne ich aber auch nur deswegen keine, weil man die ja zwangsläufig nie in kinderzusammenhängen zu sehen bekommt, sondern von früher kennen muss :))

(das sich nichts am leben ändern soll, obwohl man kinder bekommen hat - diese hoffnung ist mir sogar ein bisschen unheimlich. meiner erfahrung nach ändert sich alles.)
arboretum - 15. Oktober, 21:37

für die hausaufgaben brauchst du auch jemand gutes

Häh? Wofür denn das? Wir haben die immer alleine gemacht. Ich hätte mich auch schön bedankt, wenn sich da dauernd jemand hätte daneben setzen wollen, um zu gucken, wie ich Hausaufgaben mache.
Casino - 15. Oktober, 21:57

jaaa, das dachte ich ach mal. beim 6. klässler klappt das auch, bei den kleinen nicht. die kinder bekommen alle 14 tage sog. wochenpläne, in denen die hausaufgaben für 2 wochen drinstehen und sollen sich alles einteilen. ich hab sie das alleine machen lassen, bis mir die lehrerin ins heft schrieb, ich müsse mich besser kümmern, das kind habe schon wieder keine/nicht alle hausaufgaben gemacht, mit vorwurf, das kind sei eigentlich gut, aber ohne die unterstützung zu hause sei da leider.... also man muss erinnern, begleiten, teilweise die matheaufgaben erklären. muss im sinne von sozialer verpflichtung. das ist auch ein ergebnis all der dämlichen schulreformen, die immer mehr von den kindern und lehrern fordern, dabei werden gleichzeitig weniger lehrer und erzieher eingesetzt usw.

vielleicht waren sie auch schlauer als meine jungs!

aber es ist auch so, dass sich die zeiten geändert haben.
arboretum - 16. Oktober, 19:01

Wochenpläne mit Hausaufgaben für zwei Wochen gab es bei uns nicht. Die klingen aber auch nicht so, als hätte ich da viel verpasst. Arme Jungs. Das kann man sich doch kaum merken, was in einem halben Monat ist.

Diverse Experimente mit irgendwelchen Bildungsreformen habe ich auch mitgemacht, zwölf meiner 13 Schuljahre verbrachte ich in Hessen, wenn Sie wissen, was ich meine. Das erste Schuljahr verbrachte ich in Rheinland-Pfalz mit dem von mir heiß geliebten Uli, der Fehlerteufel und Mengenlehre. In Hessen gab es damals Mengenlehre erst im fünften Schuljahr, dafür konnten die zu Beginn der zweiten Klasse schon alle bis 100 rechnen, ich aber noch nicht.

Berlin gilt ja auch als besonders schulreformfreudig. Man hat aber als Außenstehender bei der Zeitungslektüre nicht den Eindruck, als wäre irgendetwas besser geworden oder die Schüler glücklicher in der Schule.

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