shahada
wie immer in den letzten jahren nur einen berlinale-film gesehen, diesmal einen richtig sehr guten: shahada, von burhan qurbani. ein episodenfilm, der einige junge leute durch lebenskrisen begleitet, es geht jedesmal um existentielle wendepunkte im leben, ein mögliches coming out, eine schwangerschaft, ein fehlgegangener schuss, und der film zeigt sehr genau und aus großer nähe, wie diese ereignisse den glauben der personen herausfordern, holla, ein film über den islam, genau wie das letzte buch, das ich gelesen habe. die kamera kommt sehr nah an die gesichter und vertraut den kleinen gesten, bemerkungen und der mimik seiner darsteller. ein berlinfilm, bisschen neuköllnerisch, aber dabei wie ein fisch im wasser, die arbeitsplätze und wohnungen der figuren haben nichts milieustudienhaftes, auch nichts symbolhaft cooles, sondern eine sehr tolle selbstverständlichkeit. nee, vielleicht doch kein film über den islam, eher einer über muslime im alltag, der glaube ist in shahada das erste handwerkszeug, um lebenskatastrophen zu verarbeiten, und er hält diesen katastrophen nicht wirklich stand, und dann geht das leben weiter, weil wir in neukölln sind und die leute zur arbeit müssen. qurhani bringt die ganze spannbreite sehr mühelos auf den bildschirm, den muslimischen alltag mit gackernden frauen, familien, arbeit und kirche, einen eher geschlossenen kreis, und die grenzen, an die seine figuren stossen, wenn die realität mal richtig laut oder gemein wird.