summend ab

tomato

heute gospels gehört, auf dem rechner gefunden, tief vergraben, alter kram mit mahalia jackson und ella und so, ich hab das wohl doch nicht mit den LPs zurückgelassen. gehört in den achtzigern bei der tante, bei der alles anders war, die manchmal mitten im satz aufsprang und eine platte auflegte, weil es sein musste, die meine grenzen mit einem lachen aufgelöst hat. es lief immer musik, so kam es mir vor, aber nee: sie haben musik als herz-und-seelen-futter gehört, nicht wie bei uns, wo alles eher in den passenden schubladen blieb oder als brücke in die sentimentalität diente, also schlager, klassik war hochkultur und lief nur sonntags. ich war vor jahren noch sicher, sascha lobo hätte sich nach diesem berühmten lobo hier benannt, der jahrelang bei uns zuhause herumstand. bei der tante gab es einen querschnitt durch r&b, blues, liedermacher, kraut und rüben, gerne laut, gerne mit herumgespringe, gerne auch mal beatles, darum singe ich immer mit, wenn meine jungs morgens yellow submarine brüllen. die alten sachen liefen heute beim kochen und haben mich sofort wieder in dieses kleine wohnzimmer gebracht, wo gegackert und getanzt wurde, immerhin synchron mit dem universum, und wo herumblödeln und mitschmettern in ordnung ging. die songs kommen mir deswegen nie alt oder gar altbacken vor, es ist einfach musik, die immer funktioniert. heute kam dann beim essen let's call the whole thing off, die jungs haben ihn natürlich noch nie gehört - allein das ist schon schräg, oder? ist auch wurscht, ob der song jetzt 47 oder 75 jahre alt ist, überlebt hat er auf jeden fall alles. mit dem bass-einsatz flogen die köpfe hoch und keiner blieb still sitzen. made my day.

...

einen award gewonnen! wie wunderbar, na endlich, freu. leider kann ich jetzt grad gar nicht, ich höre traurige lieder und rauche heimlich im bett und trinke vielleicht noch 1, 2 whiskys nachher, aber morgen, da sage ich gern sieben sachen, die ich noch nicht erzählt habe, wenn ich denn welche finde, ich erzähle ja immer eigentlich fast alles.

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der große kommt nach hause von seinem freund, nach einer halben stunde hängen beide wieder am telefon.

"tschüss"
-
"na denn tschüss mein freund"
-
"ja."
-
"also, tschüss"
-
"ja" (lachen)
-
"okee"
-
"tschüss!"

...

auf dem heimweg ein fast leeres geschäft, beim vorbeilaufen lese ich das schild: bentos! ich glaube, ich habe ein bisschen gekrischen, bin mit davidzwilling hinein und habe die verkäuferin angestrahlt, und nach ein paar weiteren begeisterten ausrufen mit dem angeben begonnen, weil ich ja auch bentos für die jungs zusammenstelle, wenn auch nicht mehr täglich. sie sagt, ja, "das ist unsere kultur, meine mutter hat auch immer gemacht". "meine sind nie so schön wie ihre" sage ich, sie hält den ball und erzählt, die bentos ihrer mama seien auch oft [sie kräuselt die nase und legt ganz leicht den kopf schief] soso gewesen, aber eben manchmal auch [augenbrauen heben sich, runder mund] so. die onigiri seien leider schon alle. wir nehmen eins der letzten drei mit, 4,50 €, die verkäuferin kommt um die theke herum und überreicht es david mit einer verbeugung. david verbeugt sich fast gleichzeitig, auf dem heimweg, der nur ein paar hundert schritte lang ist, ein bento-laden in unmittelbarer nachbarschaft, wie toll ist berlin? auf dem heimweg mache ich davidzwilling ein kompliment wegen seiner prompten japanischen verabschiedung, da sagt er mir folgendes: "ich hatte nur kurz angst, dass sie glaubt, ich würde mich über sie lustig machen, weil das ja nicht unsere kultur ist". mein meta-kind, sage ich ihm stolz. meter fünfundvierzig, sagt er.

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gregor sportet 101 mückenstiche und einen dicken husten nach der ferienwoche, david 41. ihre füße sahen aus, als würden sie seit jahren auf der strasse leben, sie fanden die woche okay, aber nicht so toll wie sonst, weil das wetter so schlecht war und sie im zelt untergebracht waren, "aber unseres wurde zum glück nicht so überschwemmt".

beim abholen kommen lauter jungen und mädchen auf elias zu, um sich mit umarmung von ihm zu verabschieden, vorher kannte er nur ein paar von ihnen, ich denke an das nächste schuljahr mit lauter unbekannten kindern und freue mich.

den ganzen abend kommen geschichten und abenteuer ans licht, bis 22 uhr kommen die jungs immer mal wieder aus ihren betten zu mir rüber, weil ihnen noch was einfällt. bin sehr froh, das sie wieder hier sind, meine mäuse.

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deine unterarme wandern auf dem tisch herum, du redest mit den händen, starke hände, du hast nichts weiches, dein körper gibt noch nicht nach, er verändert sich nur. wir reden vom älterwerden und der nachlassenden unruhe, ich spotte ein bisschen über den marathon, deine fitness ist aber schon ein prächtiger ersatz für die jugend. du fährst rad und läufst viel, ich mag das festhalten an der kraft, nicht nur aus eitelkeit, sondern weil dein leben so voll und fordernd ist. dein blick ist stiller, wir grüßen uns, während du erzählst und erzählst.

