Samstag, 1. Oktober 2005

fugit

Huch, Woche weg. Das ging aber schnell jetzt. Das Gerenne immer nicht mehr als Hamsterrad, sondern als kleinen Turboantrieb im Kopf, der einen weiter bringt, in Ruhe läßt, den man nicht ölen muss, der einfach läuft wie ein Funkwecker. Außerdem angenehme Ausflüge ins Paralleluniversum Masse: 6 Stunden Goya, davon nur zwei davor, im Regen, mit Kaffee und lauter alten Damen, die mich als junge Dame anredeten, wie zuletzt im Osten die Kellner. Biografien gehört. Überhaupt gab es da früher mal so ein aserbaidschanisches Teehaus, staubig, man schmeckte das Wasser im Tee. Ein junger ernsthaft schöner Akkordeonspieler spielte, in einer Ecke des Arkadenganges sitzend, virtuos Händel und Bach, um 8 Uhr früh, und die Schlange zog nur langsam an ihm vorbei, jeder verflixte Ton stach mich ins müde Hirn, einzeln, eine polytonale Drahthaarbürste. Da wird nachts Tango getanzt, in den Arkaden, erzählte jemand. Sakra, fühlte ich mich da steinalt, weil ich war beim allerersten Betanzen öffentlicher Bauwerke dabei, vor über 10 Jahren, neue Nationalgalerie, im Kampf mit den Skatern und dem Wächter. Die Erzählabfolgen unter Fremden: Warum Goya erst in den letzten Tagen, dann wird es kurz allgemein (Wetter), dann kommt sofort das Besondere, Kenntnisse, Erfahrungen, dann die Familie. Sehr schön alles. Sehr herbstlich, sehr häuslich.

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