Sammler
Das Gute liegt ja oft so nah, gerade einem Vortrag auf zwei Flügeln des 19. Jahrhunderts gelauscht, darunter einer von glaub' ich sechs noch spielbaren großen Erard -Flügeln von 1886. In meinem Großstadtrevier habe ich nämlich in Rufnähe eine kleinfeine Werkstatt für historische Flügel, die in ihren Räumen und auf den traumschönen Instrumenten dort völlig ungebrochen Werkstattkonzerte veranstalten, in einer Tradition, die genauso alt ist wie die Instrumente. Da sitzt man dann, umgeben von Flügeln, Flügelteilen und Tastaturen mit einem Glas Wein in der Hand und darf zuhören, und das Publikum achtet genausoviel auf das Instrument wie auf den Pianisten. Direkt aus dem Fußballfieber kommend höre ich dann echten und leicht geheimnisvollen Hobbygesprächen über den Umbau alter Klaviermechaniken zu, und ob man Tastaturen neu zusammensetzten darf, und wo das Sofa hinsoll, für das jetzt erstmal kein Platz mehr da ist. Überhaupt ist ja das Sammeln von Konzertflügeln (von historischen Konzertflügeln) eine sofort einleuchtende Leidenschaft, die ich nur bedingungslos befürworten kann.
Es gibt dort vielleicht 40 oder 50 Plätze, frühes Kommen empfiehlt sich, dafür kann nach den Konzerten noch gefachsimpelt* und getrunken und geraucht werden.
*not me, ich hab ja grad erst meinen ersten Erard hören dürfen, aber Hingabe in jeder Erscheinungsform ist sehr wohltuend anzuhören.