(mmmh.)

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"sag mal, auf was für einem konzert warst du mit elias neulich? ach prince! david garrett war ja auch da, du das war toll, mit orchester, der spielt ja so großartig, das glaubst du gar nicht, das hab ich gesehen zufällig. das ist ja ein toller musiker. und mit prince, damals als die shermans noch da gewohnt haben, also bevor die nach amerika zurückgezogen sind, die waren bei den baptisten, und die baptisten hatten so einen gebetsraum, einen recreationroom, im – wie heißt das noch, was war noch die großmutter, wart mal, im diakonissenhaus war das. weil die kirche, das ist alles privat in amerika, und wenn die kirchenmitglieder geburtstag haben, werden die persönlich aufgerufen, und wenn jemand hilfe braucht, dann wird dem geholfen, und da machen immer alle mit. die shermans hatten mich mitgenommen an dem tag, und prince kam da hin, der war wohl grad in hamburg, und da wurde mir der vorgestellt, ich hab noch gesagt, was für ein prinz? du, der war nett. die baptisten haben immer einen chor und jim war da natürlich auch drin, und der prince hat da bei dem gottesdienst auch mitgesungen."

die tante ursel, eine sehr energiereiche lieblingstante kurz vor ihrem 75., erzählt aus dem fernen jahr 1998.

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ich bin gar nicht da grade, also unter anderem in den ferien. hier ist der oleander gewachsen und jetzt über 5 meter hoch, es ist immer heiß, bis auf nachts, dann kommt so eine angenehme frische über den see gezogen. der rasen auf dem handtuchgarten ist grün und dicht dieses jahr, weil die bewässerung endlich funktioniert hat. die kinder haben entdeckt, dass es über satellit deutsches fernsehen gibt, und sie haben versäumt, mir das sofort mitzuteilen. ich habe die kabel entfernt und auch versäumt, ihnen das mitzuteilen. vielleicht lege ich sie aber auch wieder hin, das muss ich noch entscheiden. es ist gut möglich, dass hier ein paar wochen lang nicht neues dazukommt.

la grazia del cuore

die absurde mehrstimmigkeit des lebens, das kind in uns ist eingeschlafen in sicherheit, die erwachsenen reden und lachen und reden und gewinnen wieder land, aber war das nötig, wir sind doch zuhause, ja, aber.

(und wie es der zeit nochmal gelungen ist, in schönheit sich vergessen zu machen, kurz vor jetzt, das war cool. man könnte glauben, dafür sei alles, alles gut.)

also eigentlich meinte ich so neujahrsmäßig für alle: das jahr ist nicht so wichtig, es sind immer die momente, aber das wisst ihr schon, oder?

capossela im hintergrund, gar nicht der text mit seiner vielwortigen geschichte, ihrem linearen nach-vorne und der stille, wenn der song aufgehört hat, der vollendung, nee, der basslauf, der sich auf drei, vier noten im kreis dreht, der war ja vorher schon da, oder nicht? ist er doch immer, der olle herzschlag.

ein nachmittag im hackbarth, den laden hatte ich fast vergessen, ein ex-favourite mit dunkelblauen schimmernden kacheln an den wänden und einem vertrauten tresen, die menschen lesen und gucken und etwas summt, glaube ich, vielleicht ist es aber auch das andere, das immer noch summt. ich lese in der zeit über jüdische emigranten und die empathie nimmt mich mit in die schönen upper-eastside-wohnungen auf den fotos, diese alten gesichter mit den stillen augen, wie sie namen nennen, alles noch wissen, die details, natürlich, weil sie noch leben und die geschichte mit ihnen.

man steht am wasser, mit fast keinem gepäck, alles weit und offen: das meer. (leerzeilen ohne ende)
und dann geht man wieder heim, so ist das.

das ist herrlich unkonkret, sagt die zweitstimme, aber du kennst das doch, alles, und ich muss lachen, yeah, aber nicht das neue im bekannten, jaja, sagt die stimme, aber lass uns trotzdem singen, vielleicht klingt es ganz gut.

seid nachher jedenfalls so laut wie ihr könnt, das jahr hat ein richtiges feuerwerk verdient.

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gar nicht leicht, das jahr gehen zu lassen. es war nicht toll und nicht dramatisch, ein durchschnittsjahr mit leichter grautönung.

fähigkeit zum aufräumen, also im stress die gewöhnung an den stress zu merken, sich da rausholen, dabei mit dem körper anfangen: aufstehen, auf zehenspitzen stellen, strecken, kopf wackeln, langsam, bis man die halswirbel wieder spürt, in so einem hallo-körper-gestus, der nicht nötig ist, weil man sich auch so kennt. dann nochmal hinsetzen um neun, kurz einen job fertigmachen, der großen spass bringt, mit netten leuten, neuen erfahrungen, ei-gent-lich ist alles okay grade.

standpunkte herumschieben wie möbelstücke, dieser widerstand dabei, der ist total super, wie das schieben im tango, wenn man sich in der base leicht gegen den mann lehnt, den schwerpunkt in bewegung bringt.

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